Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Rhein-Hunsrück-Kreises II

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 79: Rhein-Hunsrück-Kreis II (2010)

Nr. 102 Kirchberg, Hauptstr. 75 (ehem. Adelshof von Eich) 1578

Beschreibung

Zwei Türstürze mit Wappen, Initialen und Jahreszahlen über dem straßenseitigen bzw. hofseitigen Zugang zum achteckigen Treppenturm des ehemaligen Adelshofes. Zwei nebeneinander gestellte Wappen mit flankierender Jahreszahl, jeweils das heraldisch rechte Wappen im Schild erhaben bezeichnet (A1, B1). Die Wappen aus rotem Sandstein sind auf dem stark verwitterten straßenseitigen Türsturz (A) eingeritzt, auf dem hofseitigen (B) reliefiert ausgeführt. Beide Türstürze wurden 1969 von Steinmetzmeister Johann Plützer (Bad Sobernheim) restauriert1). Die Wappen des hofseitigen Sturzes dürften bei dieser Gelegenheit neu aufgebaut worden sein.

Maße: H. 45 (A), 43 (B), B. 120 (A), 110 (B), Bu. 6, Z. 7 cm.

Schriftart(en): Kapitalis (A1, B1).

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Dr. Eberhard J. Nikitsch) [1/1]

  1. A

    1 ◦ 5 // 7 ◦ 8

  2. A1

    I(OHANN) V(ON) E(ICH)

  3. B

    1 ◦ 5 // 7 ◦ 8

  4. B1(†)

    I(OHANN) V(ON) E(ICH)

Wappen:
Eich2)Hosingen.

Kommentar

Der vermutlich aus dem lothringischen Lixheim stammende Johann von Eich, markgräflich badischer Kammerrat und spätestens seit 1573 als Truchsess höchster badischer Beamter im von Baden, Kurpfalz und Pfalz-Simmern gemeinschaftlich verwalteten Oberamt Kirchberg, war mit Margareta verheiratet, einer Tochter aus der Ehe des kurfürstlich trierischen Kellers Johann Senheim mit Katharina von Hosingen. Diese dürfte die letzten Jahre ihres Lebens im Haus ihrer Tochter in Kirchberg verbracht haben und wurde nach ihrem Tod 1577 in der dortigen Kirche begraben3). Möglicherweise ist der 1578 erfolgte Umbau des seit dem 14. Jahrhundert als adeliges Burghaus nachweisbaren Anwesens4) auf eine Erbschaft zurückzuführen, die Johanns Frau nach dem Ableben ihrer Mutter erhielt: Dies würde nicht nur das prachtvolle Epitaph erklären, das Johann von Eich für seine Schwiegermutter errichten ließ, sondern auch die Wahl des mütterlichen Wappens – anstelle des sonst üblichen väterlichen5) – als Wappen seiner Frau auf den beiden Türstürzen.

Johann und Margareta von Eich6) waren in und um Kirchberg reich begütert, hatten sechs Söhne, darunter den ebenfalls als badischen Amtmann tätigen und in Kirchberg begrabenen Hans Daniel7). Die drei Töchter heirateten jeweils hohe badische bzw. pfalz-zweibrückische Beamte, wie etwa Gerhard Patrick8), den damaligen Bürgermeister von Trarbach/Mosel und späteren markgräflich badischen Landschreiber in Kreuznach.

Anmerkungen

  1. LfD Mainz, Planarchiv (Kirchberg, Hauptstr. 75).
  2. Reduziertes Wappen im Vergleich zum Wappen des Johann von Eich auf dem Epitaph der Schwiegermutter von 1577, vgl. dazu die vorhergehende Nr. mit Anm. 4. – Die von Heinzelmann/Schößler 162 beklagte „verworrene (...) Situation“, die durch ein zweites differierendes Wappen entstanden ist („im Schild ein Sparren, in den beiden oberen Ecken je ein Gegenstand (...), ein weiterer wohl im Schildfuß“), mit dem Johann von Eich im Jahr 1573 siegelte, ist mittlerweile geklärt: Es handelt sich um das Wappen des Mainzer Patriziergeschlechtes zur Eiche (ad quercum) (Sparren mit drei Löwenhäuptern) und dürfte als Adelsprätention zu werten sein; freundliche Mitteilung von Herrn Josef Heinzelmann, Schreiben vom 24. November 2006.
  3. Vgl. dazu und zum Folgenden die vorhergehende Nr.
  4. Vgl. zur Besitzgeschichte Göhl 65 sowie Faller 30f. und 127ff. mit verschiedenen Ansichten des mehrfach umgebauten Hauses. – Es handelte sich um das als kurpfälzisches Lehen ausgegebene Privathaus des Beamten (vgl. dazu Simon, Burghaus pass.), der seine Amtsgeschäfte von der damaligen Badischen Truchsesserei (Eifelgasse) aus erledigte.
  5. Zudem wurde das Wappen Senheim am Epitaph von 1577 ebenfalls nicht verwendet.
  6. Vgl. zum Folgenden Heinzelmann/Schößler 159f.
  7. Vgl. Nr. 132.
  8. Vgl. DI 34 (Lkrs. Bad Kreuznach) Nr. 508.

Nachweise

  1. Göhl, Kirchberg 65 (Jz.).
  2. Müller-Dietrich, Kirchberg 14 (Jz.).
  3. LfD Mainz, Planarchiv, Inv.-Nr. 15024 (maßstabsgerechte Zeichnung von J. Plützer, Juli 1969).
  4. Faller, Kirchberg, 127 (Jz.).
  5. Knebel, Kirchberg 63f. (Jz.). - Kdm. Rhein-Hunsrück 1, 572 (Jz.).
  6. Karbach, Handwerksarbeiten Abb. S. 72 (B).
  7. Dehio Rheinland-Pfalz 449 (Jz.) – Karbach, Hauswappen Abb. S. 266.
  8. Wehrens/Wagner, Kirchberg 24 (Jz.) – Heinzelmann/Schößler, Hosingen-Epitaph, Abb. 15.

Zitierhinweis:
DI 79, Rhein-Hunsrück-Kreis II, Nr. 102 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di079mz12k0010208.