Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Rhein-Hunsrück-Kreises II

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 79: Rhein-Hunsrück-Kreis II (2010)

Nr. 199† Laufersweiler, Unterdorfstraße 3–5 1680 oder 1689?

Beschreibung

Namensinschrift, als Spolie „im Fenster seitlich des [östlichen] Hauseingangs“ des heutigen traufständiegn Fachwerkhauses verwendet; seit unbekannter Zeit verschollen. Bei der vermutlich als Glasmalerei ausgeführten Inschrift befand sich ein Posthorn.

Nach Kdm.

  1. Johannesa) Niclas Schimper Poßtmeister zu Lysur Undt meine Ehelige Hausfrau Angela anno 1689

Kommentar

Die Poststation Lieser1) (Lkrs. Bernkastel-Wittlich) an der Mosel war seit der Mitte des 16. Jahrhunderts bis zu ihrer kriegsbedingten Plünderung im Jahr 1672 das Postamt für Stadt und Kurfürstentum Trier sowie für die (evangelische) Grafschaft Veldenz, nach 1675 jedoch nur noch für Veldenz zuständig. Nachdem der bisherige Postmeister (Commis) Philipp Umbescheiden 1676 verstorben war, wurde der evangelische Johannes Niclas Schimper als Commis eingesetzt, ihm unterstellt war der Posthalter (und Nachfolger) Nicolaus Kauth. Vermutlich war Schimper noch 1680 Postmeister zu Lieser2) und dürfte zu einem unbekannten Zeitpunkt in gleicher Funktion die Thurn und Taxis´sche Poststation im evangelischen Laufersweiler3) übernommen haben, die 1786 an alter Stelle neu erbaut wurde.

Textkritischer Apparat

  1. Überlieferter Befund Jôc (?); gemeint ist wohl Joes mit Kürzungsstrich.

Anmerkungen

  1. Vgl. zum Folgenden http://de.wikipedia.org/wiki/Poststation_Lieser (28. September 2009).
  2. Im Landesmuseum Trier soll sich ein vor 1909 „aus dem Kunsthandel“ erworbenes bemaltes Glasfenster aus dem Jahr 1680 befinden, das die Wappen von „Jo(hann)es Niclas Schimper, Postmeister zu Lysur, und Frau Angela“ zeigt (so Kdm. Bernkastel 231 mit Hinweis auf Bericht der Provinzialkommission 1909/10, 92; diese Angabe konnte dort allerdings nicht verifiziert werden). – Falls die vorliegende Inschrift ebenfalls als Glasmalerei ausgeführt gewesen sein sollte, könnte es sich um ein Pendant, wenn nicht sogar um das gleiche Stück gehandelt haben, das dann vielleicht vom damaligen Postmeister mit nach Laufersweiler gebracht worden wäre.
  3. Laufersweiler lag an dem durch den Hunsrück führenden „Postkurs“ von Wien nach Brüssel, der im Jahr 1537 eingerichtet wurde und der vom rheinhessischen Wöllstein aus über (Bad) Kreuznach und Laufersweiler zum Moselübergang bei Lieser führte; vgl. dazu Schellack, Laufersweiler 274ff. und zur Poststation selbst Hönl, Poststation pass.

Nachweise

  1. Kdm. Rhein-Hunsrück 1, 618f.

Zitierhinweis:
DI 79, Rhein-Hunsrück-Kreis II, Nr. 199† (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di079mz12k0019907.