Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Rhein-Hunsrück-Kreises II

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 79: Rhein-Hunsrück-Kreis II (2010)

Nr. 52 Gemünden, Schloss (aus Kath. Pfarrkirche St. Michael, Kirchberg) 1491

Beschreibung

Grabplatte des Johann Braun von Schmidtburg und seiner Frau Bärbel Mohr(in) vom Wald. Das ehemals in St. Michael in Kirchberg in die nördliche Langhauswand eingelassene Grabdenkmal1) wurde kurz nach 1945 an den heutigen Standort verbracht und in die Außenwand des Schlosses eingefügt2). Große Platte aus gelblichem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien, die sich in je einer Zeile an den Längsseiten des Feldes fortsetzt, unten links den Text wieder aufnehmend. Im Feld reliefierte Figur des Verstorbenen mit Harnisch und visierlosem Rundhelm, die Hände auf der Brust, in der Rechten den Rosenkranz, in der Linken das Schwert. In den oberen Ecken zwei Wappenschilde, in den unteren die zugehörigen Helme. Leichte Schäden durch Verwitterung; die abgebrochene linke untere Ecke wurde wieder angefügt.

Maße: H. 205, B. 103, Bu. 7 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/2]

  1. Anno ◦ d(o)m(in)ia) ◦ m ◦ cccco xcib) ◦ vff ◦ sa=/nt ◦ antonius ◦ abetc) ◦ ist ◦ gestorben ◦ Johan ◦ brun ◦ von ◦ // schmi=/dburg ◦ dem ◦ got ◦ genade ◦ am(en) / vnd ◦ vffd) ◦ dag ◦ ist ◦ gestorben ◦ barbel ◦ morn ◦ von ◦ valde) ◦ syn ◦ elic[h] // husfrauve Jn de/mf) // Jar der ◦ got ◦ gnade ◦

Datum: 16. Januar 1491.

Wappen:
Braun von SchmidtburgMohr vom Wald.

Kommentar

Die ungleichmäßig ausgeführte Minuskel weist einige auffällige Besonderheiten auf: Die kräftige Fahne des f steht nahezu parallel zum geraden Mittelbalken; der Schaft des flachgedeckten g ist nach oben hin verlängert; gerader, unten stark verkürzter Schaft bei h; rundes s mit unverbundenen, gegeneinander gesetzten oberen und unteren Bogen. Das mehrfach als Versal verwendete J entspricht der ohne Schwellung ausgeführten i-longa der gotischen Majuskel. Als Worttrenner dienen Quadrangel.

Zahlreiche Mitglieder der auf dem Geppeleshof in Oberkirn3) (Lkrs. Birkenfeld) sitzenden Familie der Braun von Schmidtburg standen in Diensten des Erzbischofs von Trier bzw. der Wild- und Rheingrafen und waren Burgmänner auf deren Burgen Schmidtburg und Dhaun. Aus der Ehe des genealogisch nicht sicher einzuordnenden Johann Braun von Schmidtburg4) mit Bärbel Mohr vom Wald5) gingen mindestens die drei Söhne Nikolaus, Peter und Thielmann hervor6). Das Begräbnis in Kirchberg dürfte mit dem dortigen Hausbesitz der Familie zusammenhängen. Die Grabinschrift des offensichtlich kurz nacheinander verstorbenen Ehepaars wurde offensichtlich anlässlich des Todes der Ehefrau ausgeführt und ist auch als Beispiel für die Ablösung des Lateinischen durch die Volkssprache bemerkenswert.

Textkritischer Apparat

  1. Sic!
  2. mccccxii Lehfeldt; MCCCCXLI (1441) Conrad; MCCCCLXI Busley; 1412 Göhl; 1412 Knebel; 1461 Kdm.; M CCC XLI (?) Terpitz.
  3. So für abe(n)t.
  4. Der Text der unteren Leiste bis einschließlich vff war bislang unbekannt.
  5. waldhildemhn Lehfeldt; Barbett von Vala Busley.
  6. m aus Platzmangel unter de gesetzt.

Anmerkungen

  1. „linckerhand auff der seidten des frauenaltars in der wand eingemauert“, so Kremer/Lamey.
  2. Die Überführung dürfte von der bis heute das Schloss bewohnenden Familie der Freiherrn von Salis-Soglio veranlasst worden sein. Diese sind die Nachfahren der Schenk von Schmidtburg, die bis 1717 ihr Erbbegräbnis in Gemünden hatten; vgl. dazu Einleitung Kap. 2.1.1.
  3. In der dortigen Kapelle liegt mit dem 1573 verstorbenen Franz Braun von Schmidtburg ein entfernter Nachkomme begraben; vgl. Karbach, Familiengruft 204 mit Abb.
  4. Die Genealogie dieser weitverzweigten Familie ist bislang nur ansatzweise aufgearbeitet; so soll – nach Zwiebelberg, Braun von Schmidburg 122f. – der bereits im Jahr 1409 erstmals erwähnte Johann in erster Ehe mit einer Katharina verheiratet und bereits 1441 verstorben gewesen sein.
  5. Vgl. zu dieser noch weitgehend unerforschten Hunsrücker Adelsfamilie Leist/Leist-Jacobs, Mohr vom Wald pass.
  6. Freundlicher Hinweis von Peter Schößler, Schreiben vom 9. August 2006.

Nachweise

  1. Würdtweinsche Epitaphiensammlung fol. 10 mit Nachzeichnung.
  2. Würdtweinsches Epitaphienbuch 307.
  3. Kremer/Lamey, Epitaphia fol. 35 mit Nachzeichnung.
  4. L. v. Eltester, Nachzeichnung v. 29. Sept. 1859 (LHAK Best. 700,30 Nr. 416/29).
  5. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 662.
  6. Busley, Kunstdenkmäler Simmern 142.
  7. Göhl, Kirchberg 63.
  8. Conrad, Braun von Schmidtburg 59 mit Abb. S. 60 (Kremer/Lamey, Nachzeichnung).
  9. Faller, Kirchberg Abb. S. 31.
  10. Knebel, Kirchberg 69 (teilw.).
  11. Kdm. Rhein-Hunsrück 1, 357 mit Abb. 301.
  12. Terpitz, Grabdenkmäler 268.

Zitierhinweis:
DI 79, Rhein-Hunsrück-Kreis II, Nr. 52 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di079mz12k0005201.