Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Rhein-Hunsrück-Kreises II

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 79: Rhein-Hunsrück-Kreis II (2010)

Nr. 6 Büchenbeuren, Evangelische Pfarrkirche 4. Viertel 13. Jh.

Beschreibung

Glocke. Glockenstuhl, obere Glocke. Kleine, gut erhaltene Glocke mit einzeiliger, auf dem Kopf stehender Umschrift zwischen Kordelstegen. Unter den beiden Kreuzen in der Inschrift auf der Flanke jeweils ein hochrechteckiges Relief der Kreuzigungsszene mit Maria und Johannes (5 x 4 cm). Weit unterhalb davon auf dem äußeren Rand des Schlagrings jeweils ein dünnes gleicharmiges Tatzenkreuz mit je zwei Streben an den Kreuzenden (8 x 8 cm). Der Schlagrand ist leicht beschädigt. Gewicht1) ca. 270 kg, Schlagton es’’.

Maße: H. 67, Dm. 76, Bu. 3–4 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/2]

  1. +a) ◦ S(ANCTVS) ◦ LVCAS ◦ ◦b) ◦ S(ANCTVS) ◦ MARCVS ◦ +a) ◦ S(ANCTVS) ◦ IOHANNES ◦b) ◦ S(ANCTVS) ◦ MATHEVS2)c)

Kommentar

Aufgrund der gerundeten Oberfläche der bis zu 0,6 cm dicken Buchstaben, ihrer uneinheitlichen Größe sowie des auf dem Kopf stehenden Textes dürfte die Inschrift in Wachsfadentechnik hergestellt worden sein; dafür sind auch die verlängerten und leicht eingerollten Bogenenden bei S und V charakteristisch. An auffälligen Formen erscheinen flachgedecktes A mit parallelen Schäften, L mit einem nach links angesetzten kleinen Sporn am oberen Schaftende, stets unziales H und links geschlossenes unziales M, sowie N rund und kapital mit eingezogenem Schrägschaft. Als Worttrenner dienen hauptsächlich Punkte. Da C und E bereits mit deutlichen Abschlussstrichen versehen sind, bietet sich eine Datierung in das letzte Viertel des 13. Jahrhunderts an.

Die heute in der 1835–38 neuerbauten Kirche3) hängende Glocke dürfte zur Ausstattung der Kapelle des erstmals 1301 urkundlich genannten sponheimischen Ortes „Buchenbure“ gehört haben, die als Filiale der Pfarrei Sohren zugeordnet war4). Mit der Nennung der Evangelistennamen auf der Glocke sollte deren himmlischer Schutz vor Unwetter angerufen werden5). Auf der in Mannebach hängenden Schwesterglocke6) findet sich ebenfalls das ungewöhnliche, dort aber als Zeichen des Textbeginns verwendete Tatzenkreuz mit den Streben an den Enden.

Textkritischer Apparat

  1. Herkömmlich gebildetes Tatzenkreuz.
  2. Worttrenner in Form zweier eingerollter, gegeneinander gesetzter Doppelvoluten.
  3. Misslungener Buchstabe in Form eines eckigen C für rundes T.

Anmerkungen

  1. Angaben nach Müller 92f.
  2. Die kanonische Reihenfolge wäre Matthäus, Markus, Lukas, Johannes.
  3. Vgl. dazu Müller 342ff.
  4. Vgl. dazu ebd. 44ff.
  5. Vgl. dazu Walter, Glockenkunde 220f.
  6. Vgl. die folgende Nr.

Nachweise

  1. Baedeker, Büchenbeuren 6 (Nachzeichnung).
  2. Weis, Heimatbuch 61.
  3. Kdm. Zell 110 mit Abb. 92 (teilw. Abklatsch).
  4. Müller, Büchenbeuren 92 mit Abb. 53–56 (teilw. Abklatsch).

Zitierhinweis:
DI 79, Rhein-Hunsrück-Kreis II, Nr. 6 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di079mz12k0000607.