Inschriftenkatalog: Die Inschriften des Rhein-Hunsrück-Kreises II

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 79: Rhein-Hunsrück-Kreis II (2010)

Nr. 5 Raversbeuren, Evangelische Pfarrkirche 3. Viertel 13. Jh.

Beschreibung

Glocke des Meisters Conrad von Worms. Glockenstuhl, südliche Glocke. Kleine, gut erhaltene Glocke mit einzeiliger Schulterumschrift zwischen Kordelstegen.

Maße: H. 60, Dm. 65, Bu. 2,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/2]

  1. + MARIA ◦ VOCOR ◦ MAGISTER ◦ CONRADVS ◦ DE ◦ WORMACIA ◦ ME ◦ F/ECITa)

Übersetzung:

Maria heiße ich. Meister Conrad von Worms machte mich.

Kommentar

Die aufgrund ihres flachrechteckigen Querschnitts wohl aus Modeln gewonnenen Buchstaben1) sind variantenlos und ohne auffällige Besonderheiten gestaltet. Verwendet wird stets flachgedecktes trapezförmiges A mit geknicktem Mittelbalken, unziales D sowie symmetrisches unziales M. Als Worttrenner dienen Punkte. Sämtliche Buchstaben – bis auf das unziale E – sind noch ohne Abschlussstriche ausgeführt. Es bestehen durchaus Übereinstimmungen im Duktus und in Einzelbuchstaben zur Bopparder Severus-Glocke von 12492), wobei der hier eindeutig durchgeführte Abschlussstrich des E eine Datierung in das 3. Viertel des 13. Jahrhunderts nahelegt.

Die Marienglocke hängt im Glockenstuhl des erhaltenen spätromanischen Chorturms der 1707 umgebauten Kirche des erstmals 1324 im Besitz des Klosters Ravengiersburg als Ravengirsburen erwähnten Dorfes3). Der Name des sonst unbekannten Meisters Conrad von Worms4) erscheint auf dieser bislang meist um 1300 datierten Glocke zum ersten und einzigen Mal und gilt überhaupt als älteste Nennung eines Glockengießers in der Region Rhein/Mosel/Hunsrück5).

Textkritischer Apparat

  1. Die letzten vier Buchstaben befinden sich (aus Platzmangel) rechts oben über dem Anfangskreuz.

Anmerkungen

  1. Sie könnten aber auch aus einer flachgewellten Wachsplatte ausgeschnitten sein; freundlicher Hinweis Dr. Harald Drös, vom 6. April 2010.
  2. Vgl. DI 60 (Rhein-Hunsrück-Kreis 1) Nr. 17.
  3. Kdm. 269f.
  4. Vgl. dazu Fritzen.
  5. Vgl. dazu Renard 35 und Giesen.

Nachweise

  1. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 777.
  2. Renard, Glocken Abb. 34 (teilw. Nachzeichnung).
  3. Kdm. Zell 272 mit Abb. 240 (teilw. Nachzeichnung).
  4. Giesen, Konrad von Worms 316.
  5. Fritzen, Wormser Glockengießer 73 (teilw.).
  6. Schellack, Glocken 526 mit Abb. S. 525 (teilw. Nachzeichnung).
  7. Frauenknecht, Glockengeschichte 133 mit Abb. 34 (teilw. Nachzeichnung).

Zitierhinweis:
DI 79, Rhein-Hunsrück-Kreis II, Nr. 5 (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di079mz12k0000508.