Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Rhein-Hunsrück-Kreises II

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 79: Rhein-Hunsrück-Kreis II (2010)

Nr. 138 Kastellaun, Evangelische Pfarrkirche 1610

Beschreibung

Grabplatte des Schöffen Christoph Viel, innen an der Wand des südlichen Mittelschiffs befestigt. Mittelgroße Platte aus Schiefer mit Umschrift (A) auf erhöhter Leiste, im Feld oben zwei Wappen im Lorbeerkranz, darunter Rollwerkkartusche mit zwei Bibelzitaten (B1, B2). Durch Graffiti verunstaltet, geringer Schriftverlust an den Leisten, sonst gut erhalten.

Maße: H. 165, B. 90, Bu. 6 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/4]

  1. A

    IM IAR 1610 DEN 28 MAII / [ST]ARB DER EHRNHAFFTE CHRISTOPHEL VI[EL / BV]RGER VND GERICH[/TSC]HEFF ALHIE ZV CASTELHV(N) DES SEEL GOT G(NAD)

  2. B1

    PHILIPP: AM I CAP ◦ / CHRISTVS IST MEIN / LEBEN : STERBEN / IST MEIN GEWINN1)

  3. B2

    APOCALYPS ◦ AM XXII / IA ICH KOMME BALD / AMMEN ◦ IA KOMM HERRa) / IESV2)

Wappen:
Viel4)Bäcker (gen. Schmiedebecker)5).

Kommentar

Die außerordentlich sorgfältig gehauene, mit Sporen und deutlicher Linksschrägenverstärkung ausgeführte Schrift zeigt als Besonderheit C mit spitz auslaufendem unteren Bogenabschnitt, S mit geschwollenem Mittelteil sowie deutlich verlängerte untere Balken mit rechtwinklig nach oben abgeknickten Sporen bei E und L. Worttrenner fehlen.

Christoph Viel, Bürger, Gerichtsschöffe und Schwanenwirt in Kastellaun, war seit 1568 mit Barbara, Tochter des Hans Bäcker (gen. Schmiedebecker) aus Trarbach und seiner ersten Frau Clara Römer, verheiratet und erhielt neben seiner Grabplatte zusammen mit seiner 1618 verstorbenen Frau und den bis dahin verstorbenen Kindern ein gemeinsames Epitaph6). Beide Grabdenkmäler dürften von der Hand des Simmerner Bildhauers Conrad Wohlgemuth7) stammen.

Textkritischer Apparat

  1. Zweites R klein hochgestellt.

Anmerkungen

  1. Phil 1,21.
  2. Offb 22,21.
  3. Eheallianzwappen auf zwei Wappenschilde verteilt; vgl. dazu Nr. 150 mit dem auf einem Schild vereinigten Wappen.
  4. Hausmarke (Nr. 3).
  5. Brezel und Spitzweck untereinander.
  6. Vgl. Nr. 150.
  7. Vgl. zu ihm Einleitung Kap. 4.5.

Nachweise

  1. Kern, Kastellaun 8.

Zitierhinweis:
DI 79, Rhein-Hunsrück-Kreis II, Nr. 138 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di079mz12k0013806.