Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Rhein-Hunsrück-Kreises II

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 79: Rhein-Hunsrück-Kreis II (2010)

Nr. 153 Gondershausen, Ortsteil Obergondershausen, Kath. Pfarrkirche St. Servatius 1621

Beschreibung

Monstranz mit Stifterinschrift. Silbervergoldete Turmonstranz1) mit sechsteiligem, kielbogig geschwungenem Sternfuß, darauf die gravierte Inschrift. Schaft mit rundem Wulstnodus, darüber trichterförmiger Sockel mit ovalem Schaugehäuse und Lunula. Seitlich verziert mit Akanthusblattvoluten und Strebewerk, darin kleine Standfiguren der Maria und der Maria Magdalena, als Bekrönung eine offene, mit einem Kruzifix abschließende Turmarkade, darin Figur des hl. Servatius. Gut erhalten, Teile des Ständers ergänzt.

Maße: H. 54,5, B. 18, Dm. (Fuß) 17, Bu. 0,4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Dr. Eberhard J. Nikitsch) [1/7]

  1. ANNAa) ◦ SHORN / ◦ 16 ◦ 21 ◦

Kommentar

Die in großen Teilen noch gotische Monstranz (15. Jh.) wurde 1621 aus Anlaß der Stiftung „modernisiert“, dazu gehören die seitlichen Voluten, die zu deren Befestigung auf dem Strebewerk angebrachten Blüten und das Schaugehäuse2).

Offenbar steht die Stiftung der Monstranz durch die sonst nicht bezeugte Anna Schorn in Zusammenhang mit der Wiederherstellung des katholischen Glaubens durch habsburgisch-spanische Truppen, die im Jahr 1620 das lutherische, seit 1598 reformierte Oberamt Simmern eroberten und es für zehn Jahre besetzt hielten3). Vielleicht gehört die Stifterin zur Andernacher Patrizierfamilie Schorn, aus der bereits im 15. Jahrhundert einige Geistliche hervorgegangen sind4). Noch 1747 wies die mehrfach umgebaute Pfarrkirche drei Altäre auf, die den abgebildeten Heiligen geweiht waren5).

Textkritischer Apparat

  1. N spiegelverkehrt.

Anmerkungen

  1. Vgl. dazu Kampmann, Monstranzen 25f.
  2. Aus dem 15. Jh. stammt der sehr charakteristische Fuss, wahrscheinlich auch der Nodus, eindeutig die beiden runden Teller mit hängendem und stehendem Arkadenfries ober- und unterhalb des Schaugehäuses, das gesamte seitliche Strebewerk und die Fialen- und Turmbekrönung einschließlich der kleinen Figuren; freundliche Mitteilung von Prof. Dr. Rainer Kahsnitz, Schreiben vom 15. April 2010.
  3. Vgl. dazu Becker/Stoffel 191f.
  4. Vgl. dazu Heyen, Inventar pass.
  5. Vgl. dazu Schug, Dekanate 267.

Nachweise

  1. BAT Abt. 122 Nr. 11 fol. 232v (erw. im Inventar von 1847).
  2. Becker/Stoffel, Chronik Gondershausen 191.

Zitierhinweis:
DI 79, Rhein-Hunsrück-Kreis II, Nr. 153 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di079mz12k0015307.