Inschriftenkatalog: Rhein-Hunsrück Kreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 60: Rhein-Hunsrück-Kreis I (2004)
Nr. 32 Oberwesel, Kath. Pfarrkirche Unserer Lieben Frau zw. 1335 u. 1339
Beschreibung
Grabplatte eines adeligen Laien Theoderich. Ursprünglich in der Liebfrauenkirche, wurde sie 1842/45 nach außen in den Boden des Kreuzgangsüdflügels verlegt. Große Platte aus rotem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien, die sich oben im Feld in mindestens einer Zeile fortsetzt; darunter ein großes, flachreliefiertes Wappen ohne Helmzier. Stark abgetreten und verwittert, dadurch erheblicher Schriftverlust.
Maße: H. 193, B. 99, Bu. 5,5 cm.
Schriftart(en): Gotische Majuskel.
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· a) ANNO · D(OMI)NI · M · CCCXXXU[.] / · [- - -]b) IN · VIG(ILIA) · SANCTI · IOH(ANNIS) · [.../...]T(E)c) · O(BIIT) · / THE[D//R]ICVSd) [... / - - -]e)
Übersetzung:
Im Jahr des Herrn 133(.) am Abend vor dem Fest des heiligen Johannes des Täufers bzw. des Evangelisten (23. Juni bzw. 26. Dezember) starb Theo(derich ...).
unbekannt1) |
Textkritischer Apparat
- Schriftbeginn rechte Leiste oben nach vier rautenförmig angeordneten Punkten.
- Die Stelle scheint unbeschriftet geblieben zu sein.
- Eine Ergänzung aufgrund des vorhandenen Raums ist nicht möglich, weil die infrage kommenden Wörter EVA(N)GELISTE oder BAPTISTE annähernd gleich lang sind und kein Buchstabenrest eine Entscheidung erlaubt.
- Die Buchstaben in der Mitte des Namens sind nicht sicher zu identifizieren; das gilt auch für eventuelle Kürzungen oder hochgestellte Buchstaben.
- Löcher im Stein konnten nicht als Reste von Buchstaben identifiziert werden; es ist allerdings nicht auszuschließen, daß der Text hier fortgesetzt wurde.
Anmerkungen
- Ein Wechselzinnenbalken.
- Vgl. dazu Pauly, Stifte 583.
Zitierhinweis:
DI 60, Rhein-Hunsrück-Kreis I, Nr. 32 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di060mz08k0003204.
Kommentar
Auffällig ist die breite Proportion der Majuskel, von der in weiten Teilen nur noch die Schattenstriche zu erkennen sind, nämlich Schwellungen und verbreitete Enden von Schaft-, Balken- und Bogenenden. Als Worttrenner dienen Punkte. Alle diese Vertiefungen können leicht mit erosionsbedingtem Materialverlust verwechselt werden.
Da nicht - wie bei den übrigen Grabplatten von Oberweseler Stiftsherren - der Verstorbene dargestellt oder ein Kelch abgebildet ist, muß es sich bei Theoderich um einen Laien handeln. Weder der Name Theoderich, noch Theoderich NN. noch das Wappen waren bisher schlüssig mit dem Liebfrauenstift in Verbindung zu bringen, wenngleich der Name in der fraglichen Zeit durchaus nachzuweisen ist2).