Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Rhein-Hunsrück-Kreises II
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 79: Rhein-Hunsrück-Kreis II (2010)
Nr. 207† Laudert, Friedhofskapelle (verm. aus Oberwesel, Schönauer Klosterhof) 1681
Bei der vorliegenden Katalognummer handelt es sich um einen Nachtrag zum Band DI 60 (Rhein-Hunsrück-Kreis I).
Beschreibung
Glasmalerei mit Stifterinschrift des Abtes Matthias Schorn. Die 1657 bereits als zerfallen bezeichnete, „im Kern wohl noch romanische“ Kapelle St. Remigius1) wurde in der Folgezeit mehrfach restauriert und umgebaut, zuletzt in den Jahren 1923/26, 1936, 1961 und 1994. Vermutlich ging bereits bei der ersten Restaurierung die in der Kapelle seit unbekannter Zeit eingebaute Scheibe verloren2).
Nach Chronik I.
-
Reverendissimus et Amplissimus Dominus Dominusa) Matthias Schorn Abbas in Schönau dedita) anno 1681
Übersetzung:
Der hochwürdigste und hochachtbare Herr, Herr Matthias Schorn, Abt in Schönau, gab (dies) im Jahr 1681.
Textkritischer Apparat
- Kürzung jeweils D. D.
Anmerkungen
- Dehio Rheinland-Pfalz 547. – Vgl. zur Ortsgeschichte den Überblick von Gräff, Laudert sowie die von Ortsbürgermeister Arnold Grings gesammelten Materialien, von denen er mir einige als Exzerpte mit Schreiben vom 28. August 2005 freundlicherweise zur Verfügung stellte. Die zitierten Stellen aus dieser Ortschronik verdanke ich einer freundlichen Mitteilung von Dr. Hubert Leifeld vom 21. Juni 2006.
- So Chronik II, 14.
- Vgl. dazu und zum Folgenden ausführlich Michel, Schönau 728ff.
- Ebd. 748.
- Vgl. zu dem 1213 erstmals erwähnten, im 19. Jh. untergegangenen Klosterhof Kdm. Rhein-Hunsrück 2.2, 705.
- Michel, Schönau 753.
- Freundlicher Hinweis von Dr. Winfried Monschauer, Kamp-Bornhofen, Brief vom 20. Oktober 2006.
- Das Kloster wurde nach den Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg zwar wiederhergestellt, brannte aber 1723 nahezu vollständig ab und wurde anschließend in barocken Formen neu errichtet. Teile der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Ausstattung gelangten – soweit nicht verbrannt oder verschollen – in Kirchen-, Museums- und Privatbesitz.
Nachweise
- Chronik Laudert I, 11; II, 14.
Zitierhinweis:
DI 79, Rhein-Hunsrück-Kreis II, Nr. 207† (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di079mz12k0020700.
Kommentar
Da bislang nicht bekannt ist, aus welchem Grund und zu welchem Zeitpunkt die Fensterscheibe in die ehemalige katholische Kirche nach Laudert gelangte, muss zunächst nach den möglichen Beziehungen des Ortes zu dem im Taunus gelegenen Benediktinerkloster Schönau3) (Gem. Strüth, Rhein-Lahn-Kreis) gefragt werden. Aus der Wirtschaftsgeschichte dieses Klosters ist bekannt, dass es neben vielen anderen Besitzungen auch Höfe in „Braubach, Lautert, Hattersheim, Rettert, Esrod“4) besaß. Sollte es sich bei diesem „Lautert“ um das linksrheinische Laudert im Hunsrück gehandelt haben, so könnte man annehmen, dass das Kloster dort einen kleinen, bislang nicht näher bekannten Wirtschaftshof hatte, der vielleicht von dem Schönauer Klosterhof im unweit gelegenen Oberwesel5) aus betrieben worden ist. Dann könnte die Stiftung der Fensterscheibe durch den von 1669 bis 1686 als Abt des Klosters Schönau fungierenden Matthias Schorn6) mit der nach der Visitation von 1657 angestrebten Renovierung der Kirche zusammenhängen. Allerdings findet sich in der komplizierten Geschichte des bis in die Neuzeit zweigeteilten Ortes kein anderer Hinweis auf Kloster Schönau.
Daher ist es viel wahrscheinlicher, dass es sich bei dem genannten Hof „Lautert“ um das rechtsrheinische, nur wenige Kilometer nördlich des Klosters Schönau gelegene Dorf Lautert (Rhein-Lahn-Kreis) gehandelt hat, das zudem einen schönauischen Klosterhof besaß7). Da es keine nachweisbaren Beziehungen des Klosters zu Laudert im Hunsrück gibt, wäre in diesem Fall davon auszugehen, dass die Scheibe entweder aus Kloster Schönau selbst8) oder aus der (allerdings bisher noch nicht nachgewiesenen) Kapelle des Schönauer Klosterhofes in Oberwesel stammt und dass sie von dort anlässlich einer der Renovierungen des 18. oder 19. Jahrhunderts als fremdes Ausstattungsstück in die heutige Friedhofskapelle nach Laudert verbracht worden ist. Somit dürfte die auf der Scheibe genannte Jahreszahl 1681 kaum als Erbauungs- bzw. Weihedatum der dortigen Kapelle in Anspruch zu nehmen sein.