Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Rhein-Hunsrück-Kreises II

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 79: Rhein-Hunsrück-Kreis II (2010)

Nr. 120† Kirchberg, Katholische Pfarrkirche St. Michael 1591

Beschreibung

Grabdenkmal des Hans Flad und seiner Frau Apollonia Bernardi. Das ehemals „an dem pfeiler neben dem Chor rechter Hand“ angebrachte Denkmal wurde kurz nach 1770 textlich (mit schematischer Nachzeichnung der Wappen) überliefert und ist seit unbekannter Zeit verschollen.

Nach Kremer/Lamey.

  1. a(nn)o d(omi)ni 1591 d(en) 29. nov(ember) ist Christlich und gottseelig entschlaffen der Ehrnvest Hans Flad gewesener scholteis allhir zu kirchbricha) Zuvor in a(nn)o 76 d(en) 1. nov(ember) ist auch die Ehrnreiche tugendsame frau Abolonia Bernardii sein Eheleibliche hausfrau gottselig entschlaffen und haben 45 jahr im Ehestand gelebt und 10 Kinder shöna) und dochter erzeügt mit nahmen Lorenz Adam Philips Peter Elisabeth Kunigund Anna Martha Elisabeth und Anna Elisabeth seines alters 91 jahr und ihres alters 62 jahr

Wappen:
Flad1)Bernhardi2).

Kommentar

Der laut Inschrift im Jahr 1500 – nach anderen Quellen um 1512 – geborene Hans Flad3) dürfte der Familie des Lorenz Flade (von Mosbach) zuzurechnen sein, der von 1472 bis 1493 in Kirchberg als dort ansässiger kurfürstlich pfälzischer Truchsess nachweisbar ist. Hans Flad selbst wird von 1552 bis 1581 als Amtmann und Bergvogt in Herrstein (Lkrs. Birkenfeld) erwähnt, dann von 1582 bis 1584 als Schultheiß der damals von Kurpfalz, Pfalz-Simmern und Baden gemeinschaftlich verwalteten Stadt Kirchberg. Wie die vielen anderen männlichen Mitglieder der Familie, die ebenfalls meist als Amtmänner tätig waren4), mit ihm verwandtschaftlich verbunden waren, ist noch ungeklärt. Spätestens 1581 war Hans Flad zum zweiten Mal verheiratet, da seine damalige Frau Anna Maria in diesem Jahr in Trarbach als Taufpatin bezeugt wird. Über drei der zehn inschriftlich erwähnten Kinder aus seiner ersten Ehe mit der 1574 verstorbenen Apollonia Bernardi gibt es weitere Nachrichten: Adam Flad wanderte 1563 „nach Gallien“ aus und war dort als Beamter tätig; Philipp Flad, verheiratet mit einer Tochter des Kanzlers Dr. Matthias Rhodler5), war Amtmann in Herrstein und Winterburg, und Martha war mit dem bereits 1584 verstorbenen und ebenfalls in der Pfarrkirche St. Michael beigesetzten Niklas Schlabart (von Kinzweiler)6) verheiratet.

Textkritischer Apparat

  1. Sic!

Anmerkungen

  1. Ein senkrechter Maueranker.
  2. Ein vierfüßiges Tier, vermutlich ein Bär (redend).
  3. Vgl. dazu und zum Folgenden die ausführlichen Mitteilungen von Peter Schößler, Schreiben vom 23. Dezember 2005, mit Hinweis auf von ihm ausgewertete Akten und Urkunden im LHAK. – Schößler macht in diesem Zusammenhang zu Recht darauf aufmerksam, dass die von Zimmermann, Beziehungen 226 und Faller, Kirchberg 45 mitgeteilten genealogischen Verbindungen der Familie Flad(e) mit Vorsicht zu genießen seien, da beide Autoren offensichtlich nicht zusammenhängende Familienmitglieder, die in kurtrierischen bzw. in sponheimischen und später in kurpfälzischen Diensten standen, miteinander vermischt hätten.
  4. Erhalten hat sich etwa die mit dem Fladschen Wappen versehene Grabplatte des ebenfalls 1591 verstorbenen, in Becherbach bei Kirn begrabenen Matthias Flad, kurpfälzischen Amtmanns im Unteramt Naumburg; vgl. DI 34 (Lkrs. Bad Kreuznach) Nr. 382.
  5. Vgl. zur Familie Nrn. 82 und 98.
  6. Vgl. Nr. 110.

Nachweise

  1. Kremer/Lamey, Epitaphia fol. 36 (mit schematischer Nachzeichnung der Wappen).
  2. Kdm. Rhein-Hunsrück 1, 548.

Zitierhinweis:
DI 79, Rhein-Hunsrück-Kreis II, Nr. 120† (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di079mz12k0012006.