Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Rhein-Hunsrück-Kreises II

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 79: Rhein-Hunsrück-Kreis II (2010)

Nr. 168† Simmern, Evangelische Stephanskirche 1652

Beschreibung

Sarg des Pfalzgrafen Ludwig Casimir von Pfalz-Simmern (jüngere Linie). Zunächst an seinem Todesort in (Bad) Kreuznach bestattet1), wurde der Sarg mit dem Leichnam am 13. August 1688 in die damals neu erbaute Gruft unter dem Glockenturm der Stephanskirche überführt, die 1794 von französischen Truppen aufgebrochen und verwüstet wurde. Teile des offensichtlich verschleppten Sarges fanden sich 1864 in der Fürstengruft unter der Annakapelle wieder und gelten seitdem als verschollen. Die Inschrift gliedert sich in Sterbeinschrift (A) sowie Wahlspruch und Chronogramm (B) mit der Angabe des Todesjahres.

Nach Büttinghausen2).

  1. A

    LUDOVICUS CASIMIRUS D(ei) G(ratia) Comes Palatinus Dux Bavariae Comes Sponheimiensis Serenissimi D(omini) LUDOVICI PHILIPPI F(ilius) natus Metis 27. Sept(embris) anno 1636 denatus Crucenaci 14. Decemb(ris)

  2. B

    Symb(olum) / Qui perstat vincitLVdVICVs CaseMIr prInCeps / sVb fLore IVVenteoCCVbat (et) patrIae gaVdIa / Vera rapIt

Übersetzung:

(A) Ludwig Casimir, von Gottes Gnaden Pfalzgraf bei Rhein, Herzog von Bayern, Graf von Sponheim, Sohn des durchlauchtigsten Herrn Ludwig Philipp, geboren zu Metz am 27. September im Jahr 1636, gestorben zu Kreuznach am 14. Dezember. – (B) Wahlspruch: Wer beharrt, gewinnt. – Ludwig Casimir, der Fürst, ist in blühender Jugend niedergesunken und raubt dem Vaterland wahre Freude.

Versmaß: Elegisches Distichon (Chronostichon) (B).

Kommentar

Ludwig Casimir war das vierte von sieben Kindern aus der Ehe des Herzogs Ludwig Philipp von Pfalz-Simmern (jüngere Linie) und seiner Frau Maria Eleonora, Tochter des Kurfürsten Joachim Friedrich von Brandenburg. Geprägt vom wechselvollen Schicksal seines Vaters, der als Bruder des „Winterkönigs“ Friedrich V. seiner pfälzischen Lande beraubt war, wurde Ludwig Casimir in Metz geboren, wohin die Familie 1634 nach der verlorenen Schlacht bei Nördlingen geflüchtet war. 1652 fand die Familie in der kurpfälzischen Truchsesserei in Bad Kreuznach Zuflucht, wo der damals 16jährige Ludwig Casimir unter tragischen Umständen verstarb, „nachdem durch starke Trompeten-Blasung das Netz im Leibe zersprungen“3) war. Aufgrund des frühen Todes war der Weg für seinen jüngeren Bruder Ludwig Heinrich Moritz4) frei, der dem 1655 verstorbenen Ludwig Philipp in der Regierung folgte.

Anmerkungen

  1. Vgl. dazu und zum Folgenden ausführlich Wagner, Simmern 157ff.
  2. Der Heidelberger Pfarrer C. Büttinghausen verdankt die Kenntnis dieser (und anderer) Sarginschriften kurz vor 1782 vor Ort genommenen genauen Abschriften seines Stiefbruders und Simmerner Inspektors Dupont; vgl. dazu Rodewald 17.
  3. Zit. nach einer 1688 erschienenen Druckschrift mit detaillierten Nachrichten über die Begräbnisse in der Neuen Gruft; vgl. dazu Rodewald 11. – Vermutlich handelte es sich um die Folgen eines Keuchhustens oder um einen Pneumothorax, bei dem Luft durch einen Riss des Lungengewebes in den Pleuraspalt gelangt und damit die Ausdehnung eines oder beider Lungenflügel verhindert wird, was durchaus lebensgefährlich sein kann; freundlicher Hinweis von Peter Schößler, Schreiben vom 19. März 2009.
  4. Er wurde ebenfalls in der Neuen Gruft bestattet, vgl. dazu Nr. 183.

Nachweise

  1. Büttinghausen, Beyträge 2, 108f.
  2. Rodewald, Grüfte und Inschriften 36f.
  3. Wagner, Simmern 162.
  4. Wagner, Wittelsbacher 266.

Zitierhinweis:
DI 79, Rhein-Hunsrück-Kreis II, Nr. 168† (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di079mz12k0016800.