Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Rhein-Hunsrück-Kreises II

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 79: Rhein-Hunsrück-Kreis II (2010)

Nr. 99 Schlierschied/Kellenbach (Gemarkung) 1575

Beschreibung

Grenzsteine auf der Womrather Höhe entlang der Gemarkungsgrenze Schlierschied und Kellenbach bzw. Hennweiler (Lkrs. Bad Kreuznach). Die Steine stammen aus den Jahren 1575 bzw. 1728 und grenzen den Kirchberger Stadtwald sowie Waldgebiete der fünf Gemeinden Dickenschied, Hecken, Rohrbach, Schlierschied und Womrath im Lützelsoon (der sogenannte Fünfgemeindenwald)1) von den Besitzungen der offensichtlich seit 1575 auf dem benachbarten Schloss Wartenstein2) sitzenden Herren von Warsberg ab. Eine Überprüfung der noch vor Ort vorhandenen Grenzsteine wurde vom Bearbeiter am 4. Juni 2008 durchgeführt3); dabei wurden die genauen Standorte der Steine von Peter Schößler auf einer Karte eingezeichnet4). Die Maßangaben richten sich nach dem gegenwärtigen Zustand.

I. Geradestehender Sandsteinquader mit flachem Kopf, auf der Südseite reliefiertes Wappen, darunter neuzeitlich aufgemalte Ziffer 69; auf der Nordseite das Stadtwappen von Kirchberg, darunter (sozusagen als Fortsetzung) die zweizeilige Inschrift. Gut erhalten.

Maße: H. 47, B. 21, Bu. 4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Dr. Eberhard J. Nikitsch) [1/3]

  1. VND · DIE FV/NF DORF

Wappen:
Warsberg5)
Stadt Kirchberg6).

II. Geradestehender Sandsteinquader mit flachem Kopf, auf der Südseite reliefiertes Wappen, darunter die Jahreszahl; auf der Nordseite das Stadtwappen von Kirchberg, darunter die zweizeilige Inschrift. Stark vermoost.

Maße: H. 60, B. 19, Bu. 4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. 1575 // VND DIE FV/NF DORF

   
Wappen:
Warsberg
Stadt Kirchberg.

III. Geradestehender Sandsteinquader mit flachem Kopf, auf der Südseite reliefiertes Wappen, darüber neuzeitlich aufgemalte Ziffer 72; auf der Nordseite das Stadtwappen von Kirchberg, darunter die zweizeilige Inschrift. Eingesunken und stark verwittert. Als Worttrenner dienen große Dreiecke.

Maße: H. 43, B. 18, Bu. 4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. VND · DIE · FV/NF DORF

   
Wappen:
Warsberg
Stadt Kirchberg.

IV. Geradestehender dreieckiger Sandstein mit rundem Kopf, auf der Nordwestseite Krone7), darunter die Inschrift in zwei Zeilen; auf der Südseite Reste des Wappens der Herren von Kellenbach, darauf neuzeitlich aufgemalte Ziffer 86; auf der Ostseite Einzelbuchstabe.

Maße: H. 40, B. 21, Bu. 6 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. ST(ADT) K(IRCHBERG) / M(IT) V D(ORF)a) // W(ARSBERG)8)

   
Wappen:
Stadt Kirchberg7)
Kellenbach9).

Textkritischer Apparat

  1. Befund: ST: K / MVD // W. – Aufgrund der Kombination MVD datieren Ziemer wie Karbach diesen Stein – in Unkenntnis der vorhergehenden Grenzsteine – irrtümlich in das Jahr 1495.

Anmerkungen

  1. Vgl. dazu Fabricius, Herrschaften 108 sowie die Hinweise bei Ziemer, Grenzsteine pass.
  2. Vgl. dazu Kdm. Kreuznach 320ff. – Erst zwei Jahre nach dem Tod seines Schwiegervaters Ludwig von Schwarzenberg 1583 wurde Johann von Warsberg von Kurtrier mit der Burg und den zugehörigen Besitzungen belehnt; vgl. dazu DI 34 (Lkrs. Bad Kreuznach) Nr. 354 und Dotzauer, Geschichte 376.
  3. Mein herzlicher Dank gilt Herrn Dipl.-Vermessungsingenieur Peter Schößler (Ravengiersburg), ohne dessen freundliche Begleitung und kompetente Unterstützung diese Grenzsteinwanderung nicht möglich gewesen wäre. – Nicht in den Katalog aufgenommen wurden die Grenzsteine von 1728 sowie diejenigen, die lediglich mit Wappen oder Ziffern versehen waren.
  4. Vermessungs-und Katasteramt Simmern, Hüllstraße 7–9, 55469 Simmern.
  5. Ein Löwe.
  6. Ein geschachter Sparren, darunter eine Krone.
  7. Dabei dürfte es sich um die Krone aus dem Kirchberger Stadtwappen handeln.
  8. Der in der Hennweiler Gemarkung liegende Wald befindet sich bis heute im Eigentum eines Herrn von Warsberg.
  9. Im Schildhaupt hersehender Löwe.

Nachweise

  1. Ziemer, Grenzsteine (IV.) (erw.).
  2. Karbach, Hunsrück 69 (Nachzeichnung) (IV.).

Zitierhinweis:
DI 79, Rhein-Hunsrück-Kreis II, Nr. 99 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di079mz12k0009900.