Die Inschriften des Rhein-Hunsrück-Kreises II

5. Die Schriftformen

Während am Mittelrhein im ehemaligen Lkrs. St. Goar insgesamt dreizehn frühchristliche Inschriften aus dem 5. bis 7. Jahrhundert in zwei zeitlich deutlich unterscheidbaren Gruppen nachzuweisen sind92), hat sich im Bearbeitungsgebiet lediglich ein fragmentarischer Grabstein (Nr. 1) erhalten, der aufgrund seiner letztlich noch von der klassischen römischen Kapitalschrift beeinflussten Buchstabenformen (und aufgrund des Formulars) in den Zeitraum 6. Jahrhundert/1. Hälfte 7. Jahrhundert zu datieren ist.

5.1. Romanische und gotische Majuskel93)

Im Zuge der Schriftreform unter Karl dem Großen wurde bei den Inschriften wieder auf die klassische römische Kapitalschrift zurückgegriffen und als sogenannte karolingische Kapitalis94) mehr oder weniger unverändert weiterbenutzt. Doch spätestens im 10. Jahrhundert werden Anzeichen einer neuen Entwicklung greifbar: Die Buchstaben strecken sich und werden schmal, neben den (zum Teil auch eckigen) kapitalen erscheinen vereinzelt auch schon unziale bzw. runde Formen, die im 11. Jahrhundert verstärkt Ligaturen und Enklaven ausbilden und spätestens dann als romanische Majuskel bezeichnet werden95). Im Bearbeitungsgebiet haben sich lediglich zwei aus Kloster Ravengiersburg stammende Vertreter dieser Schriftart erhalten. Sowohl die den segnenden Christus umgebende Spruchinschrift (Nr. 2) wie auch die emaillierte Namensbeischrift auf dem Prachteinband einer liturgischen Handschrift (Nr. 3) weisen die charakteristische Mischung aus eckigen und runden Buchstabenformen auf und können deshalb problemlos dieser Schriftart zugerechnet werden. Beide auch aus epigraphischen Überlegungen in die erste Hälfte bzw. in das dritte Viertel des 12. Jahrhunderts datierten Inschriften sind überwiegend kapital ausgeführt und weisen mit unzialem E, eingerolltem G und unzialem H einige wenigeVarianten auf.

Etwa hundert Jahre später lässt sich auf den fünf ältesten erhaltenen Glocken des Bearbeitungsgebietes eine deutliche Weiterentwicklung dieser Schriftart feststellen. Wenn auch dort durch die zunächst überwiegend verwendete Wachsfadentechnik96) zur Herstellung der Einzelbuchstaben (Nrn. 4, 6, 7, 8) die typischen Kennzeichen der sich entwickelnden gotischen Majuskel wie leichte Bogenschwellung, Schaftverbreiterung, keilförmig verbreitete Buchstabenenden und Schließung der Buchstaben durch Abschlußstriche nur ansatzweise beobachten lassen, so ist doch der möglicherweise gerade dadurch bedingte Variantenreichtum bemerkenswert. So steht etwa flachgedecktes trapezförmiges A mit geknicktem Mittelbalken neben A mit parallelen Schäften oder pseudounzialem A, kapitales L mit keilförmig [Druckseite 45] verdicktem Balken neben L mit einem nach links angesetzen Sporn am oberen Schaftende, kapitales M neben symmetrisch unzialem oder auch linksgeschlossen unzialem M, spiegelverkehrtes kapitales N mit eingezogenem Schrägschaft neben rundem N, kapitales T neben rundem T mit dreiecksförmigen Deckbalken und leicht eingerolltem Bogen. Als Datierungskriterium der Frühzeit dient hauptsächlich die sich allmählich entwickelnde Abschließung der Einzelbuchstaben, die sich erstmals beim unzialen E auf den beiden in das 3. Viertel des 13. Jahrhunderts datierten Glocken aus Mannebach (Nr. 4) und Raversbeuren (Nr. 5) beobachten lässt, dann bei E und C auf den in das 4. Viertel des 13. Jahrhunderts datierten Glocken aus Büchenbeuren (Nr. 6) und Mannebach (Nr. 7) und schließlich bei der ersten durch eine Jahreszahl datierten, im Jahr 1313 gegossenen Glocke aus Bell (Nr. 8); hier findet sich erstmals ein symmetrisches unziales M mit Abschlußstrich.

Weitere Stufen dieser Entwicklung zeigen sich in den nun in Stein ausgeführten Grabinschriften der beiden kurz nach 1337 entstandenen Hochgräber für Graf Simon II. von Sponheim (Nr. 10) und seinen gleichnamigen Sohn (Nr. 11). Die uneinheitlich großen, dünnstrichig ausgeführten Buchstaben weisen auffallend spitz ausgezogene Bogenschwellungen auf, zudem sowohl eingerollte als auch keilförmig verbreiterte Buchstabenenden. Ungewöhnlich ist die Gestaltung des Y mit fast geraden oberen Schrägschäften und dünnstrichig ausgeführtem, weit nach links reichendem, unterem Schrägschaft. Deutlich ausgeprägte Flächigkeit als weiteres Element der entwickelten gotischen Majuskel lässt sich gut auf der in der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts gegossenen Glocke aus Ohlweiler (Nr. 13) erkennen, die zudem mit keilförmig verbreiterten Schaft- und Balkenenden und deutlichen Bogenschwellungen alle weiteren Merkmale dieser Entwicklungsstufe aufweist. Spitz ausgezogene Bogenschwellungen finden sich vor allem deswegen auch auf der in das 3. Viertel des 14. Jahrhunderts datierten Glocke aus Kirchberg (Nr. 15), mit der die Verwendung der gotischen Majuskel im Bearbeitungsgebiet endet.

