Inschriftenkatalog: Rems-Murr-Kreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 37: Rems-Murr-Kreis (1994)
Nr. 49 Murrhardt, ev. Stadtkirche St. Januarius 1474
Beschreibung
Grabplatte des Mönchs Nikolaus Boßner. Innen an der Westwand des südlichen Querschiffflügels. Ursprünglich im Kreuzgang in der Nähe des 1870 abgerissenen östlichen Klausurflügels1, bei den Abbrucharbeiten aufgefunden und ins Kircheninnere verbracht. Umschrift zwischen Linien, im Feld ein Vortragekreuz in Ritzzeichnung, flankiert von einem Wappen und einem Kelch mit Hostie. Graugrüner Sandstein; unterer Rand und große Teile der linken Randleiste weggebrochen mit völligem Schriftverlust, 1973/75 mit Zementmörtel ergänzt, fehlende Schrift frei nachgehauen.
Maße: H. 191, B. 90, Bu. 10 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel.
anno d(omi)ni · M° cccc° / lxxiiii · obijt frater nicolavs boszner hui[us + / monasteriy] m[onach(u)s / in die]a) s(an)c(t)ib) bvrchardi [cuius anima] req(ui)escat in pace
Übersetzung:
Im Jahr des Herrn 1474 starb der Bruder Nikolaus Boßner, Mönch dieses Klosters, am Tag des hl. Burkhard (14. Oktober). Seine Seele ruhe in Frieden.
Boßner2. |
Textkritischer Apparat
- In eckigen Klammern der heutige Befund nach der Ergänzung des Restaurators. Die Schreibung bzw. Kürzung der Wörter monasteriy monachus ist so sicher nicht ursprünglich.
- Jetzt durch Restaurierungsfehler: sti.
Anmerkungen
- OAB Backnang 220.
- 2 gekreuzte Spitzflächen (redend).
- Fritz Bünger, Admonter Totenrodeln (1442–1496) (= Beitrr. zur Gesch. d. alten Mönchtums u. d. Benediktinerordens). Münster 1935, 75f.; ferner Fritz, Murrhardt im Spätmittelater 355.
- Vgl. Pfeilsticker §§ 914, 2194, 2981, 2983.
Nachweise
- OAB Backnang 220.
- Kdm Rems-Murr 590.
- Schweizer, Bildsteine 32f.
- Fritz, Murrhardt im Spätmittelalter 355, Abb. 15.
- Azzola, Kreuzplatten (Abb.).
Zitierhinweis:
DI 37, Rems-Murr-Kreis, Nr. 49 (Harald Drös, Gerhard Fritz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di037h011k0004905.
Kommentar
Die Schrift ist ganz dem Zweilinienschema verhaftet, Ober- und Unterlängen sind kaum merklich ausgebildet. Charakteristisch sind die weit nach unten gezogenen und leicht eingerollten haarfeinen Abstriche bei e, r und t. Die zwei Worttrenner am Beginn der Inschrift sind als paragraphenförmige Punkte gestaltet.
Boßners Tod wird auch in den Admonter Totenrodeln erwähnt3, freilich ohne weitere Informationen zur Person. Träger des Namens Boßner (Boßler, Beßler) erscheinen im späten 15. Jahrhundert verschiedentlich als württembergische Amtleute4. Eine Verwandtschaft zu dem Mönch läßt sich nicht nachweisen.