Inschriftenkatalog: Rems-Murr-Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 37: Rems-Murr-Kreis (1994)

Nr. 81 Reutlingen (LKr. Reutlingen), Heimatmuseum um 1500

Beschreibung

Altarretabel. Aus der ev. Pfarrkirche St. Wendelin in Schnait (Stadt Weinstadt), 1863 vom Kirchengemeinderat an die Königliche Altertümersammlung nach Stuttgart verkauft (Inv.Nr. 1863–204), vom Württembergischen Landesmuseum als Dauerleihgabe an das Heimatmuseum der Stadt Reutlingen abgegeben. Schrein aus Lindenholz, darin geschnitzte Marienkrönung, auf dem Figurensockel gemalte Inschrift (A), schwarz auf rotem Grund. Auf den Flügeln beidseitig Tafelbilder: auf den Außenseiten jeweils ein heiliger Bischof, auf den Innenseiten je zwei weitere Heilige mit ihren Attributen, allesamt mit Tituli auf der unteren Rahmenleiste bezeichnet (außen links: B; rechts: C, innen links: D, rechts: E); gelbe Schrift auf rotem Grund, auf den Innenseiten stellenweise nicht mehr lesbar. Der hl. Bartholomäus auf der Innenseite des rechten Flügels trägt ein Gewand mit Schriftborte (F), Schrift gelb auf Rosa.

Predella und Aufsatz fehlen.

Maße: H. (Schrein) 133, B. 113,5, H. (Flügel) 133, B. 56,5, Bu. 3,5 (A), 3,2–3,5 (B–E), 3,5 cm (F).

Schriftart(en): Frühhumanistische Kapitalis (A, F), Gotische Minuskel (B–E).

Landesmuseum Württemberg, Stuttgart; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/4]

  1. A

    SANCTA · MARIA · DEI · GENITRIX · ORA · PRO · NOBIS · DEVM

  2. B

    Sanctvs · dionissivs

  3. C

    Sanctvs · Geruasivsa)

  4. D

    Sanct(us) [. .]nrad(us)b) [S]anct(us) Jacobv[s]

  5. E

    [. . .]vs bartholome(us) S[.](us)c) martinvs

  6. F

    A / O / IC / ER · AC · IN / OI

Übersetzung:

Heilige Maria, Mutter Gottes, bete für uns zu Gott!

Kommentar

Die Minuskelinschriften sind in einer sehr schmalen und enggedrängten Textura ausgeführt. – Der Altar wurde höchstwahrscheinlich von derselben Werkstatt hergestellt wie der Hauptaltar von 1497, der sich noch in der Schnaiter Kirche befindet (vgl. nr. 68)1. Demnach erhielt die Kirche wohl um 1497 eine einheitliche neue Ausstattung.

Textkritischer Apparat

  1. Danach Rankenornament. Der Darstellung nach (Bischof mit Mitra, Pedum und Buch) kann es sich nur um den hl. Servatius handeln. Der Schriftbefund ist jedoch eindeutig; offenbar Restaurierungsfehler! Der Hinweis wird Herrn Dr. Eberhard J. Nikitsch, Mainz verdankt.
  2. [Cu]nrad(us) oder [Con]rad(us) zu ergänzen.
  3. Zwischen S und us-Kürzel nur für einen Buchstaben Platz, darüber ein gewellter Kürzungsstrich. Vermutlich ist ein c zu ergänzen.

Anmerkungen

  1. Die Gewandsauminschriften auf den beiden Altären stammen allerdings von verschiedenen Händen.

Nachweise

  1. Schuette 203f.
  2. Baum, Deutsche Bildwerke 241f. nr. 275 (Abb.).
  3. Böhling, Spätgotische Plastik 48f.
  4. Reichert nr. 27.
  5. Heinz E. Walter, Die Wiederentdeckung des Nebenaltars, in: 1238–1988. 750 Jahre Schnait im Remstal 341f. (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 37, Rems-Murr-Kreis, Nr. 81 (Harald Drös, Gerhard Fritz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di037h011k0008106.