5.2. Kapitalis

Im Unterschied zu der im Bearbeitungsgebiet nicht nachweisbaren frühhumanistischen Kapitalis97) mit ihren Ursprüngen im humanistisch geprägten Italien orientiert sich die im vorliegenden Bestand erstmals um die Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert singulär als Titulus einer Kasel (Nr. 63) auftretende Kapitalis wiederum voll und ganz an den Formen der klassisch-römischen Monumentalschrift. Vermittelnde Zentren bildeten dabei die Bischofsstädte Mainz und Trier sowie die kurpfälzische Universitätsstadt Heidelberg.

Verhältnismäßig spät lässt sich die dann bereits voll ausgebildete Schrift monumental in Stein gehauen auf dem 1522 von dem Bildhauer Jakob Kerre geschaffenen Epitaph für Herzog Johann I. von Pfalz-Simmern (Nr. 66) nachweisen. Der unübersehbare Bezug zur klassischen römischen Kapitalis wird durch die feinstrichig mit schwacher Linksschrägenverstärkung ausgearbeiteten Buchstaben hergestellt, der durch die dreiecksförmigen Worttrenner und die Verwendung von Kürzungszeichen in Form langer waagerechter Striche mit Ausbuchtung nach oben verstärkt wird. Dagegen verweisen verfremdete Formen wie spitzes A mit einseitig nach links überstehendem Deckbalken, E mit deutlich verkürztem mittlerem [Druckseite 46] und ungleichmäßig langen äußeren Balken, überbreite D und G, M mit sehr schräg gestellten Schäften, durchgehend geschlossenes P und R mit stark nach unten geschwungener Cauda unverkennbar auf die renaissancezeitliche Entstehung dieser Inschrift. Ähnlich gut (aber nicht gleich) ausgeführte Buchstaben finden sich auf drei im Jahr 1538 entstandenen Grabdenkmälern: dem Epitaph des Karl Beuser von Ingelheim (Nr. 73) sowie auf der Grabplatte und dem Epitaph des Friedrich Schenk von Schmidtburg (Nrn. 74 und 75). Auch hier zeigt die breit proportionierte Kapitalis durch Linksschrägenverstärkung, Worttrenner und Kürzungszeichen klassizierende Komponenten, die durch die Verwendung der stachelförmigen Cauda bei R noch verstärkt werden. Und auch hier ist in allen drei Fällen der Einsatz von überbreitem D sowie M mit leicht schräggestellten Schäften und fast bis zur Grundlinie gezogenem Mittelteil auffällig, ein Phänomen, das an einen wie auch immer gearteten Bezug beider Werkstätten denken lässt.

An einer 1553 anlässlich des Todes der Pfalzgräfin Alberta von Pfalz-Simmern angefertigten Sargtafel (Nr. 80) lässt sich die zwischenzeitlich fortgeschrittene Entfernung vom antiken Vorbild gut erkennen. Die Buchstaben sind breitstrichig ausgeführt; im Einzelnen sind C mit dreieckig endenden Bogenenden, I mit kurzen Endstrichen, L und T mit dreiecksförmig endenen Balken gestaltet. Einen völlig anderen Eindruck vermittelt die breit proportionierte Kapitalis auf der 1590 für Holzbach gegossenen Glocke (Nr. 119), die durch den Einsatz von spiegelverkehrten N und die Gestaltung des R mit stachelförmiger Cauda auffällt. Abgesehen von diesen Einzelstücken wird die Entwicklung der Kapitalis im Bearbeitungsgebiet in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zweifellos durch die Tätigkeit der beiden miteinander verbundenen Werkstätten des unbekannten Meisters von Simmern (1553 bis 1557/58) und des ihm in Simmern nachfolgenden Johann von Trarbach (1557 bis 1586) beeinflusst98).

