Inschriftenkatalog: Rhein-Hunsrück Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 60: Rhein-Hunsrück-Kreis I (2004)

Nr. 3 Boppard, Kath. Pfarrkirche St. Severus 5.-1.H.6.Jh.?

Beschreibung

Grabstein des Mädchens Eusebia. Im Frühjahr 1956 unter den im Depot des Städtischen Bauhofes lagernden Steinen zufällig entdeckt1), wurde er zunächst in das städtische Museum verbracht und später innen an der Westwand von St. Severus befestigt. Querrechteckige kleine Platte aus Kalkstein mit erhabenem Rand, im Feld vierzeilige Inschrift zwischen Doppellinien. Randleisten bestoßen, Schrift stark verwittert.

Maße: H. 31, B. 44, Bu. 3 cm.

Schriftart(en): Vorkarolingische Kapitalis, Typ 1 (Spätrömisch-christliche Schrift).

Bild zur Katalognummer 3: Grabstein des Mädchens Eusebia Boppard, St. Severus

Akademie der Wissenschaften und Literatur Mainz [1/1]

  1. HIC QVIES[C]IT / EVSEBIA IN PACE / QVAE VIX[I]T / AN(NOS)VI DIES V

Übersetzung:

Hier ruht Eusebia in Frieden, die sechs Jahre und fünf Tage lebte.

Kommentar

Soweit noch erkennbar wurde die in einer tiefen Kerbe eingehauene Inschrift mit dreiecksförmigen Sporen und weitem Buchstabenabstand ausgeführt; dabei sind spitzes A mit geknicktem Mittelbalken und X mit leicht geschwungenem Rechtsschrägschaft gebildet.

Das knappe Formular folgt zeitüblichen Usancen und entspricht - wie vielleicht auch durch den Verzicht auf christliche Symbole angezeigt wird - dem einfachen Begräbnis eines kleinen Mädchens, das seinem Namen2) nach zur gallo-romanischen Bevölkerung Boppards gehört haben dürfte. Die hier vorgenommene zeitliche Einordnung des erstmals durch Kdm. ins 6. bzw. 7. Jahrhundert datierten Steines orientiert sich an den neuen Überlegungen3) zur Struktur der Bopparder Grabinschriften.

Anmerkungen

  1. Vgl. dazu die Hinweise bei Pauly. - Die ursprüngliche Herkunft des Grabsteins ist unbekannt; vgl. zum Problem der zahlreichen Gräberfelder Boppards Einleitung Kap. 4.1.1.
  2. Der Name ist griechischer Herkunft und war in der römischen Welt sehr verbreitet, vgl. dazu die Nachweise bei Diehl, Inscriptiones III 56, Morlet, Noms II 48 und Heinzelmann, Prosopographie 602f. - Für Trier ist sogar ein frühchristlicher Grabstein für eine Eusebia in griechischer Sprache überliefert; vgl. dazu Gauthier, Recueil I, Nr. 93.
  3. Vgl. dazu Einleitung Kap. 4.1.1. - Zudem spricht die Verwendung eines griechischen Namens für eine Datierung vor 600; vgl. dazu Gauthier, Recueil I, Nr. 49f.

Nachweise

  1. Nesselhauf/Lieb, Inschriften Nr. 185.
  2. Pauly, Geschichte 1, Abb. 4.
  3. Pauly, St. Severus 11 mit Abb. S. 12.
  4. Kdm. Rhein-Hunsrück 2.1, 416.
  5. Neumayer, Grabfunde 176.
  6. Wegner, Denkmäler 759.

Zitierhinweis:
DI 60, Rhein-Hunsrück-Kreis I, Nr. 3 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di060mz08k0000301.