Inschriftenkatalog: Rhein-Hunsrück Kreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 60: Rhein-Hunsrück-Kreis I (2004)
Nr. 132(†) Oberwesel, Kath. Pfarrkirche Unserer Lieben Frau 15.Jh.
Beschreibung
Deckenmalerei mit der Darstellung von acht Engeln in Medaillons, die in die Gewölbefelder der beiden Joche des Hauptchors gemalt sind. Beginnend im Westen trägt jeweils einer der paarweise angeordneten Engel ein Spruchband mit den schwarz auf Weiß gemalten Inschriften (A-D), die nacheinander gelesen den Beginn eines Marienliedes ergeben. Aufgrund der durchgreifenden Erneuerungen der Gewölbemalereien in den Jahren 1842-45 und 1895-981) sowie deren Wiederherstellung in den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts2) kann allenfalls noch ihre Grundstruktur als original bezeichnet werden.
Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.
- A
· Ave · Regina · coelorum ·
- B
· Ave · Domina · Angelorum ·
- C
· Salve · radix · salaa) · portab)
- D
· Ex · qua · mundo · lux · est · ortac)
Übersetzung:
Sei gegrüßt, Königin der Himmel, sei gegrüßt, Herrin der Engel. Sei gegrüßt du Wurzel, sei gegrüßt du Pforte, aus welcher der Welt das Licht entsprungen ist.
Versmaß: Endgereimte (A, B) bzw. endgereimte rhythmische Achtsilber (C, D).
Textkritischer Apparat
- So für salve.
- Salve radix salve Kdm.
- Ex qua mundatur est ortu Kdm.
Anmerkungen
- Vgl. dazu Kdm.
- Vgl. dazu Elenz, Architekturfassungen 31.
- Vgl. zur Datierung die vorhergehende Nr.
- Vgl. dazu Schmetz, Vesperbuch 142f.
Nachweise
- Kdm. Rhein-Hunsrück 2.2, 164 mit Abb. 64 (Gesamtaufnahme).
Zitierhinweis:
DI 60, Rhein-Hunsrück-Kreis I, Nr. 132(†) (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di060mz08k0013200.
Kommentar
Die aus Elementen der gotischen Minuskel und der Fraktur kombinierten Buchstaben dürften während der 1895-98 durchgeführten Renovierung aufgrund alter Schriftreste - mit modernen Zutaten - neu gemalt worden sein. Die Schaftspaltung bei l erinnert an Zierformen des späteren 15. Jahrhunderts3).
Bei den von Westen nach Osten zu lesenden Inschriften handelt es sich um eine bekannte Antiphon zur Ehre der Patronin der Liebfrauenkirche, das zu den zwischen Mariä Lichtmeß und Gründonnerstag gehaltenen Marienandachten gesungen wird4).