Die in der Regel gleichmäßig mit deutlicher Linksschrägenverstärkung und erhöhten Versalien ausgeführte Kapitalis aus der Werkstatt des „Meisters von Simmern“ (Nrn. 81, 82, 83, 84, 87, 88) weist folgende charakteristische Merkmale auf: A stets mit spitzem Scheitel; B mit kleinem oberen und großem unteren Bogen; C mit leicht verlängertem unteren Bogenabschnitt; E mit zumeist deutlich verlängertem unteren Balken; H vereinzelt mit nach unten ausgebuchtetem Mittelbalken; M mit schräggestellten Schäften und halbhoch gezogenem Mittelteil; Q mit mittig fast senkrecht abhängender Cauda; R mit kleinem oberen Bogen und ganz leicht geschwungener Cauda; S mit gleich großen Bögen; T mit schwach ausgeprägten, parallel angesetzten rechtsschrägen Sporen. Die ebenfalls meist mit erhöhten Versalien und deutlicher Linksschrägenverstärkung versehene Kapitalis aus der Werkstatt Johann von Trarbachs übernimmt die Grundstruktur der eben skizzierten Schrift aus der Vorgänger-Werkstatt, wobei mit fortschreitender Zeit einige Merkmale deutlicher ausgeprägt werden: Bei E wird der untere Balken noch weiter verlängert; H erhält nun immer öfter den nach unten ausgebuchteten Mittelbalken99); L weist nun ebenfalls einen stark verlängerten Balken auf; M erhält stark schräggestellte Schäfte bei eher niedrigem Mittelteil; R zeigt jetzt eine leicht geschwungene, weit ausgestellte Cauda, deren Wölbung betont ist und die weit rechts am Bogen ansetzt; hinzukommt der zunehmende Einsatz von Satzzeichen. Alle diese Merkmale tragen letztlich zu dem nur für die Trarbach-Werkstatt charakteristischen breiten, raumgreifenden Schriftduktus bei, die damit dieses in der Vorgänger-Werkstatt angelegte Phänomen deutlich akzentuiert.

Dass zu dieser Zeit zumindest einige Buchstaben der Kapitalis auch wesentlich anders gestaltet werden konnten, zeigt das 1574 entstandene Epitaph für Agnes Cratz von Scharfenstein [Druckseite 47] in Kastellaun (Nr. 97), das erstmals von Rüdiger Fuchs aufgrund der Analyse der verwendeten Schriftformen Johann von Trarbach ab- und dem Trierer Bildhauer Hans Ruprecht Hoffmann zugeschrieben werden konnte100). Neben einigen auch bei den beiden Simmerner Werkstätten nachweisbaren Übereinstimmungen wie spitzes A oder auch T mit parallel rechtsschrägen Sporen, sind folgende Buchstaben in ihrer Gestaltung deutlich abweichend gestaltet: C weist einen markanten Sporn am oberen Bogenende auf, demgegenüber läuft das untere Bogenende spitz aus; E zeigt ebenfalls einen rechtsschrägen Sporn an den Balkenenden; R hat eine an der Schnittstelle von Bogen und Schaft ansetzende leicht geschwungene Cauda, die in der Regel unter die Grundlinie gezogen ist. Auffällig – ganz im Gegensatz zu den Simmerner Werkstätten – ist ferner die Vorliebe zu Verlängerungen der Schäfte und Bögen, die – wenn es der Platz erlaubt – sogar in dekorativen Schleifen und Kontraschleifen auslaufen können. Obwohl diese Charakteristika der Werkstatt Hans Ruprecht Hoffmanns auch bei den wenigen originalen Inschriftenteilen des Ende des 16. Jahrhunderts angefertigten Schmidtburg-Epitaphs (Nr. 125) vorhanden sind, konnte dieses Werk auch aufgrund der schmaleren Proportionen und fehlender Gleichmäßigkeit dessen Sohn Heinrich Hoffmann zugeschrieben werden.

Um die Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert und in dessen weiterem Verlauf lassen sich – neben normalen Formen (Nr. 129) und zeittypischen Erscheinungen wie der häufigere Einsatz von Nexus literarum (Nrn. 142, 143) – auch einige Besonderheiten bei der Buchstabenbildung beobachten: überhöhtes Zier-A mit geschwungenem linken Schrägschaft, E mit zum Dreieck reduziertem Mittelbalken, F in Minuskelform, G mit eingestellter Cauda, M mit bis zur Grundlinie reichendem Mittelteil, spitzovales O, Q gebildet aus einem kleinen hochgestellten Kreisbogen mit winkelig schräglinks anhängender Cauda, V mit gebogenem und nach oben verlängertem linken Schrägschaft, oben spitzes zweistöckiges Z mit deutlich verkürztem Bogen oder auch in Form einer schlingenförmigen 4 (Nrn. 127, 132, 136, 151, 152, 163).

Die außerordentlich sorgfältig gehauene, mit Sporen und deutlicher Linsschrägenverstärkung ausgeführte Kapitalis des in Simmern tätigen und im Bearbeitungsgebiet zwischen 1610 und 1620 mit vier Denkmälern (Nrn. 138, 139, 140, 150) vertretenen Bildhauers Conrad Wohlgemuth zeigt als Besonderheit Q mit abhängender waagerechter und geschwungener Cauda und S mit geschwollenem Mittelteil, und als weitere Eigenart deutlich verlängerte untere Balken bei E und L mit dem auffälligen Merkmal rechtwinklig nach oben abgeknickter Sporen. Bei dieser ungewöhnlichen Buchstabengestaltung handelt es sich zum ein Phänomen, das sich in der Region bislang nur bei diesem Meister beobachten lässt.

Abgesehen von mehr oder weniger stark ausgeprägten Veränderungen der skizzierten Schriftformen sind in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts nur noch wenige fundamentale Veränderungen zu beobachten. Dazu gehören etwa die merkwürdige Bildung des G, bei dem Bogen und Cauda unverbunden gegeneinander gestellt sind (Nr. 183). Erstaunlich lange wird im Bearbeitungsgebiet an der Schreibung V für U festgehalten, das sich im Gegensatz zu den Nachbargebieten101) nur einmal und auch noch sehr spät nachweisen lässt (Nr. 204).

