Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Rhein-Hunsrück-Kreises II

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 79: Rhein-Hunsrück-Kreis II (2010)

Nr. 76 Hirschfeld, Evangelische Pfarrkirche 1545

Beschreibung

Glocke des Meisters Dietrich Wolf von Prüm. Glockenstuhl, nördliche Glocke. Die Glocke wurde 1942 im Rahmen der kriegsbedingten Glockenablieferungen inventarisiert1). Große Glocke mit einzeiliger Schulterumschrift zwischen Stegen, oben umgeben von einem stehenden Fries aus sich überschneidenden Bögen mit (stilisierten) Kreuzblüten an den Enden, zudem auf der Haube vier Zierringe. Die Buchstaben befinden sich auf rechteckigen Plättchen. Gewicht 175 kg.

Maße: H. 65, Dm. 73, Bu. 2 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/2]

  1. +a) in ◦ godes ◦ eren ◦ luden ◦ ich ◦bos ◦ weddreb) ◦ uerdriben ◦ ich ◦dederich ◦ wolff ◦ uan ◦ trier ◦ gos ◦ mich1545c)

Versmaß: Deutsche Reimverse.

Kommentar

Der durch die aneinandergelegten Plättchen sehr einheitlich wirkende Schriftduktus gewinnt durch die ornamentale Stilisierung der gotischen Minuskel mittels umgeschlagener Bänder (Bandminuskel) einen eigenen Reiz. Als Worttrenner der hervorragend ausgeführten Schrift dienen paragraphzeichenförmig ausgezogene Quadrangel.

Der sich nach seinem vermutlichen Herkunftsort Prüm (Lkrs. Bitburg-Prüm) oder auch seinem Wohn- und Werkstattort Trier nennende Meister Dietrich Wolf2) gilt als der produktivste und gleichzeitig als der letzte in mittelalterlicher Tradition stehende Glockengießer des Trierer Landes. Zwischen 1513 und 1553 sind ihm fast sechzig Glocken nachzuweisen, bei denen er als Inschrift in der Regel Teile des auch hier verwendeten „Rheinischen Glockenspruchs“ und als Glockenzier den gotischen Blütenfries einsetzte. Ohne einer noch ausstehenden näheren Charakterisierung des Meisters vorgreifen zu wollen, sei zumindest soviel angemerkt, dass er neben der von Poettgen angeführten „manchmal schlecht lesbare(n)“ gotischen Minuskel in den ersten Jahrzehnten seiner Laufbahn3) und einer „ab 1530 vereinzelt, ab 1540 konstant“ verwendeten Kapitalis mit der in Hirschfeld nachgewiesenen Bandminuskel noch eine dritte Schrifttype zur Verfügung hatte.

Textkritischer Apparat

  1. Ein Tatzenkreuz.
  2. Sic!
  3. Schlingenförmige 4 in gotischer Schreibweise, eckig.

Anmerkungen

  1. Auf der Flanke ist noch mit 15/26/119 C die entsprechende Nummer zu erkennen.
  2. Vgl. zu ihm und zum Folgenden Poettgen, Trierer Glockengießer 99f. und die Werkliste S. 122.
  3. Vgl. etwa DI 34 (Lkrs. Bad Kreuznach) Nr. 162 von 1523 mit Abb. 115 und Nr. 67.

Nachweise

  1. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 768.
  2. Kdm. Zell 171.
  3. DGA Nürnberg, Karteiblatt mit Foto 6331.

Zitierhinweis:
DI 79, Rhein-Hunsrück-Kreis II, Nr. 76 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di079mz12k0007603.