Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Rhein-Hunsrück-Kreises II

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 79: Rhein-Hunsrück-Kreis II (2010)

Nr. 194 Kastellaun, Evangelische Pfarrkirche 1684

Beschreibung

Kanzel. Holz, (modern) grau und gold bemalt. Der Schalldeckel ist in Form einer unten geschlossenen, sechseckigen Schweifhaube gestaltet. In fünf von sechs Feldern des umlaufenden Randstreifens der Unterseite Bibelzitat (B). Über der Haube ein Postament mit der in vier von sechs Feldern angebrachten Datumsangabe (A), darüber als Bekrönung ein Pelikan mit seinen Jungen im Nest. Der auf einer gedrehten Säule ruhende Kanzelkorb ist aus einem verzogenen Sechseck gebildet, vor dessen Kanten gedrehte Säulchen stehen. Unter den vier Brüstungsfeldern Kartuschen mit weiterem Bibelzitat (C). Die Buchstaben aller drei Inschriften wurden einzeln aus Holz ausgeschnitten, golden gefasst und auf den weißen Untergrund aufgeklebt. Restauriert, gut erhalten, einzelne Buchstaben fehlen.

Maße: H. ca. 550 (insg.), B. ca. 240, Bu. 4,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/2]

  1. A

    ◦ AN/N[O]a) / 16 / 84

  2. B

    HE[R]R [HÖRE D]AS ◦ / [GE]B[E]TT ◦ DAS ◦ DEIN ◦ / KNECHT ◦ AN ◦ DIESER ◦ / STAETTE ◦ THVN ◦ / WIRD ◦ II ◦ CRON(ICA) ◦ VI1)

  3. C

    [◦] HEILIG:b) / ◦ HEILIG: / ◦ HEILIG:b) / ◦ ESAI ◦ VI2)

Kommentar

A ist mit geschwungenem rechtem und nach innen gebogenem linkem Schrägschaft gebildet, E mit drei fast gleichlangen Balken, G mit sehr weit nach oben verlängerter, senkrechter Cauda und I mit dreieckigem Punkt. N wird durchgehend retrograd verwendet. Als Worttrenner dienen kleine Dreiecke.

Obwohl für die Kanzel3) der evangelischen Pfarrkirche seit 1605 kleinere Rechnungen vorliegen, dürfte die heutige barocke Kanzel anlässlich der seit 1682 durchgeführten umfangreichen Kirchenrenovierung neu angefertigt worden sein. Laut der Kirchenrechnung von 1684 wurde sie von ortsansässigen Handwerkern hergestellt, nämlich von dem Schreiner Philipp Adam Hartmann und dem Schlosser Johann Niclas Schneider.

Textkritischer Apparat

  1. Beim dritten Buchstaben Rest eines retrograden N erkennbar.
  2. Der untere Punkt des Doppelpunktes fehlt.

Anmerkungen

  1. 2 Chr 6,20 (teilw.).
  2. Jes 6,3 (teilw.).
  3. Das Folgende nach freundlichen Mitteilungen von Dr. Hubert Leifeld, Brief vom 14. Januar 1999, auf der Grundlage der von ihm ausgewerteten Kirchenrechnungen im evang. Pfarrarchiv Kastellaun, Sign. (27) R 1/2, (28) R 1/3 und (29) R 1/4.

Nachweise

  1. Kdm. Rhein-Hunsrück 1, 441.
  2. Kern, Kastellaun 22 mit Abb. S. 23.

Zitierhinweis:
DI 79, Rhein-Hunsrück-Kreis II, Nr. 194 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di079mz12k0019405.