[Druckseite 48]

5.3. Gotische Minuskel102)

Im Verlauf des 11. Jahrhunderts entwickelte sich aus der karolingischen Minuskel in Nordfrankreich und Belgien eine neue Buchschrift mit dem auffälligen Merkmal der Brechung von Bögen und Schäften der auf der Zeile stehenden Kleinbuchstaben. In der gleichen Region beginnt auch deren Verwendung als epigraphische – nun als gotische Minuskel bezeichnete – Schrift auf einer im Jahr 1261 gefertigten Grabplatte. Im deutschen Sprachraum zunächst sehr verhalten rezipiert, lässt sich die neue Schriftart mit den charakteristischen gebrochenen Kleinbuchstaben im weiteren Umfeld des Bearbeitungsgebietes erstmals auf den wohl vor 1340 angefertigten Tumbendeckplatten zweier Erzbischöfe im Mainzer Dom nachweisen103), dann 1341 und 1346 auf Grabplatten104) im Kloster Eberbach im Rheingau und schließlich 1350 auf einer Abtsgrabplatte in St. Goar105). In Norddeutschland dagegen setzt sich diese Schrift erst kurz nach der Mitte des 14. Jahrhunderts durch.

Im Bearbeitungsgebiet datiert der erste Beleg für gotische Minuskel sehr spät ins Jahr 1396, dann aber bereits mit der Besonderheit einer als Bandminuskel ausgeführten Inschrift auf einer aus Karbach stammenden Glocke in Wellmich (Nr. 16). Die verhältnismäßig hohen, sorgfältig gearbeiteten Buchstaben sind in flachem Querschnitt ausgeführt und in Form umgeschlagener Bänder gestaltet. Auffällig ist dabei y mit als Zierstrich ausgezogener, nach rechts weisender Unterlänge. Eine ähnliche Struktur weist die ebenfalls flächig ausgeführte Minuskel auf der 1431 für Ravengiersburg gegossenen Glocke (Nr. 23) auf, die als (wesensfremde) Besonderheit f und langes s mit ungebrochenen unteren Schaftenden zeigt106). Die erste in Stein gehauene Minuskel findet sich 1439 – also ungewöhnlich spät – auf der Grabplatte des Pfarrers Johannes in Kirchberg (Nr. 25), sie ist tief eingehauen und weist erstmals i mit i-Punkt sowie ein gebrochenes Bogen-r auf. Neben einem fast waagerecht liegenden runden s, finden sich auf der 1440 für Karbach gegossenen Glocke (Nr. 26) erstmals als Großbuchstaben eingesetzte, am Schaft einseitig gezackte I-Versalien, die offensichtlich dem Formenrepertoire der gotischen Majuskel entnommen worden sind. Eine weitere Besonderheit zeigt die Glocke aus Ohlweiler aus dem Jahr 1441 (Nr. 27) mit auf Plättchen gesetzten Einzelbuchstaben.

Mit der 1450 von Meister Tilmann von Hachenburg für Mörschbach gegossenen Glocke (Nr. 28) setzt eine Reihe von Glocken ein, die auch aufgrund der drei zu unterschiedlichen Zeiten verwendeten Schrifttypen107) diesem Meister bzw. verschiedenen Schaffensperioden zugewiesen werden können. Bei der im Bearbeitungsgebiet auschließlich verwendeten Type S1 (Nrn. 30, 31, 32, 33, 36, 37, 40, 41, 47) handelt es sich um in der Regel sehr sauber gegossene, schlanke, gleichmäßig verteilte Minuskeln mit auffallend dicken, gerade abhängenden Zierstrichen bei e und r. Ein weiteres charakteristisches Merkmal ist das mit aufgerichtetem Deckbalken und rundem gegenläufigem Bogenende gestaltete zweistöckige z (vgl. Nrn. 30 und 40), das geradezu als Leitbuchstabe dieser Schrifttype gilt. Dagegen verweisen ebenfalls in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts verwendete Formen wie mit „verdrückten“ [Druckseite 49] (Nr. 39) oder mit stark reduzierten Brechungen ausgeführte Minuskeln und der Einsatz eines spitzovalen linearen Versals O (Nr. 35) mit Sicherheit auf andere Werkstätten. Besonders deutlich wird dies bei der 1481 von dem Trierer Meister Clais von Echternach für Hirschfeld gegossenen Glocke (Nr. 42), in der neben der dekorativen Bildung des g mit zur Quadrangel verkürztem unterem Bogen und rechts am Balken ansetzenden Zierhaken mit einem kunstvoll ausgeführten A-Versal eine weitere ungewöhnliche Zierform eingesetzt wird: Es handelt sich in der Grundform um ein spitzes A mit beidseitig überstehenden Deckbalken und schrägem Mittelbalken, das durch angesetzte Schwellungen an den Balken und Schäften sowie durch Konturierung des Deckbalkens an Formen der gotischen Majuskel erinnert. Dem Formenrepertoire der gotischen Minuskel hingegen entstammen die beiden Versalien B und S auf dem 1483 gestifteten Kelch aus Bell (Nr. 45), das C auf der Ende des 15. Jahrhunderts gegossenen Glocke aus Hahn (Nr. 60) wiederum der gotischen Majuskel.

