Inschriftenkatalog: Rems-Murr-Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 37: Rems-Murr-Kreis (1994)

Nr. 46 Oppenweiler, ev. Pfarrkirche St. Jakobus 1471

Beschreibung

Grabplatte des Friedrich Sturmfeder. Innen an der Ostwand des Schiffs, nördlich des Chorbogens; bei Bauarbeiten 1963 unter dem Holzfußboden im Schiff entdeckt, seit 1973/75 am jetzigen Standort1. Umschrift zwischen Linien, im eingetieften Mittelfeld unter Maßwerk-Kielbogen ein Vollwappen in Flachrelief, darunter ein weiterer Schild, in den Bogenzwickeln Blendarkatur. Graugrüner Sandstein, Abtretungsspuren; Kopfleiste beschnitten, an den Rändern stellenweise erhebliche Stoßschäden und Ausbrüche, jetzt mit Zementmörtel ausgeglichen; in der Achse oben und unten zwei kreisrunde Bohrlöcher.

Maße: H. 204, B. 104, Bu. 5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Initiale in gotischer Majuskel.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. Anno · dom(in)i · millesimo · c[c]cca) [·] / septuagesimo · primo · sabbato · ante · iohannis · bapt(ist)e · obijt · / robustus · vi[r] · fridericus · / stur[mfeder]b) · armiger · cuius · a(n)i(m)a · requiescat · in pace · amen ·

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1471 am Samstag vor Johannes d. T. (22. Juni) starb der (ehren-)feste Mann Friedrich Sturmfeder, Edelknecht. Seine Seele ruhe in Frieden, amen.

Wappen:
Sturmfeder, Hornstein.

Kommentar

Die Minuskel ist nicht besonders regelmäßig gehauen. Schwankende Buchstabenhöhe und das zu enge Heranrücken der Schrift an die innere Begrenzungslinie der Schriftleiste – nur die letzten drei Wörter stehen annähernd in der Mitte des Bandes – sprechen dafür, daß der Steinmetz ohne Vorzeichnung gearbeitet hat. Die in die Begrenzungslinie ragenden Unterlängen wirken gegenüber den hohen Oberlängen gestaucht. Als Worttrenner stehen paragraphenförmig ausgezogene Rauten.

Das Epitheton robustus ist in Sterbeinschriften nicht häufig, es ist die lateinische Entsprechung zum deutschen (ehren)fest. Friedrich Sturmfeder wurde im Weißenburger Krieg2, im Dienst des Kurfürsten Friedrich I. von der Pfalz stehend, am 14. Juni 1471 bei der Belagerung von Bockenheim (LKr. Frankenthal) verwundet und erlag wenige Tage später den Folgen seiner Verletzung. Zur genealogischen Einordnung Friedrichs vgl. nr. 44.

Textkritischer Apparat

  1. Nur die unteren Hastenhälften erhalten, zweiter Buchstabe ganz ausgebrochen.
  2. Nur mehr die unteren Quadrangeln der Hasten erhalten; die Lesung des drittletzten Buchstabens als d in Ligatur mit e wird durch die kopiale Überlieferung gesichert.

Anmerkungen

  1. Vgl. nr. 32 Anm. 1.
  2. Zu den Kriegsereignissen zuletzt knapp zusammenfassend Meinrad Schaab, Geschichte der Kurpfalz I: Mittelalter. Stuttgart (u.a.) 1988, 182f.; weitere Lit. ebd. 241 Anm. 34.

Nachweise

  1. Sturmfederische Grabmeler in der Evang. Pfarrkirche zu Oppenweiler 1400./1700. (StA Ludwigsburg, B 139a Bü. 60).
  2. Kopie einer notariell beglaubigten Abschrift der Grabschrift mit genauer Abzeichnung der Buchstabenformen durch den Kaiserl. Notar, Stadt- u. Amtspfleger Matthäus Klemm. 1778 (StA Ludwigsburg, B 139a Bü. 257).
  3. Ferdinand Joh. Sturmfeder von Oppenweiler, Freyherrl. Sturmfedersche Geschlechts- und Güter-Nachrichten . . . 1804 (StA Ludwigsburg, B 139a Bü. 9).
  4. Kdm Rems-Murr 692.

Zitierhinweis:
DI 37, Rems-Murr-Kreis, Nr. 46 (Harald Drös, Gerhard Fritz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di037h011k0004607.