Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Rhein-Hunsrück-Kreises II

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 79: Rhein-Hunsrück-Kreis II (2010)

Nr. 15 Kirchberg, Katholische Pfarrkirche St. Michael 3. Viertel 14. Jh.

Beschreibung

Glocke im Dachreiter über dem Chor1). Die schwer zugängliche, bis dahin unbeachtete Glocke konnte vom Bearbeiter am 10. Oktober 1994 erstmals autopsiert werden2). Kleine, gut erhaltene Glocke mit einzeiliger Schulterumschrift zwischen Kordelstegen. Das neuzeitliche Joch ist mit der Jahreszahl 18+41 bezeichnet.

Maße: H. 40, Dm. 48, Bu. 2 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Dr. Eberhard J. Nikitsch) [1/1]

  1. + HILF ◦ MARIAa) ◦ USb) ◦ NOTc)

Kommentar

Die gut ausgebildete Majuskel zeigt als Besonderheit spitz ausgezogene Bogenschwellungen, ein signifikantes Merkmal, das auf den Guss des Glöckchens im 3. Viertel des 14. Jahrhunderts3) schließen lässt. Als Worttrenner dienen Dreiecke.

Die Anrufung Mariens mit der allgemeinen Bitte um Hilfe aus Not steht zwar in der Tradition thematisch ähnlicher mittelalterlicher Glockeninschriften, lässt sich aber in dieser Zeit so weder in lateinischer noch in deutscher Sprache nachweisen4). Die schmucklose Glocke gehörte wohl zur Ausstattung des romanischen Vorgängerbaus der heutigen spätgotischen Hallenkirche5) und trägt die früheste deutschsprachige Inschrift des Bearbeitungsgebietes.

Textkritischer Apparat

  1. Der letzte Buchstabe ist zerdrückt.
  2. Beide Buchstaben sind um 90° gedreht.
  3. Rundes T seitenverkehrt.

Anmerkungen

  1. Vgl. dazu die Bauzeichnung in Kdm. Rhein-Hunsrück 1, 525 mit Abb. 468.
  2. Mein herzlicher Dank gilt Herrn Dechant Johannes Flöck, dem damaligen Pastor von St. Michael, der durch den von ihm spontan veranlassten Einbau einer provisorischen Holztreppe innen im Dachreiter den Zugang zur Glocke ermöglichte; vgl. dazu den Pfarrbrief St. Michael Kirchberg Nr. 42 vom 16. Oktober 1994.
  3. Vgl. dazu DI 60 (Rhein-Hunsrück-Kreis 1) LIX mit Anm. 199.
  4. Vgl. dazu Walter, Glockenkunde, 168ff.
  5. Vgl. Kdm. Rhein-Hunsrück 1, 521.

Nachweise

  1. Nikitsch, Geschichte 46.

Zitierhinweis:
DI 79, Rhein-Hunsrück-Kreis II, Nr. 15 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di079mz12k0001506.