Inschriftenkatalog: Rhein-Hunsrück Kreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 60: Rhein-Hunsrück-Kreis I (2004)
Nr. 158(†) Oberwesel, Kath. Pfarrkirche Unserer Lieben Frau vor 1515
Beschreibung
Wandmalerei mit Renovierungsinschrift und Fürbitte unterhalb der Brüstung der Westempore. Links Muttergottes mit Kind und Szepter im Strahlenkranz, rechts gegenüber der kniende Stifter Petrus Lutern in Kanonikertracht, in den betend gefalteten Händen Rosenkranz und Birett. Zwischen Muttergottes und Stifter ein Spruchband mit der schwarz auf Weiß gemalten Renovierungsinschrift (A), vom Stifter ausgehend ein kleineres Spruchband mit der in kleinerer Schrift ausgeführten Fürbitte (B). Dazwischen ein drittes Spruchband mit einer neuzeitlichen Renovierungsinschrift (C). Die in Tempera ausgeführte Wandmalerei wurde 1895 stark überarbeitet.
Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien, gemalt (A, B).
- A
Ecclesia · hec · renouata · est · per · can(onicum) · Lutern ·
- B
maria ora pro benefactore Ecclesiae tue
- C
Iterum · renouata · est · A(nn)o · d(omini) · mo · do · c · c · co · l · x · x · x · xo · v ·
Übersetzung:
Diese Kirche wurde erneuert durch den Kanoniker Lutern. - Maria, bitte für den Wohltäter deiner Kirche. - (Die Kirche) wurde wiederum renoviert im Jahr des Herrn 1895.
Anmerkungen
- Vgl. Hermann, Führer 35.
- Vgl. zu ihm die folgende Nr.
Nachweise
- Kdm. Rhein-Hunsrück 2.2, 200.
- Kern, Wandmalerei (Ms.).
Zitierhinweis:
DI 60, Rhein-Hunsrück-Kreis I, Nr. 158(†) (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di060mz08k0015802.
Kommentar
Trotz der starken Überarbeitung lassen sich bei der Minuskel zeittypische Merkmale wie Versalien mit Brechungen und winzige v-Häkchen über dem vokalischen u beobachten. Als modern ausgeführte Worttrenner dienen Punkte mit vier kleinen Strichen. Die sich an den Formen der Stifterinschrift orientierende moderne Inschrift bezieht sich auf die von W. Batzem1) durchgeführte Restaurierung der Malerei im Jahre 1895. Immerhin übernahm er daraus nicht das lange, für die Typographie des ausgehenden 19. Jahrhunderts charakteristische s mit unter die Grundlinie verlängertem Schaft (bei est), zeigte also wenigstens ansatzweise Sensibilität für unterschiedliche Schriftperioden.
Neben seinen zahlreichen Stiftungen zum Schmuck der Altäre scheint Lutern2) zwischen 1475 und 1515 auch für die Renovierung der Liebfrauenkirche gesorgt zu haben, die aber mangels näherer Quellen weder zeitlich noch vom Umfang her genauer bestimmt werden kann. Da zudem zwei Schlußsteine im Südflügel des Kreuzgangs mit seinem Wappen versehen sind, dürften sich die Maßnahmen auch auf diesen Teil der Stiftsgebäude erstreckt haben.