Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Rhein-Hunsrück-Kreises II

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 79: Rhein-Hunsrück-Kreis II (2010)

Nr. 78† Schlierschied, Evangelische Kirche 1548

Beschreibung

Glocke des Meisters Gregorius van Trier. Die Glocke wurde ein Opfer des Brandes, der am 20. Juli 1881 den Vorgängerbau der heutigen neogotischen Kirche vollständig zerstörte1).

Nach Lehfeldt.

  1. mariaa) heischen ichin der eir gots luden ichgregorivs van trierb) gvs michanno 1548

Versmaß: Deutsche Reimverse.

Kommentar

Der dreizeilige Vers enthält mit dem Namen der Glocke, der Angabe ihrer Funktion und dem Namen des Gießers typische Bestandteile des im Rheinland seit dem Ende des 14. Jahrhunderts weitverbreiteten sogenannten „Rheinischen Glockenspruchs“2).

Die Marienglocke stammt aus der Werkstatt des gut bezeugten Glockengießers Gregorius (II.) van Trier3), dem zwischen 1538 und 1575 zahlreiche Glocken in der Gegend um Lüttich und Aachen nachzuweisen sind, aber auch einige wenige im Gebiet der Erzstifte Trier und Mainz4). Der zunächst in Aachen, dann in Lüttich ansässige Meister wurde bereits 1541 in die dortige Schmiedezunft aufgenommen und 1546 als „fondeur de cloches à Liège“ bezeichnet.

Textkritischer Apparat

  1. Emmendiert; gregorius maria Lehfeldt.
  2. Emmendiert; van trier Lehfeldt, vgl. Anm. a).

Anmerkungen

  1. Vgl. dazu die Hinweise bei Kdm. Rhein-Hunsrück 1, 888 und Schellack, Verzeichnis 545. – Die Glocke war offensichtlich der einzig verbliebene Teil der ehemaligen Kirchenausstattung, die 1795 von französischen Truppen geplündert worden war; vgl. dazu Rettig, Chronik Schlierschied 90.
  2. Vgl. dazu Poettgen, Trierer Glockengießer 75f.
  3. Vgl. Dorgelo, Klokkengieters 8f. sowie Poettgen, Studien 20 und 30 (Werkverzeichnis).
  4. DI 34 (Lkrs. Bad Kreuznach) Nr. 294 von 1548; DI 43 (Rheingau-Taunus-Kreis) Nrn. 457 von 1561 und 464 von 1565; DI 49 (Stadt Darmstadt, Lkrs. Darmstadt-Dieburg und Groß-Gerau) Nr. 224 von 1572.

Nachweise

  1. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 672.

Zitierhinweis:
DI 79, Rhein-Hunsrück-Kreis II, Nr. 78† (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di079mz12k0007801.