Inschriftenkatalog: Rhein-Hunsrück Kreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 60: Rhein-Hunsrück-Kreis I (2004)
Nr. 70 Boppard, Kath. Pfarrkirche St. Severus 1439
Beschreibung
Glocke, sogenannte Meßglocke1). Südturm, Glockenstuhl, östlichste Glocke im oberen Geschoß. Kleine Glocke mit einzeiliger Umschrift zwischen Kordelstegen, darunter vegetabiler Fries. Auf der Flanke kleines Relief der stehenden Muttergottes mit dem Kind im Arm. Gewicht ca. 550 kg, Schlagton ces''2). Buchstaben zum Teil stark verkrustet.
Maße: H. ca. 74, Dm. 91, Bu. 2 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel.
-
· ave · maria · gracia · plena · dominus · tecum3) mccccxxxixa)
Übersetzung:
Gegrüßest seist du Maria voll der Gnade, der Herr ist mit dir, 1439.
Textkritischer Apparat
- in celo (statt der Jahresangabe) Lehfeldt.
Anmerkungen
- Von Rhein. Antiquarius als "10= Uhren= oder Hofglocke", von Klein zudem als Kehrglocke, von Kdm. als Meßglocke bezeichnet. Vgl. zu diesen früheren (namensgebenden) Läutegewohnheiten Klein, Geschichte 280, der die Glocke fälschlich ins Jahr 1379 datiert.
- Angaben nach Sebastian Schritt, Glockensachverständiger in Trier, Klanganalyse vom 25. Januar 2001.
- Lk 1,28 (teilw.).
- Mit ihm wird der Beginn der Glockengießertätigkeit in Andernach verbunden; vgl. dazu Poettgen, Jahrhundert 16.
- Freundliche Mitteilung von Herrn Jörg Poettgen, Overath, vom 28. Dezember 2002 mit Hinweis auf Streitenberger, Glocke "Maria".
Nachweise
- Schlad, Chronick 1, o. P.
- Rhein. Antiquarius II 5, 470.
- Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 579.
- Pauly, Stifte 16.
- Kubach/Verbeek, Denkmälerinventar I 88.
- Kdm. Rhein-Hunsrück 2.1, 262.
Zitierhinweis:
DI 60, Rhein-Hunsrück-Kreis I, Nr. 70 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di060mz08k0007006.
Kommentar
Die sauber gegossene Inschrift fällt durch weite, unregelmäßig gesetzte Wortabstände auf. Als Worttrenner dienen große Rosetten.
Bei dem bislang unbekannten Glockengießer handelt es sich um den vermutlich von 1433 bis 1444 tätigen Andernacher Meister Heinrich Klockengießer4), dem jüngst eine zweite Marien-Glocke mit vergleichbaren Merkmalen aus demselben Jahr in Filsen (Rhein-Lahn-Kreis) nachgewiesen werden konnte5).