Dass in Stein gehauene gotische Minuskel gegen Ende des 15. Jahrhunderts durchaus variantenreichere Formen als auf Glocken ausbilden kann, zeigen die Inschriften zweier 1491 (Nr. 52) und 1494 (Nr. 53) angefertigter Grabplatten, die beide mit zum Teil stark verkürzten Unterlängen ausgeführt sind. An besonderen Einzelformen zeigen sie b ohne obere Brechung des Bogens; f mit parallel zum geraden Mittelbalken gestellter Fahne; flachgedecktes g mit nach oben hin verlängertem Schaft und reduziertem unterem Bogen; h mit nicht gebrochenem, unten stark verkürztem Schaft und rundes s mit unverbundenen, gegeneinander gesetzten oberen und unteren Bogen. Zudem entspricht das mehrfach als Versal verwendete J der ohne Schwellung ausgeführten i-longa der gotischen Majuskel. Auch wenn die 1497 in gleichmäßigem Duktus ausgeführte, sorgfältig ins Vierlinienschema gesetzte Memorialinschrift aus Kloster Ravengiersburg (Nr. 54) modern überarbeitet wurde, sind ihre zeitgenössischen Eigenarten gut zu erkennen: Der sich an Formen der Kapitalis orientierende A-Versal ist mit einem geschwungenen, nach links überstehenden Deckbalken gebildet, E- und S-Versal zeigen die typische Auflösung der Versalien der gotischen Minuskel in oben gebrochene und unten in Bögen verharrende Teile. M und X erinnern an vergrößerte Minuskeln, bei M ist der linke Schaft unten weit nach links geschwungen. Bei den oft mit auslaufenden Strichen verzierten Gemeinen fällt besonders das eigenwillige Schleifen-s am Wortende auf, das aus einer oben nach rechts gebrochenen Schaft und einem daran ansetzenden zweistöckigen z gebildet wird; insgesamt sind die oberen Schaftenden der Gemeinen zum Teil asymmetrisch gespalten, bei p auch unten, i weisen vereinzelt Striche für Punkte auf.

Die letzte Verwendung dieser Schrift findet sich auf einer 1543 gegossenen Glocke mit der Besonderheit ornamentaler Stilisierung mittels umgeschlagener Bänder (Bandminuskel) (Nr. 76) sowie 1557 als Buchstaben ausgeführte Kettenglieder auf dem Epitaph für Herzog Johanns II. von Pfalz-Simmern und seiner bereits 1535 verstorbenen ersten Frau Markgräfin Beatrix von Baden (Nr. 87).

5.4. Fraktur108)

Charakteristische Merkmale dieser Groß- und Kleinbuchstaben aufweisenden neuen Schriftart sind Schwellzüge und Schwellschäfte. Bei Großbuchstaben zeigt sich die Tendenz zu S-förmigen Anschwüngen und zur (zum Teil gebrochenen) Verdoppelung von Schäften und Bögen, bei Kleinbuchstaben an- und abschwellende Linien, spitzoval geschlossene [Druckseite 50] Bögen und nicht stumpfe, sondern meist gespaltene Enden der Oberlängen. Im Gegensatz zur gotischen Minuskel ist das a meist einstöckig, reichen f und langes s ohne Brechung der unteren Schaftenden unter die Grundlinie, zudem sind bei den Gemeinen die Unterlängen oft faden- oder schlingenförmig ausgebildeten. Obwohl das 1513 gedruckte Gebetbuch Kaiser Maximilians und sein 1517 erschienener Theuerdank als bestimmende Vorbilder dieser Schrift bezeichnet werden können, lässt sich Fraktur als epigraphische Schrift im Bearbeitungsgebiet erst auf der nach 1532 entstandenen (allerdings stark restaurierten) Tafel mit der Erinnerungsinschrift an den Türkenzug Herzog Friedrichs II. von Pfalz-Simmern (Nr. 70) nachweisen.

Mit dem 1553 in der Werkstatt des „Meisters von Simmern“ geschaffenen Epitaph für Pfalzgräfin Alberta von Pfalz-Simmern (Nr. 81) liegt eine vollausgebildete, geradezu perfekt gearbeitete Fraktur vor, die sowohl durch ihre opulent mit Zierlinien und Kontraschleifen geschmückten Versalien besticht, als auch durch eine gewisse Variantenfreude in der Buchstabengestaltung. Sie weist im Einzelnen folgende Merkmale auf: Das obere Ende des fast gerade gestellten Schaftes des b ist entweder eingerollt oder läuft in eine Schleife aus; d zeigt einen ovalen ungebrochenen, am oberen Berührungspunkt zwischen linkem und rechtem Bogenabschnitt offenen Bogen; e hat einen kleinen abgeknickten oberen Bogenabschnitt; g einen gerundeten mittleren Abschnitt des oberen Bogens; h einen kaum gebogenen Bogen; Schaft-r und Bogen-r wechseln. Erstaunlicherweise wird bei dem 1557 wohl ebenfalls noch in der Werkstatt des „Meisters von Simmern“ hergestellten Epitaph für Herzog Johann II. (Nr. 87) eine komplett andere Fraktur verwendet, die bei den Gemeinen eine starke Tendenz zu umgebogenen und eingerollten Bogenenden zeigt und auch in der Gestaltung der Einzelbuchstaben deutlich abweicht: b hat einen ovalen ungebrochenen Bogen; d einen zum Teil gebrochenen geschlossenen Bogen; e einen runden Bogenabschnitt; g einen gebrochenen mittleren Abschnitt des oberen Bogens; h einen leicht halbkreisförmigen Bogen; r wird in der Regel nur als Bogen-r verwendet und s am Wortende geschlossen kursiv. Interessanterweise kombiniert die auf dem 1558/59 in der gleichen Werkstatt hergestellten Kenotaph der Herzogin Maria Jacobea von Pfalz-Simmern (Nr. 88) verwendete Fraktur sowohl Formen aus der bisher verwendeten, aber auch Formen, die später bei Johann von Trarbach nachweisbar sind. Die Versalien dieser ebenfalls gut gearbeiteten Fraktur zeigen ausgeprägte Schleifenbildung. Auffällig ist das geschlossen ohne Schwellung ausgeführte b, das h mit nahezu halbkreisförmig gebildetem Bogen und das ebenfalls ohne Schwellungen ausgeführte runde o; Schluss-s erscheint stets als geschlossenes Schleifen-s. Mit Ausnahme des konventionell gebildeten e und des auffallend großformatigen runden o entspricht diese Schrift somit im Großen und Ganzen der später in der Trarbach-Werkstatt verwendeten Fraktur.

