Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Rhein-Hunsrück-Kreises II

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 79: Rhein-Hunsrück-Kreis II (2010)

Nr. 71 Ney, Wendelinus-Kapelle (aus Gondorf, von der Leyensches Schloss) 1535

Beschreibung

Glocke des Meisters Johan III. van Andernach. Sie wurde im 2. Weltkrieg zu Kriegszwecken abgeliefert1), kehrte aber wieder nach Ney zurück und befindet sich heute im Dachreiter der Kapelle2). Kleine Glocke mit einzeiliger Schulterumschrift (A) zwischen Rundstegen, darunter ein umlaufender hängender Kreuzblumenfries, auf der Flanke unterhalb des den Textbeginn anzeigenden Blütenkreuzes ein Wappen mit der Jahreszahl (B).

Erg. nach Holsinger.

Maße: H. 31, Dm. 40, Bu. 2,8-3 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Dr. Eberhard J. Nikitsch) [1/8]

  1. A

    + iorrich ◦ her ◦ zo ◦ der ◦ [leiye(n) ◦ v(nd) ◦ zo ◦ oilbruck v(nd) ◦ zo ◦ broil ◦ marscalck ◦ zo ◦ ]treir

  2. B

    1 ◦ 5 ◦ 35

Wappen:
von der Leyen.

Kommentar

Als Gießer der lediglich die datierte und auffallend mundartlich geprägte Stifterinschrift tragenden Glocke kommt aufgrund des charakteristischen Zierfrieses der zwischen 1535 und 1543 im Rhein/Moselgebiet tätige Johan III. van Andernach3) in Frage. Stifter4) war der vermutliche Patronatsherr Georg III. von der Leyen zu Olbrück im Brohltal (Lkrs. Ahrweiler). Er war seit 1516 mit Anna Beyer von Boppard verheiratet und fungierte seit 1533 als kurtrierischer Marschall. Georg verstarb 1553 und wurde in der von der Leyenschen Grablege im Benediktiner-Kloster Maria Laach begraben. Die Glocke stammt offenbar aus dem von der Leyenschen Schloss zu Gondorf5) (Gem. Kobern-Gondorf, Lkrs. Mayen-Koblenz), wurde zu unbekannter Zeit nach Ney überführt und dürfte bereits in dem Vorgängerbau der 1754 vollkommen neu errichteten und 1976/77 umgebauten Kapelle gehangen haben.

Anmerkungen

  1. Inv.-Nr. 15/25/228 C.
  2. Herrn Ortsbürgermeister Edmund Busch danke ich herzlich für die Bereitstellung eines Hubwagens am 6. Oktober 2009, durch dessen Einsatz die Glocke an ihrem schwer zugänglichen Standort (zumindest teilweise) autopsiert werden konnte.
  3. Freundlicher Hinweis von Herrn Jörg Poettgen, Schreiben vom 3. März 2009. – Vgl. zum bislang nur acht Glocken umfassenden Werk des in der Tradition der Andernacher Werkstatt arbeitenden Gießers Poettgen, Glockenguss in Andernach 28 und 36.
  4. Vgl. zum Folgenden Europ. Stammtafeln NF IV Taf. 40 und Krämer, Adelsfamilie 58.
  5. So Holsinger. – Es handelt sich um die sogenannte Oberburg, dem Stammsitz der Familie von der Leyen; vgl. zur bewegten Geschichte dieser Burg Kdm. Mayen 83ff.

Nachweise

  1. Holsinger, Aufschrifften.
  2. DGA Nürnberg, Karteiblatt mit Transkription und Foto Nr. R 72.
  3. Kdm. Rhein-Hunsrück 2.1, 161 (erw.).
  4. Kahlenberg, 250 Jahre mit Abb. S. 19.

Zitierhinweis:
DI 79, Rhein-Hunsrück-Kreis II, Nr. 71 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di079mz12k0007108.