Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Rhein-Hunsrück-Kreises II

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 79: Rhein-Hunsrück-Kreis II (2010)

Nr. 29 Mörschbach, Evangelische Kirche 1451

Beschreibung

Glocke des Meisters Tilmann von Hachenburg. Glockenstuhl, nördliche Glocke. Große Glocke mit einzeiliger Schulterumschrift zwischen Rundstegen, darunter ein umlaufender Rundbogenfries mit ausgelegtem Maßwerk und traubenförmig abhängenden Ornamenten. Der Textbeginn wird durch ein gleicharmiges Blumenkreuz markiert. Schräg darunter auf der Flanke befindet sich ein mit drei Ösen versehenes Pilgerzeichen der Neusser Quirinus-Wallfahrt1). Gewicht2) 530 kg, Ton gis‘.

Maße: H. 92, Dm. 94, Bu. 2,8 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/2]

  1. + maria ◦ heis ◦ ich ◦alle ◦ bose ◦ weder ◦ verdriben ◦ ich ◦meister ◦ dilman ◦ von ◦ hachenberg ◦ gosz ◦ mich ◦an(n)oa) ◦ mo ◦ cccco ◦ liob)

Versmaß: Deutsche Reimverse.

Wappen:
Abtei St. Quirin/Neuss.

Kommentar

Im Gegensatz zur 1450 gegossenen Schwesterglocke3) sind die Buchstaben der Standardschrift Tilmanns hier etwas unsauber ausgeführt und nicht immer gerade angebracht. Auffällig ist das mit aufgerichtetem Deckbalken eigentümlich gestaltete, zweistöckige z, das geradezu als Leitbuchstabe4) dieser Schrifttype gilt. Als Worttrenner dienen große Rauten.

Wie bei den Glocken in Niederburg und Kastellaun5) handelt es sich auch hier um eines der wenigen erhaltenen Zweiergeläute mit einem für Tilmann von Hachenburg typischen Formular.

Textkritischer Apparat

  1. Dieses und alle folgenden o sind außerhalb des oberen Steges liegend hochgestellt.
  2. MCCCCII Busley.

Anmerkungen

  1. Gerüsteter Heiliger mit einer großen, bewimpelten Lanze in der Linken und einem Schwert in der Rechten, dazu auf dem Oberarm ein mit neun Kugeln versehener Tartschenschild (Wappen des hl. Quirin und der Abtei St. Quirin in Neuss), zu Füßen unkenntliche Inschrift; vgl. zu diesem in vielen Varianten auftretenden Pilgerzeichen (hier Typus II, rechtswendige Form) Köster, Tilman von Hachenburg 82 mit Abb. 52 bzw. Köster, Pilgerzeichen der Neusser Quirinus-Wallfahrt 16 mit Abb. 7 (Typus B 1, Variante B 1b).
  2. Angaben nach Köster, Tilman von Hachenburg. – Gewicht nach DGA 450 kg, nach Schellack 500 kg, Ton dis.
  3. Vgl. die vorhergehende Nr.
  4. Köster, Tilman von Hachenburg 33 mit Abb. Taf. II, 2a /b.
  5. Vgl. Nrn. 36 und 37 aus dem Jahr 1477 sowie 40 und 41 aus dem Jahr 1480.

Nachweise

  1. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 666.
  2. Busley, Kunstdenkmäler Simmern 189.
  3. DGA Nürnberg, Kartei (Inv.-Nr. 15/25/285 C).
  4. Köster, Tilman von Hachenburg 117.
  5. Schellack, Verzeichnis 542.
  6. Kdm. Rhein-Hunsrück 1, 667 mit Abb. 606 (Nachzeichnung).
  7. Köster, Nachlese mit Abb. 2 (Nachzeichnung).
  8. Müller, Mörschbacher Kirche 69 (Nachzeichnung).

Zitierhinweis:
DI 79, Rhein-Hunsrück-Kreis II, Nr. 29 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di079mz12k0002907.