Inschriftenkatalog: Rhein-Hunsrück Kreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 60: Rhein-Hunsrück-Kreis I (2004)
Nr. 143 Boppard, Kath. Pfarrkirche St. Severus E.15./A.16.Jh.
Beschreibung
Evangelistensymbol mit Namensbeischrift an dem im Chor der Kirche aufgehängten Triumphkreuz. Überlebensgroßes spätromanisches Kruzifix1) aus Eichenholz mit vier rechteckigen Tafeln an den Enden der Kreuzbalken, darin "in den ersten Jahren des 14. Jahrhunderts"2) erneuerte Evangelistensymbole. Auf der Tafel zu Füßen des Gekreuzigten Löwe mit Spruchband und später aufgemalter Namensbeischrift. Die entsprechenden Spruchbänder der restlichen drei (stark zerstörten) Evangelistensymbole fehlen. Das Kreuz erfuhr zwischen November 1966 und Juli 1967 in der Kölner Restaurierungswerkstatt von Grete Brabender eine "gründliche Wiederherstellung"3), wobei auf dem Spruchband des Markussymbols der Name "in schwarzer gotischer Schrift"4) freigelegt wurde. Bei dieser Gelegenheit versetzte man die Tafel mit dem Markus-Löwen von ursprünglich unten nach links oben5).
Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal, gemalt.
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S(anctus) · marcus
Anmerkungen
- Kunsthistorisch datiert Ende des 12. Jh. (Trier 45), bzw. unter Berücksichtigung der Baugeschichte der Severus-Kirche in die dreißiger Jahre des 13. Jh. (Caspary 100).
- So Trier 48.
- So Kdm. 246. - Da die ursprünglich romanische Fassung nur noch in Spuren nachweisbar war, wurde die zweitälteste, wahrscheinlich frühgotische Fassung freigelegt und konserviert.
- So Caspary 99.
- Vgl. dazu Trier 26 Anm. 23 mit Abb. 8. - Diese Maßnahme wurde inzwischen zugunsten des alten Zustandes wieder rückgängig gemacht.
- So Trier 48.
- Die restauratorische Untersuchung des Kreuzes ergab bis zu sieben (nachmittelalterliche) Übermalungen; vgl. dazu Caspary 99.
Nachweise
- Caspary, Triumphkreuz, Abb. 5 (Detail).
- Trier, Triumphkreuz 22 mit Abb. 6 (Detail).
- Kdm. Rhein-Hunsrück 2.1, Abb. 140 (Gesamtansicht).
Zitierhinweis:
DI 60, Rhein-Hunsrück-Kreis I, Nr. 143 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di060mz08k0014305.
Kommentar
Wenn die kunsthistorische Datierung der später angebrachten Tafeln mit den Evangelistensymbolen zutrifft, müßte die Namensbeischrift wohl noch in gotischer Majuskel ausgeführt gewesen sein. Der heutige Befund zeigt jedoch eine Mischschrift mit Anklängen an Elemente der gotischen Majuskel (S mit deutlicher Bogenschwellung, das obere Bogenende abgeknickt und keilförmig, das untere spornlos auslaufend) und der gotischen Minuskel (doppelstöckiges a, gebrochenes r). Ohne Schaftbrechung ausgeführt sind die Buchstaben m und s; a und c weisen teilweise gerundete Schäfte auf. Unter der Voraussetzung, daß der Restaurator wenigstens ansatzweise originale Merkmale bewahrt hat, kann die Inschrift keinesfalls im "13. oder frühe(n) 14. Jahrhundert"6) entstanden sein, sie dürfte vielmehr aufgrund ihrer Mischformen im Verlauf einer Erneuerung der Fassung Ende des 15./Anfang des 16. Jahrhunderts7) neu aufgemalt worden sein.