Inschriftenkatalog: Rems-Murr-Kreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 37: Rems-Murr-Kreis (1994)
Nr. 42 Großheppach (Stadt Weinstadt), ev. Pfarrkirche St. Ägidius 1468
Beschreibung
Bauinschrift. Außen über der Spitzbogenpforte der Südseite in die Mauer eingelassene Kleebogenblendnische. Im oberen Paß zwei Buchstaben, im Feld darunter ein durch Ritzlinien eingerahmter und in vier Zeilen gegliederter Schriftblock. Sandstein, leicht verwittert, Schrift mit schwarzer Farbe nachgezogen.
Maße: H. ca. 53, B. 47, Bu. ca. 4–6 cm.
Schriftart(en): Majuskel, gotische Minuskel mit Versal in gotischer Majuskel.
ID1) /· Hoc · sanctua=/rium · (con)structu(m) / est · anno · d(omi)ni /1468a)
Übersetzung:
Dieses Heiligtum ist errichtet worden im Jahr des Herrn 1468.
Textkritischer Apparat
- Die 4 als „halbe 8“, die 6 nicht geschlossen, wie ein eingerolltes G mit weit nach oben gezogener Cauda und deutlich nach rechts überstehendem oberem Bogen.
Anmerkungen
- Auflösung unsicher, vielleicht I(n) D(omino)?
- Reinhard, Großheppach 242 (Abb.); Kdm Rems-Murr 1342; zur Baugeschichte ausführlich ebd. 1335–1337. Eine aus der Kirche stammende Holztafel, vermutlich das Fragment einer Kanzelbrüstung, trug die eingeschnitzte Jahreszahl 1569 und das Bibelzitat Joh. 5, 25a, ebenfalls eingeschnitzt und dunkel nachgezogen; vgl. Lieske 72. Das Fragment ist nicht mehr auffindbar, der genaue Wortlaut ist nicht überliefert.
- Vgl. Reinhard, Großheppach 226.
Nachweise
- OAB Waiblingen 141.
- Kdm Neckarkreis 500.
- Pfarrbeschreibung für die Pfarrei Großheppach 1910 (LKA, A29, 1679) 89.
- Reinhard, Großheppach 240f. (Abb.).
- Kdm Rems-Murr 1342.
Zitierhinweis:
DI 37, Rems-Murr-Kreis, Nr. 42 (Harald Drös, Gerhard Fritz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di037h011k0004209.
Kommentar
Es ist nicht gesichert, daß die beiden Majuskel-Buchstaben über dem Schriftblock gleichzeitig mit der Bauinschrift eingehauen wurden, die immerhin mit eigener Initiale („unziales“ H der gotischen Majuskel) beginnt, also nicht als Fortsetzung eines Textes konzipiert ist. Die Minuskelschrift wirkt ungelenk, sie weist trotz der Liniierung keine einheitliche Zeilenhöhe auf, die Buchstaben mit Oberlänge sind kaum höher als die übrigen. Als Worttrenner sind paragraphenförmig ausgezogene Rauten eingesetzt.
Die Inschrift bezieht sich auf das an den alten Kirchturm angebaute verbreiterte Kirchenschiff. Auf den 1490/91 erfolgten Anbau der Sakristei mit Archiv verweist ein Gewölbeschlußstein mit Meisterschild und Jahreszahl 14912. Die Großheppacher Filialkirche hatte sich in der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts als selbständige Pfarrei von der Waiblinger Urpfarrei gelöst3.