Die in der Werkstatt Johann von Tarbachs verwendete Fraktur unterscheidet sich zunächst deutlich von den beiden oben skizzierten Schriftarten aus der Werkstatt des „Meisters von Simmern“. Sie tritt ab 1569 im Bearbeitungsgebiet ihrerseits in zwei Varianten auf und zeigt bei den früheren Werken (Nrn. 95, 98, 100, 104) im Einzelnen folgende Merkmale (Variante I): Das obere Schaftende des b ist leicht nach rechts gebogen und weist in der Regel keine Zierformen auf; d hat einen gebrochenen Bogen und einen meist nach rechts zurückgebogenen oberen Bogenabschnitt; e einen sehr kleinen oval geformten oberen Bogenabschnitt, an dem der untere Bogenabschnitt nahezu senkrecht ansetzt; g hat einen doppelt geschwungenem mittleren Abschnitt des oberen Bogens; h einen nahezu halbkreisförmig ausgeführten Bogen, der eingerollt tief herabreicht; r wird stets als Schaft-r verwendet und s am Wortende durchgehend geschlossen kursiv. Erst mit der 1583 auf dem Epitaph für Getrtrud von Geispitzheim (Nr. 108) verwendeten Fraktur tauchen neue Formen in der Werkstatt Johann von Trarbachs auf (Variante II; s. a. Nr. 114). Die gut ausgeführte Schrift weist zwar mit der sparsamen Verwendung von Schleifen und der Gestaltung der Gemeinen b, d [Druckseite 51] und s Gemeinsamkeiten mit der zuvor in der Werkstatt Johann von Trarbachs verwendeten Fraktur auf, allerdings sind auch deutliche Abweichungen zu beobachten: a, e, g und o sind auf der linken Seite durchgehend mit rundem Bogen, also ohne die frakturtypischen Knicke gestaltet und sind sozusagen dem Formenkanon der humanistischen Minuskel entnommen. Dieser Eindruck wird durch den auffälligen breiten Strich unterstützt, mit dem die Buchstaben insgesamt ausgeführt sind.

Dass Frakturschrift offensichtlich nur bedingt für die Identifizierung von Werkstätten herangezogen werden kann109), zeigt sich bei dem Gemündener Schmidtburg-Epitaph (Nr. 118), das im Jahr 1590 in der vermutlich von Hans Trapp geleiteten Werkstatt des 1586 verstorbenen Johann von Trarbach hergestellt wurde. Die dort verwendete Fraktur unterscheidet sich von den eben skizzierten Varianten so stark, dass keine wirklichen Bezüge hergestellt werden können. Gleiches gilt für die hervorragend ausgeführte Fraktur auf dem Reltz-Epitaph von 1606 (Nr. 135), die nicht nur durch ihre großzügig konstruierten und dadurch raumgreifenden Versalien auffällt, sondern auch durch den für die Jahrhundertwende typischen willkürlichen Gebrauch von Satzzeichen. Allerdings erinnert hier die Gestaltung einzelner Buchstaben, wie etwa e mit sehr kleinem, oval geformtem Bogen, durchaus an Usancen der Trarbach-Werkstatt.

Wie bei der Kapitalis entwickelte der Bildhauer Conrad Wohlgemuth auch bei der Fraktur eine eigene Formensprache, wie an den Inschriften der 1612 und 1620 entstandenen Epitaphien in Kastellaun (Nrn. 130 und 140) festzustellen ist. Durch den Einsatz stark akzentuierter Sporen an den Buchstabenenden macht die an sich hervorragend gearbeitete Schrift insgesamt einen eher unruhigen Eindruck, der durch die mittels hoher Bögen hergestellten Ligaturen eines langen s mit einem t noch verstärkt wird. Ohne dass sich im Bearbeitungsgebiet noch wesentliche Veränderungen in der Formensprache ergeben hätten, klingt die Verwendung der Fraktur im Lauf des 17. Jahrhunderts langsam aus (Nrn. 160, 162, 170, 177, 195, 202).

