Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Rhein-Hunsrück-Kreises II

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 79: Rhein-Hunsrück-Kreis II (2010)

Nr. 74 Gemünden, Evangelische Pfarrkirche 1538

Beschreibung

Grabplatte des Friedrich (Fritzsche) Schenk von Schmidtburg. Ehemals im Fußboden des Chors, wurde sie 1906 anlässlich der damaligen Umbaumaßnahmen an die nördliche Außenmauer des Turms versetzt. Große Platte aus gelbgrauem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien, im oberen Feld zwei gegeneinandergelehnte Wappenschilde, die jeweils in die seitliche Leiste ragen. Stark abgetreten und verwittert, zudem kleinere geflickte Fehlstellen.

Maße: H. 210, B. 90, Bu. 3,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/4]

  1. IM ◦ IAR ◦ M ◦ D ◦ XXXVIII ◦ / VFF ◦ DEN ◦ XV ◦ TAG ◦ // HEYVMONTa) ◦ STARB ◦ DE[R ◦ ERE]N/VEST ◦ FRYSCHZ ◦ / VON ◦ SCH[MI]DBVRG ◦ [DE]M ◦ // GOT ◦ GENAD ◦

Datum: 15. Juli 1538.

Wappen:
Schenk von SchmidtburgZandt von Merl.1)

Kommentar

Die breit angelegte, in ausgewogenen Proportionen gestaltete Kapitalis vermittelt mit ihrer leichten Linksschrägenverstärkung einen nahezu klassisch-römischen Eindruck, der durch die Verwendung von dreiecksförmigen Worttrennern noch verstärkt wird. Auffällig sind überbreites D und M mit leicht schräggestellten Schäften.

Zwischen 1456 und 1460 wird Friedrich (genannt Fritzsche)2) als erster Sohn des Niklas von Schmidtburg, Erbschenk des Erzstifts Trier, und seiner Frau Elisabeth Zandt von Merl geboren. Im Jahr 1480 als Burgmann auf der namensgebenden Schmidtburg erwähnt, am 22. Februar 1481 mit dem Schenkenamt vom Trierer Erzbischof belehnt und 1482 als am Zehnten zu Gemünden beteiligter Lehensmann der Vorderen Grafschaft Sponheim genannt, übernahm er 1487 die kurtrierische Pfandschaft Schmidtburg und wurde dort vom Trierer Erzbischof als Amtmann eingesetzt. Im gleichen Jahr heiratete er Anna von Steinkallenfels zu Bundenbach, Tochter Johanns VI.3) und seiner Frau Anna von Kronberg. Zwischen 1513 und 1514 stand er als Hofmeister in Diensten des Herzogs Johann II. von Pfalz-Simmern. Als Mitpatron des Heilig-Kreuzaltars zu Gemünden intensivierte Friedrich seine Beziehungen zu diesem Ort, bis er am 4. Februar 1514 nach längeren Verhandlungen das von Kurpfalz und Pfalz-Simmern gemeinsam verwaltete „Schloß und Thal Gemünden uff dem Hunsrücken“ für 950 Gulden kaufen konnte. Mit diesem – zunächst noch auf Wiederkauf angelegten – Erwerb wurde Gemünden zum Stammsitz und die unterhalb des Schlosses gelegene Pfarrkirche zur Grablege des Geschlechts4). Friedrich erhielt zusätzlich zu seiner Grabplatte ein figürliches Epitaph5), das sich heute in der Schlosskapelle befindet.

Textkritischer Apparat

  1. Sic!

Anmerkungen

  1. Das bislang nicht identifizierte, stark abgetretene Wappen lässt noch die Umrisse von drei 2:1 gestellten Löwen erkennen.
  2. Vgl. dazu und zum Folgenden Conrad, Schmidtburg 24ff. und Zwiebelberg, Schmidburg 11. Hilfreich waren zudem die freundlichen Hinweise von Peter Schößler, Schreiben vom 9. August 2006.
  3. Vgl. zu seinem Begräbnis im benachbarten Hennweiler DI 34 (Landkreis Bad Kreuznach) Nr. 239.
  4. Vgl. dazu Einleitung Kap. 2.1.1. – Seine im Jahr 1500 verstorbene Tante Anna wurde noch in Kreuznach begraben, vgl. dazu DI 34 (Landkreis Bad Kreuznach) Nr. 215.
  5. Vgl. die folgende Nr.

Nachweise

  1. Kdm. Rhein-Hunsrück 1, 327.
  2. Kern, Gemünden 8 mit Abb. S. 9.

Zitierhinweis:
DI 79, Rhein-Hunsrück-Kreis II, Nr. 74 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di079mz12k0007405.