Inschriftenkatalog: Rhein-Hunsrück Kreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 60: Rhein-Hunsrück-Kreis I (2004)
Nr. 125 Oberwesel, Kath. Pfarrkirche St. Martin E.15.Jh.
Beschreibung
Spruchinschrift auf einer Wandmalerei mit der Darstellung des Martyriums des Achatius und der 10000 Märtyrer, innen am westlichen Turmpfeiler. Das hochrechteckige Bild zeigt mehrere Szenen: im Vordergrund das Martyrium dreier Soldaten im Dornengestrüpp, links dahinter die Blendung des hl. Achatius mittels eines Bohrers, rechts dahinter die Heranführung weiterer Soldaten zum Martyrium, links daneben ein auf die Geschehnisse weisender (christlicher) Kaiser mit seinem Ratgeber. Über allem schwebt Gottvater, mit der Rechten auf ein schwarz auf Weiß beschriftetes Spruchband deutend. Kaseinmalerei auf Kreidegrund, überarbeitet. Inschrift nurmehr fragmentarisch erhalten.
Maße: H. 150, B. 85, Bu. 1 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel.
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estot[e - - -]a)
Textkritischer Apparat
- ..stor.. Kdm. - Nach einem Spatium folgen drei unkenntliche Buchstaben eines weiteren Wortes, ebenso am Ende des Spruchbandes. - Als Ergänzung der Inschrift bietet sich der Beginn der Antiphon estote fortes in bello et pugnate cum antiquo serpente an, wie er bereits auf einer Tafelmalerei in Liebfrauen mit der Darstellung derselben Szene verwendet worden ist; vgl. Nr. 77 Anm. 3.
Anmerkungen
- Vgl. dazu Kimpel, Achatius 15ff.
- Vgl. Nr. 77.
Nachweise
- von Lepel, Wandmalereien, Fig. 347.
- Clemen, Gotische Wandmalereien, Fig. 347.
- Kdm. Rhein-Hunsrück 2.2, 489 mit Abb. 316.
- Kern, Wandmalerei (Ms.).
Zitierhinweis:
DI 60, Rhein-Hunsrück-Kreis I, Nr. 125 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di060mz08k0012507.
Kommentar
Die1) erst im 12. Jahrhundert nach dem Vorbild der Thebäischen Legion entstandene Legende des Martyriums des Achatius und der 10000 Märtyrer von Armenien gehört zu den im Rheinland bevorzugten Themen der spätmittelalterlichen Wand- und Tafelmalerei. Aufgrund der Übereinstimmung in der Auswahl und Anordnung der Szenen ist davon auszugehen, daß sich der unbekannte Maler an der Komposition desselben Themas auf dem rechten Flügel eines Altarretabels in Liebfrauen2) orientiert hat. Die Datierung folgt der kunsthistorischen Einordnung.