Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Rhein-Hunsrück-Kreises II

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 79: Rhein-Hunsrück-Kreis II (2010)

Nr. 145† Horn, Evangelische Pfarrkirche 1614

Beschreibung

Glocke der Gebrüder Belin. Die Glocke zersprang 1932 bei einem Sturmläuten, wurde 1933 unter Beibehaltung der alten Inschrift in der Glockengießerei Pfeifer in Kaiserslautern umgegossen, dann im 2. Weltkrieg zu Kriegszwecken abgeliefert und offensichtlich eingeschmolzen1).

Nach Busley.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. ANNO 1614 4. IVNII FRIDERIGO V. COMITE PALATINO ELECTORE EXVSTO TEMPLO ATQVE EX TRIVM CAMPANARVM LIQVE FACTVRAMa) FRVSTIS DVAE HAE SVNT CONFLATAE AB M(AGISTRO) ISAAC BELIN M(AGISTRO) DANIEL BELIN CIEb) PIERRE BELIN

Übersetzung:

Im Jahr 1614 am 4. Juli, unter Friedrich V., Pfalzgraf und Kurfürst, sind, nachdem die Kirche abgebrannt war, aus den Trümmern der drei geschmolzenen Glocken diese beiden (Glocken) gegossen worden von Meister Isaac Belin, Meister Daniel Belin (und) Pierre Belin.

Kommentar

Die Inschrift2) bezieht sich auf einen Großbrand des Jahres 1613, dem fast das ganze zu Pfalz-Simmern bzw. zur Kurpfalz gehörende Dorf zum Opfer fiel, darunter auch die mittelalterliche Kirche St. Eucharius und ihre drei Bronzeglocken3). Mit dem Guss der beiden neuen Glocken wurden mit Mitgliedern der Familie Belin lothringische Wandergießer aus der Gegend um Langres am Oberlauf der Maas beauftragt4). Die untergegangene Glocke dürfte wie ihre noch erhaltene, am gleichen Tag gegossene Schwesterglocke5) ausgesehen haben.

Textkritischer Apparat

  1. Sic! statt FACTARVM.
  2. So vielleicht für (ET) oder M(AGISTRO), oder auch für [EN] C(OMPAGN)IE [AVEC] bzw. unter Annahme eines Lesefehlers C(OOPERAN)TE; freundliche Hinweise meiner Kollegen Dr. Rüdiger Fuchs und PD Dr. Michael Oberweis; vgl. die folgende Nr. Anm. b).

Anmerkungen

  1. So NN., Kirche zu Horn 6.
  2. Vgl. zum Folgenden ebd. 5f.
  3. Die drei Glocken, deren Inschriften nicht überliefert sind, sollen aus dem benachbarten, spätestens 1573 aufgehobenen Zisterzienserinnen-Kloster Kumbd geliefert worden sein; vgl. dazu Wagner, Kumbd 42 und 45f.
  4. So Baumgarten. – Isaak Belin wird bereits 1599 auf einer Glocke in Morlingen (Morlange, Dép. Moselle) genannt, vgl. ebd. 322.
  5. Vgl. die folgende Nr.

Nachweise

  1. Busley, Kunstdenkmäler Simmern 93.
  2. Kdm. Rhein-Hunsrück 1, 405.
  3. Baumgarten, Horner Chronik 321.

Zitierhinweis:
DI 79, Rhein-Hunsrück-Kreis II, Nr. 145† (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di079mz12k0014507.