Inschriftenkatalog: Rhein-Hunsrück Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 60: Rhein-Hunsrück-Kreis I (2004)

Nr. 104(†) St. Goar, Evang. Stiftskirche zw. 1469 u. 1479 bzw. 1489

Beschreibung

Namensbeischriften der Heiligen Vitus und Quirinus (von Neuß). Wandmalerei auf der Schildwand östlich des Südportals. Dargestellt sind die beiden sich zuwendenden Heiligen mit ihren Attributen, zu ihren Füßen schwarz auf Weiß inschriftlich bezeichnet, dazwischen eine Marke im Wappenschild. Links der hl. Vitus als jugendlicher Ritter mit Palme und Schwert in den Händen, mit beiden Beinen auf einem liegenden König stehend, rechts der hl. Quirin mit Schild und Lanze mit Wappenbanner, beides mit den neun Kugeln des Neußer Stadtwappens versehen. Die Malerei wurde 1906/07 von A. Bardenhewer aufgedeckt und restauriert1).

Maße: H. ca. 120, B. 100, Bu. 4 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

Bild zur Katalognummer 104: Wandmalerei mit Namensbeischriften der Heiligen Vitus und Quirinus (von Neuß)

GDKE Denkmalpflege [1/1]

  1. Sanctus vitus // Sanctus quirinus

Wappen:
unbekannt2)

Kommentar

Im Gegensatz zu den anderen Inschriften des südlichen Seitenschiffs sind die der gotischen Majuskel entnommenen Versalien der kräftig ausgeführten Minuskel nicht durch rote Farbe hervorgehoben.

Das Wappen mit der Marke zwischen den Namensbeischriften läßt auf einen unbekannten bürgerlichen Stifter der Wandmalerei3) schließen. Da beide Heilige im Stift St. Goar nicht eigens verehrt wurden4), könnte die Darstellung von Vitus auf seine nach der Mitte des 15. Jahrhunderts sprunghaft angestiegene Verehrung zurückzuführen sein5), die von Quirinus von Neuß auf seine weit verbreitete spätmittelalterliche Wertschätzung als regionaler Heiliger in den Bistümern Köln und Trier6).

Anmerkungen

  1. Vgl. dazu Kern.
  2. Marke Nr. 5.
  3. Vgl. zur Datierung Nr. 99.
  4. Vgl. dazu Pauly, Stifte 212ff.
  5. Vgl. dazu und zum Folgenden Braun, Darstellung 617ff. und 728ff. - Ungeklärt ist die Bedeutung des sonst als Attribut bei Vitus wohl nicht nachzuweisenden Königs; möglicherweise handelt es sich um eine Anspielung auf Kaiser Diokletian, aus dessen Kerkerhaft Vitus entkommen konnte.
  6. Vgl. dazu (ohne Hinweis auf St. Goar) den Überblick bei Torsy, Quirinus pass.

Nachweise

  1. Clemen, Gotische Monumentalmalereien 360 mit Fig. 365.
  2. Braun, Tracht und Attribute, Abb. 333.
  3. Kern, Wandmalerei (Ms.).

Zitierhinweis:
DI 60, Rhein-Hunsrück-Kreis I, Nr. 104(†) (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di060mz08k0010405.