Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Rhein-Hunsrück-Kreises II

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 79: Rhein-Hunsrück-Kreis II (2010)

Nr. 112 Simmern, Hunsrück-Museum (aus Evang. Stephanskirche) 1586

Beschreibung

Grabplatte der Pfalzgräfin Katharina von Pfalz-Simmern. Vermutlich aus der Stephanskirche stammend, wird sie heute im Magazin des Museums aufbewahrt. Erhalten hat sich das in zwei Teile zerbrochene obere Drittel einer Grabplatte aus grauem Kalkstein mit Umschrift auf erhabener Leiste und zwei Wappen in den Ecken. Im Feld flachreliefierte Figur der Verstorbenen in zeitgenössischer Adelstracht mit Haube, Halskrause und Kette mit Medaillon, die Hände vor dem Leib ineinander verschränkt. Stark verwittert und bestoßen, teilweiser Schriftverlust.

Maße: H. 74, B. 88,5, Bu. 3 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/2]

  1. ANNO D(OMI)NI M . D . LXXXVI 12. OCTOB/[RIS - - -] VIRGO CAT[HARINA - - - / - - - / - - - VI]XISSET AN(NOS) 13 MENS(ES) 7a) DIES 2

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1586 am 12. Oktober (starb) die Jungfrau Katharina (…), nachdem sie 13 Jahre, 7 Monate und 2 Tage gelebt hatte.

Wappen:
Pfalz-Simmern1) Wied.

Kommentar

Die in dünner Strichstärke ausgeführte Schrift zeigt zwar mit den erhöhten Versalien und dem M mit halbhochgezogenem Mittelteil Elemente der in der Werkstatt Johann von Trarbachs verwendeten Kapitalis, andererseits fehlt die Linksschrägenverstärkung, zudem sind – ebenfalls abweichend – E mit gleichlangen Balken und R mit kurzer Cauda ausgeführt. Dadurch fehlt der für die Trarbach-Werkstatt charakteristische gleichmäßige raumgreifende Duktus. Abgesehen von dem zeitlichen und räumlichen Argument spricht daher nur wenig dafür, die Grabplatte der Werkstatt des Ende des gleichen Jahres verstorbenen Johann von Trarbach2) zuzuweisen.

Katharina wurde am 10. Mai 1573 als zweite Tochter des Herzogs Reichard von Pfalz-Simmern und seiner ersten Frau Juliane Gräfin von Wied3) geboren. Erstaunlicherweise erhielt die jung Verstorbene keine der sonst am Hof üblichen Epitaphien, sondern eine figürliche Grabplatte mit ungewöhnlichem Formular, die vermutlich in den Boden des Chors der Stephanskirche eingelassen war.

Textkritischer Apparat

  1. Hier liegt eine Verrechnung vor; korrekt wäre die Angabe MENSES 4.

Anmerkungen

  1. Ohne Herzschild.
  2. Vgl. die folgende Nr.
  3. Vgl. zur Familie das gemeinsame Epitaph Nr. 109 sowie Kern, Herzoginnen 47f.

Nachweise

  1. Wagner, Simmern 144.
  2. Kdm. Rhein-Hunsrück 1, 1045.
  3. Neumann, Epitaph 78.
  4. Wagner, Wittelsbacher 252 mit Abb. S. 251.

Zitierhinweis:
DI 79, Rhein-Hunsrück-Kreis II, Nr. 112 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di079mz12k0011206.