Inschriftenkatalog: Rhein-Hunsrück Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 60: Rhein-Hunsrück-Kreis I (2004)

Nr. 171 Oberwesel, Kath. Pfarrkirche Unserer Lieben Frau 1520

Beschreibung

Grabplattenfragment eines unbekannten Ehepaares. Ursprünglich in der Liebfrauenkirche1), wurde es 1842/45 nach außen an die Wand des Kreuzgangsüdflügels versetzt und 1990/91 im neu errichteten Nordflügel des Kreuzgangs aufgestellt. Obere Hälfte einer großen Platte aus gelbem Sandstein mit Umschrift auf erhöhter Leiste, unterbrochen durch zwei Wappen in den oberen Ecken. Im Feld ist in Flachrelief unter Weinlaubranken das sich zuwendende Ehepaar dargestellt, links der Mann mit schulterlangem Haar und übereinandergelegten Händen vor dem Bauch, daneben die Frau mit gefalteten Händen. Bei den auffälligen, nur noch rudimentär vorhandenen, quer über die ganzen Oberkörper laufenden Parallel-Rillen dürfte es sich nicht um "sich abzeichnen(de) Rippen ... der entblößten Oberkörper"2) handeln, sondern eher um Details der möglicherweise eng anliegenden Obergewänder. Äußerst stark abgetreten und verwittert, dadurch erheblicher Schriftverlust.

Maße: H. 152, B. 108, Bu. 5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

Bild zur Katalognummer 171: Grabplattenfragment eines unbekannten Ehepaares

Thomas G. Tempel (ADW) [1/1]

  1. Im · Iar m v x xa) · Ist · / hi[er ...st]orbe(n) · die [..... / - - - / ....o] der got genedigk sy am(en)

Wappen:
unkenntlichunbekannt3)

Kommentar

Als Worttrenner der mit weiten Wortabständen ausgeführten Minuskel dienen kleine Quadrangeln.

Die nicht ritterliche Darstellung des Mannes und die Ausführung des Wappens lassen auf ein bürgerliches Ehepaar schließen, das sein gemeinsames Grabdenkmal mit dem an dieser Stelle selten verwendeten Motiv rankender Weinreben schmücken ließ.

Textkritischer Apparat

  1. Kdm. liest [...] m v xx st... - Über v dürfte als Multiplikator ein kleines hochgesetztes c gestanden haben.

Anmerkungen

  1. Vgl. Kdm. 410.
  2. So Kdm. - Die Darstellung Verstorbener als Gerippe ist zwar in Teilen Europas seit der Mitte des 14. Jh. in unterschiedlichsten Ausprägungen nachweisbar, im deutschen Sprachgebiet jedoch nur vereinzelt ab dem 15. Jh. vorzufinden; vgl. dazu Bauch, Grabbild 252-262.
  3. 3 Pfähle (?).

Nachweise

  1. Kdm. Rhein-Hunsrück 2.2, 416 mit Abb. 271.

Zitierhinweis:
DI 60, Rhein-Hunsrück-Kreis I, Nr. 171 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di060mz08k0017100.