5.5. Humanistische Minuskel110)

Entstanden als Buchschrift Ende des 14. Jahrhunderts, wurde sie zunächst vom Buchdruck rezipiert und ist seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts vermehrt auch als Inschriftenschrift nachweisbar. Charakteristische Merkmale der humanistischen Minuskel sind neben runden Bögen vor allem ohne Brechung auf der Grundlinie endende Schäfte. Bei der gelegentlich auftretenden schrägliegenden, nach rechts geneigten Variante können allerdings die Schäfte von f und langem s auch unter die Grundlinie reichen; zudem erhält i stets einen überschriebenen Punkt, und bei allen Buchstaben ist verstärkte Serifenbildung zu beobachten. Bei der Verwendung von Versalien wird in der Regel auf das Formengut der Kapitalis zurückgegriffen. Im Gegensatz zu den benachbarten Bearbeitungsgebieten111) haben sich sowohl im Mittelrheintal als auch in der Residenzstadt Simmern und in einigen Amtsstädten des Hunsrücks eine vergleichweise hohe Anzahl qualitätvoller Grabdenkmäler mit dieser Schriftart erhalten.

Obwohl die frühesten Beispiele auf drei im Jahr 1554 in der Werkstatt des „Meisters von Simmern“ entstandenen Grabdenkmälern zu finden sind, weisen sie trotz einiger Gemeinsamkeiten [Druckseite 52] so große Unterschiede auf, dass man von drei verschiedenen Händen ausgehen muß. Während das Schriftbild auf dem Epitaph für Hieronymus Rhodler (Nr. 82) durch den Gegensatz quadratischer Proportionen bei c, o, p, q und ansonsten sehr eng gestellter Buchstaben eine gewisse Eleganz aufweist, ist die Schrift auf dem Nastetter-Epitaph (Nr. 83) in einem insgesamt deutlich breiteren Duktus gehalten, mit der Besonderheit des leicht nach links geneigten Schaftes bei a. Zwar lässt sich dieser breite Duktus auch auf dem Epitaph für Herzogin Johanna von Pfalz-Simmern (Nr. 84) beobachten, ansonsten zeigen sich aber große Unterschiede: Die Kapitalis-Versalien sind weit proportioniert und – ganz im Gegensatz zu denen der beiden vorhergehenden Epitaphien – nun mit deutlichen Sporen versehen, gleiches gilt für die Gemeinen. a hat nun einen geschwungenen Schaft, g ist gelegentlich leicht nach rechts geneigt, hat einen kleinen oberen Bogen und ein nach rechts auslaufendes unteres Bogenende. Zudem sind die Oberlängen von h und t leicht nach rechts gebogen, das versale S leicht nach links geneigt. Dagegen zeigen sich auf dem 1557 in derselben Werkstatt hergestellten Epitaph für Johann II. von Pfalz-Simmern und seine Frau (Nr. 87) Schriftformen, wie sie sich wenigstens teilweise auch auf den späteren in der Werkstatt Johann von Trarbachs gefertigten Denkmälern wiederfinden lassen: zweistöckiges a, wobei Bogen und Schaft meist unverbunden nebeneinander stehen (auch bei b, p, q); g mit linksschrägem Strich angesetzten unteren Bogen, der meist in eine kleine Rechtsschleife ausläuft; o kreisrund; das obere Schaftende des t mit gespaltenem oberem Schaftende, steht t aber vor c , e oder rundem s ist das obere Schaftende meist mit einem nach links weisenden Bogen versehen, der über den vorhergehenden Buchstaben reicht bzw. mit ihm eine Verbindung eingeht.

Die in der Werkstatt Johann von Trarbachs entstandenen Werke nehmen diese Formen mehr oder weniger auf, zeigen dabei folgende Abweichungen: Die rechtsgeneigte humanistische Minuskel des Castelhun-Epitaphs von 1576 (Nr. 100) hat einstöckiges a, dazu als Besonderheit p mit Schaftverlängerung; die ebenfalls rechtsgeneigte Minuskel beim 1577 geschaffenen Hosingen-Epitaph (Nr. 101) hat auch einstöckiges a, dazu als Besonderheit p und q mit ausgeprägtem Sporn am unteren Schaftende; die aufgerichtete Minuskel auf dem gleichen Epitaph hat dagegen zweistöckiges a und als Besonderheit t mit stark nach rechts gebogenem oberem Schaftende; schließlich zeigt die humanistische Minuskel auf dem Reichard-Epitaph von 1582/83 (Nr. 109) einstöckiges a, t mit stark nach rechts gebogenem oberem Schaftende, p und q mit Schaftverlängerung sowie einen starken Sporn am unteren Schaftende.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass es nach dem Ende der Trarbach-Werkstatt und ihrer Epigonen dem Bearbeitungsgebiet an einer prägenden Schriftkompetenz für Bildhauerarbeiten mangelt. Kapitalis und Fraktur sind ab etwa 1620 durch individuelle Schriftformen gekennzeichnet, denen jedoch eine konsequente Orientierung an Kanones fehlt.

