Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Rhein-Hunsrück-Kreises II
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 79: Rhein-Hunsrück-Kreis II (2010)
Nr. 69 Ravengiersburg, Kath. Pfarrkirche St. Christophorus 1528
Beschreibung
Fragmente der Grabplatte des Priors Sebastian von Engers. Die stark zerstörte obere Hälfte der Platte liegt ungesichert im Boden vor dem 1893 neu aufgemauerten Strebepfeiler des südlichen Westturms, in dessen Basis weitere Bruchstücke der Platte vermauert sind. Es handelt sich um zusammengehörige und zum Teil unmittelbar zusammenhängende Bruchstücke einer Grabplatte aus Schiefer mit Umschrift zwischen Linien; oben im Feld auf leicht erhöhtem Schild flachreliefierter Priesterkelch mit Oblate. Das Fragment mit der Fürbitte ist nur noch negativ als erhabener Mörtelabdruck erhalten.
Maße: H. 125 (frg.), B. 97 (frg.), Bu. 7 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.
Anno ◦ d(omi)ni ◦ M ◦ ccccc ◦ xx[viii in dominica palm]aru(m) obiit ◦ ven(era)bilisa) p(ate)r [in christob) - - - cuius anima requiesca]t ◦ in ◦ sa(n)cta ◦ pace ◦ Amen
Übersetzung:
Im Jahr des Herrn 1528 am Palmsonntag (5. April) starb der ehrwürdige Vater in Christo (...). Dessen Seele ruhe in heiligem Frieden, Amen.
Textkritischer Apparat
- e klein dem v überschrieben.
- So hypothetisch aufgelöst und ergänzt, weil kein dominus vorgeschaltet.
Anmerkungen
- Vgl. dazu und zum Folgenden Wagner, Ravengiersburg 212.
- So Brouwer/Masen, Metropolis 251.
- Vgl. Nrn. 14, 25, 38.
Nachweise
- Kern, Ravengiersburg 9 mit Abb.
Zitierhinweis:
DI 79, Rhein-Hunsrück-Kreis II, Nr. 69 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di079mz12k0006909.
Kommentar
Die schlanke, sorgfältig ausgeführte Minuskel weist sowohl mit den gespaltenen Oberlängen der Schäfte bei b und l als auch mit der gerundet ausgeführten i-longa zeittypische Besonderheiten auf. Die Versalien sind zwei Schriftfamilien entnommen: Das kapitale A ist leicht trapezförmig mit langem Deckbalken und geknicktem Mittelbalken gebildet, das M besteht aus einem linken zackenverzierten Schaft mit Schleife am unteren Ende und zwei gebrochenen Schäften der Minuskel. Als Worttrenner dienen Quadrangel.
Durch die Kombination der noch erkennbaren Inschriftenreste mit dem anderweitig überlieferten Todesdatum 5. April 15281) für den seit 15162) bzw. 1519 als Prior des Augustiner-Chorherrenstifts fungierenden Sebastian von Engers konnten die bislang unbeachtet gebliebenen Fragmente als dessen Grabplatte identifiziert werden. Damit liegt neben den wenigen abschriftlich überlieferten Grabinschriften für einen Propst und zwei Kanoniker3) des mittelalterlichen Stifts das einzige noch erhaltene frühneuzeitliche Grabdenkmal dieses Personenkreises vor.