Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Rhein-Hunsrück-Kreises II

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 79: Rhein-Hunsrück-Kreis II (2010)

Nr. 33 Ravengiersburg, Kath. Pfarrkirche St. Christophorus 1468-1488

Beschreibung

Jahreszahlen im Bereich der Kirche und der Gebäude des ehemaligen Augustiner-Chorherrenstifts.

I. Unregelmäßig ausgebrochenes Fragment aus Sandstein; auf glatter Oberfläche oben sorgfältig ausgeführte Jahreszahl. Herkunft unbekannt; es wurde vermutlich in den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts als Spolie in das im frühen 18. Jahrhundert erbaute Brunnenhäuschen1) im Kreuzgarten eingemauert.

Maße: H. 28, B. 24,5, Z. 5 cm.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/3]

  1. 1468a)

II. Jahreszahl oben rechts im Sturz der dem Kreuzgarten zugewandten Seite des Portals des Kreuzgangsüdflügels.

Maße: H. 18, B. 78 (Sturz), Z. 6 cm.

  1. 1485b)

III. Jahreszahl auf einem Sandsteinquader im oberen Bereich des südöstlichen Strebepfeilers der Klosterkirche.

  1. 1487c)

IV. Jahreszahl oben links im profilierten Sandsteinrahmen eines rechteckigen Eingangs in der Rückwand des südlichen Kreuzgangflügels. Ziffern erhaben ausgeführt, stark übermalt. Als Zifferntrenner dienen Quadrangel.

Maße: H. 14, B. 49 (Rahmen), Z. 10,5 cm.

  1. 1 ◦ 4 ◦ 8 ◦ 8

Kommentar

Die erhaltenen Jahreszahlen beziehen sich auf den Neubau weiter Teile der Stiftskirche und der Stiftsgebäude, nachdem wohl um die Mitte des 15. Jahrhunderts das romanische dreischiffige Langhaus, der Chor und der Kreuzgang einem Großbrand zum Opfer gefallen sein dürften2). Während die Jahreszahl 1468 den Baufortschritt an der spätgotischen Kirche dokumentiert, beziehen sich die restlichen Jahreszahlen auf Arbeiten in den Jahren 1485, 1487 und 1488 im Bereich des Kreuzgangs. Auch aufgrund eines 1487 datierten Sakramentshäuschens3) muss die Kirche in diesen Jahren fertiggestellt worden sein. Die noch vorhandenen Jahreszahlen stellen wichtige Quellen zur Baugeschichte der spätgotischen Stiftsanlage dar, da Kirche und Gebäude im Dreißigjährigen Krieg stark zerstört und – bis auf den erhalten gebliebenen romanischen Westbau – zu Beginn des 18. Jahrhunderts in barocken Formen neu errichtet wurden.

Textkritischer Apparat

  1. 146(6)? Kdm. – Die letzte Ziffer ist nur noch fragmentarisch erhalten; es könnte sich aufgrund der nicht eindeutig durchgezogenen unteren Schlinge der 8 auch um den unteren Bogen einer 3, somit um die Jahreszahl 1463 handeln.
  2. 1447 Falk; Meyer; Häuser/Renard. – 5 linksgewendet mit am oberen Schaftende ansetzendem Bogen.
  3. 1481 Kdm.; Arens; Wagner. – 7 lambdaförmig.

Anmerkungen

  1. Vgl. Kdm. 788.
  2. Vgl. dazu Meyer 16.
  3. Nr. 50.

Nachweise

  1. (Falk), Wanderung 184 (III).
  2. Meyer, Ravengiersburg 16 (III).
  3. Häuser/Renard, Ravengiersburg 80 (III).
  4. Kdm. Rhein-Hunsrück 1, 785 (I), 759 (II), 787 (III), 791 (IV).
  5. Arens, Ravengiersburg 12 (II, III).
  6. Eberts/Schönherr, Ravengiersburg 11 (III).
  7. Wagner, Ravengiersburg/Nunkirche 5 (II), 14 (III).
  8. Kern, Ravengiersburg Abb. S. 3 (I).

Zitierhinweis:
DI 79, Rhein-Hunsrück-Kreis II, Nr. 33 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di079mz12k0003304.