Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Rhein-Hunsrück-Kreises II

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 79: Rhein-Hunsrück-Kreis II (2010)

Nr. 122 Simmern, Hunsrück-Museum (aus Evang. Stephanskirche) vor 1598

Beschreibung

Prunkdolch mit Scheide. Gefunden am 25. Oktober 1865 bei Aufräumungsarbeiten in der Gruft der fürstlichen Grabkapelle der Stephanskirche auf dem „Boden eines Zinnsarges“1), dort bis 1967 in einem Wandschrank aufbewahrt, seitdem am heutigen Standort (Inv.-Nr. VII, 8). Der Holzgriff des mit kurzer Parierstange versehenen Dolches ist abgebrochen, die Klinge steckt (festgerostet) in einer reich verzierten, aus vergoldetem Silberblech gefertigten, durch drei Schaftringe gegliederten Scheide, die unten in einen dicken Knauf endet. Auf der oberen Vorderseite ist ein Ritter im Harnisch eingraviert, in der Rechten einen Wappenschild, zur Linken ein sitzender Löwe. Die untere Hälfte ist – umgeben von Renaissance-Ornamenten – mit Ranken, Tüchern, Vasen, Fruchtgehänge und zahlreichen Tieren, wie Drachen, Löwen, Hunden, Vögeln, Schnecken und einem Krebs verziert. Auf der Rückseite Marke mit Beschauzeichen2), darunter konturierte Inschrift in drei Zeilen mit der Gewichtsangabe.

Maße: L. 47 (mit Griff), B. 7,5, Bu. 0,2-0,4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/3]

  1. WIGT / 2 MARCK / 2 ½ Lota) ½ q(uentchen)

Wappen:
Pfalz-Simmern.

Kommentar

Der aufgefundene Dolch entspricht bis in die Einzelheiten der am Reichard-Epitaph3) dargestellten Waffe und dürfte deshalb aus dem Sarg des 1598 verstorbenen Herzogs stammen. Die Inschrift gibt das Gewicht des Dolches an4). Mit dem Tod Herzog Reichards von Pfalz-Simmern im Jahre 1598 finden die Beisetzungen in der Gruft der fürstlichen Grabkapelle ihr Ende. Während der Eroberung Simmerns durch die Franzosen im Jahr 1689 dürfte die Gruft zum ersten Mal geöffnet und geplündert worden sein, dann ein zweites Mal im Oktober 1794, ebenfalls durch französische Soldaten.

Textkritischer Apparat

  1. ½ Lot Kdm. Die erste 2 deutlich kleiner und verrieben, aber eindeutig z-förmig und in Übereinstimmumg mit den zentrierten Zeilen.

Anmerkungen

  1. Vgl. dazu Rodewald, Grüfte und Inschriften 14 und Wagner, Wittelsbacher 292.
  2. Wappenschild, darin P3.
  3. Vgl. Nr. 109.
  4. Eine Mark entsprach im Alten Reich meist zwischen 233 und 234 Gramm, ein Lot zwischen 14 und 17 Gramm und ein Quentchen zwischen 3 und 4 Gramm; vgl. dazu Verdenhalven, Meß- und Währungssysteme, pass.

Nachweise

  1. Kdm. Rhein-Hunsrück 1, 1046.

Zitierhinweis:
DI 79, Rhein-Hunsrück-Kreis II, Nr. 122 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di079mz12k0012204.