Inschriftenkatalog: Rhein-Hunsrück Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 60: Rhein-Hunsrück-Kreis I (2004)

Nr. 180 Oberwesel, Kath. Pfarrkirche Unserer Lieben Frau 1.V.16.Jh.

Beschreibung

Wandmalerei mit Namensbeischrift der hl. Cordula am dritten Pfeiler des südlichen Seitenschiffs. Figurenreiche Darstellung1) des Martyriums der hl. Ursula und ihrer Gefährten vor den Toren der Stadt Köln. Das Zentrum des Bildes nimmt das Schiff der hl. Ursula und ihres Gefolges ein, bedrängt von den sie angreifenden und ermordenden Hunnen. Den linken Hintergrund bildet die ummauerte, im oberen Eck mit einem Wappen bezeichnete Stadt Köln, den rechten eine Landschaft mit dem Martyrium der hl. Cordula, einer der drei bekannteren Gefährtinnen Ursulas. Diese kniet, von zwei Schergen gestellt, in Erwartung ihres Todes im Eingang eines Hauses; unter der Szene befindet sich die schwarz gemalte Inschrift. Schlecht erhaltene Temperamalerei auf Kreidegrund, im Jahr 1907 durch den Maler Aschenbroich2) stark überarbeitet.

Maße: H. 186, B. 123 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal.

Thomas G. Tempel (ADW) [1/1]

  1. S(ancta) cordula

Wappen:
Stadt Köln

Kommentar

Obwohl der im 10. Jahrhundert entstandenen Ursula-Legende3) nach das Martyrium der britischen Königstochter und ihrer Begleiter (darunter die 11000 Jungfrauen) auf den nach diesem Ereignis benannten Ursulinischen Feldern nördlich der Stadt stattgefunden haben soll, spielt sich die hier dargestellte Szene offenbar im Süden des wohl realistisch aufgefaßten Köln des 15. Jahrhunderts ab. Gleiches gilt für das Martyrium der hl. Cordula, das diese zwar erst einen Tag nach dem Gemetzel, aber an gleicher Stelle erlitten haben soll. Möglicherweise hängt die - durch die singuläre Inschrift stark betonte - Nennung Cordulas auf dem Oberweseler Bild mit der besonderen Bedeutung der Johanniter-Kommende4) in Köln zusammen, auf deren Gelände 1268 angeblich die Reliquien der hl. Cordula aufgefunden und in einem Sarkophag bzw. im Hauptaltar der seitdem St. Johann und Cordula genannten Johanniterkirche beigesetzt wurden.

Die Datierung des für die historische Topographie Kölns noch nicht ausreichend gewürdigten Bildes orientiert sich an der kunsthistorischen Einordnung.

Anmerkungen

  1. Vgl. die ausführliche Beschreibung und Interpretation des Gemäldes bei Kern.
  2. Vgl. dazu Kern.
  3. Vgl. zum Folgenden Nitz, Ursula 521ff. sowie ausführlich Zehnder, St. Ursula pass.
  4. Vgl. zum Folgenden Kdm. Köln 117 und 122f. sowie Simon, St. Johannes und Cordula 196ff.

Nachweise

  1. von Lepel, Wandmalerei 15.
  2. Clemen, Gotische Monumentalmalereien 347 mit Taf. 83.
  3. Kdm. Rhein-Hunsrück 2.2, 187 mit Abb. 93.
  4. Kern, Wandmalerei (Ms.).

Zitierhinweis:
DI 60, Rhein-Hunsrück-Kreis I, Nr. 180 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di060mz08k0018009.