5.6. Worttrenner und Satzzeichen

Wie Schriftformen sind auch die auf nahezu allen Inschriftenträgern verwendeten Worttrenner und Satzzeichen einer gewissen Entwicklung unterworfen und können ebenfalls – vor allem bei Fragmenten – zur Klärung von Datierungsfragen herangezogen werden. Auf eine eingehende Darstellung der Entwicklung ihrer Formen kann hier verzichtet werden, da sie mit der für das Mittelrheingebiet gezeigten Abfolge weitgehend übereinstimmen112).

Zitationshinweis:

DI 79, Rhein-Hunsrück-Kreis II, Einleitung, 5. Die Schriftformen (Eberhard J. Nikitsch), in: inschriften.net,  urn:nbn:de:0238-di079mz12e006.

  1. Vgl. dazu ausführlich DI 60 (Rhein-Hunsrück-Kreis I) LVff. »
  2. Die folgende Analyse des insgesamt dünnen Bestandes wertet zum großen Teil Glocken aus und kann daher keine Entwicklungen aufzeigen, eher einzelne Stationen. »
  3. Vgl. dazu DI 38 (Lkrs. Bergstraße) Einleitung XLf. »
  4. Vgl. dazu Kloos, Epigraphik 123-128 und die knappe Charakterisierung in Terminologie 28. – Über den Weg von der romanischen zur gotischen Majuskel und die Benennung der Schriftarten wird seit längerem diskutiert; vgl. dazu grundsätzlich Koch, Weg pass. und Bayer, Versuch pass. sowie übergreifend und einen europäischen Zusammenhang herstellend Koch, Inschriftenpaläographie pass. »
  5. Die Buchstaben werden freihand aus Wachsfäden gerollt und auf dem Lehmmantel der Glocke entsprechend platziert. Im Gegensatz zu der später üblichen Buchstabenherstellung aus Modeln mit ihrem eher flachrechteckigen Querschnitt (vgl. Nr. 5) entsteht dadurch die für Wachsfadeninschriften typische gerundete Oberfläche. Zudem kann es auch zur ebenfalls charakteristischen uneinheitlichen Größe und Ausführung der Buchstaben bzw. zur spiegelverkehrten Anordnung auf der Glocke kommen; vgl. dazu Kloos, Epigraphik 81f., Schilling, Glocken 110ff. sowie Poettgen, Glockenguß 25f. »
  6. Vgl. zur Verbreitung dieser Schriftart in den angrenzenden Gebieten DI 34 (Lkrs. Bad Kreuznach) XLVII und DI 60 (Rhein-Hunsrück-Kreis I) LIXf. – Mit dem Halbnodus am Balken des H und den sehr kleinen, oben eingezogenenen Bögen bei P und R lassen sich allenfalls Reflexe dieser Schriftart bei den Initialen auf dem 1578 für die Herzogstochter Emilia von Württemberg angefertigten Goldarmband (Nr. 103) beobachten. »
  7. Vgl. dazu auch Kap. 4.5. »
  8. Diese Zierform scheint gern zur Hervorhebung bei Wörtern wie HER (Nr. 91) oder besonderen Namen wie HVNNO (Nr. 98) und IEHOVAE (Nr. 105) eingesetzt worden zu sein »
  9. Vgl. dazu ausführlich Fuchs, Schrift pass. sowie ders., Kapitalis-Inschriften 18ff. »
  10. Vgl. DI 34 (Lkrs. Bad Kreuznach) XLIX mit erstem Nachweis 1608, DI 60 (Rhein-Hunsrück-Kreis I) LXI mit erstem Nachweis 1631. »
  11. Vgl. zur Genese dieser Schriftform Neumüllers-Klauser, Schrift und Sprache 64ff., zu ihrer Entwicklung im Mittelrheingebiet DI 60 (Rhein-Hunsrück-Kreis I) LXIf.sowie die einschränkenden Bemerkungen oben Anm. 91. »
  12. Vgl. DI 2 (Mainz) Nrn. 33 und 37, die Datierungsvorschläge bei Kessel, Sepulkralpolitik 16ff. sowie künftig Kern, Inschriften Mainzer Dom Nrn. 7 und 8. »
  13. DI 43 (Rheingau-Taunus-Kreis) Nrn. 56 und 66»
  14. DI 60 (Rhein-Hunsrück-Kreis I) Nr. 40»
  15. Diese Unregelmäßigkeit kommt bei frühen Anwendungen dieser Schrift häufiger vor. »
  16. Vgl. dazu und zum Folgenden die ausführliche Beschreibung bei Köster, Tilman von Hachenburg 33 mit Nachzeichnung auf Abb. 7. »
  17. Vgl. zum Folgenden immer noch Kautzsch, Frakturschrift pass., Zahn, Beiträge pass., sowie Terminologie 48. »
  18. Dies dürfte damit zusammenhängen, dass sie stärker als andere Schriften von Typographie und Schreibmeistern kultiviert wurde; so standen viele Vorlagen zur Verfügung. »
  19. Vgl. dazu und zum Folgenden Steinmann, Humanistische Schrift 382ff., Kloos, Epigraphik 143ff. sowie Terminologie 48. »
  20. Vgl. dazu DI 60 (Rhein-Hunsrück-Kreis I) LXIV mit Anm. 212. »
  21. Vgl. dazu ausführlich unter Einbeziehung der benachbarten Landkreise DI 60 (Rhein-Hunsrück-Kreis I) Einleitung LXVf. »