Inschriftenkatalog: Rems-Murr-Kreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 37: Rems-Murr-Kreis (1994)
Nr. 309a Waiblingen, Stadtmuseum 1647
Beschreibung
Hostienkästchen mit Stiftungsinschrift der Anna Dorothea Herold geborene Besserer. Ursprünglich in der Michaelskirche, seit 1960 im Museum (Inv.-Nr. 88/922). Schwarzes Holzkästchen mit runden Messingfüßen und mit Messingbeschlägen, innen mit marmoriertem Papier ausgeschlagen; auf der Innenseite des Deckels festgenietetes ovales Messingtäfelchen mit eingravierter 13-zeiliger Inschrift. Die Schriftzeilen, deren Linien vorgeritzt sind, sind gestaffelt zur Mitte ausgerichtet, die letzte Zeile ist etwas nach unten abgesetzt.
Maße: L. (gesamt) 18, B. 11,4, H. 6,5, H. (Schrifttafel) 7,4, B. 11,7, Bu. 0,3–0,45 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
ADa) MAIOREM DEI GLORIAM / PKAEFECTIb) WAIBLIN=/GENSIS CHKISTIANIb) / HEROLDI VXOR / ANNA DOROTHEA / BESSERINA / DIVINO AVXILIO · SAMITATIc) RESTI · TVTAd) / HOC VASCVLVM ARAE WAIBLINGINSI / EX VOTO / DICAVIT / ANNO SALVTIS / MDCXLVIIe)
Übersetzung:
Zum höheren Ruhm Gottes hat die Frau des Waiblinger Vogts Christian Herold, Anna Dorothea Besserer, als sie mit Gottes Hilfe wieder genesen war, dieses Gefäß dem Waiblinger Altar auf Grund seines Gelübdes gestiftet im Jahr des Heils 1647.
Textkritischer Apparat
- Am Beginn der Inschrift drei Striche, die in Form eines liegenden, nach rechts zeigenden Pfeiles angeordnet sind, dahinter zwei Punkte auf Zeilenmitte.
- Sic!
- So statt SANITATI.
- Falsch gesetzter Worttrenner.
- Vor der Jahreszahl dasselbe pfeilähnliche Zeichen wie am Beginn der Inschrift, hinter der Zahl ebenso, hier jedoch mit der Spitze nach links weisend. Das Zahlzeichen für Tausend in der klassischen, aus dem griechischen Buchstaben Φ entwickelten Form als Haste zwischen zwei Halbkreisbögen; das Zahlzeichen für Fünfhundert ist entsprechend als halbiertes Φ aus einer Haste und einem retrograden C gebildet. Zur Entwicklung der Zahlzeichen und ihrer Schreibweise vgl. Hans Foerster, Abriß der lateinischen Paläographie. Stuttgart 21963, 244–246; zur klassischen Schreibung: Theodor Mommsen, Zahl- und Bruchzeichen, in: Hermes 22 (1887) 596–614.
Anmerkungen
- Vgl. Pfeilsticker §§ 2457, 2605, 3014, 3297, 3367.
Nachweise
- Ein halbes Jahrtausend 56 (dt. Übers.).
Zitierhinweis:
DI 37, Rems-Murr-Kreis, Nr. 309a (Harald Drös, Gerhard Fritz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di037h011k00309a3.
Kommentar
Der Wechsel von Haar- und Schattenstrichen ist dadurch erreicht, daß die Hasten, die Bogenverstärkungen sowie die Linksschrägen von A, V, W und X (nicht von N) doppellinig graviert sind. Worttrennung ist nicht konsequent durchgeführt. Erwähnung verdient die humanistische, an klassischen Vorbildern orientierte Schreibweise der Zahlzeichen für Tausend und Fünfhundert.
Der Mann der Stifterin, Christian Herold, stammte aus Halle a. d. Saale. Er ist ab 1630 in württembergischen Diensten nachweisbar, zunächst als Keller auf Hohentwiel. 1632–42 war er dann Klosterverwalter zu Anhausen, 1639/40 außerdem Untervogt zu Maulbronn, 1642–48 Untervogt in Waiblingen und schließlich – wohl bis 1652 – Klosterverwalter zu Herbrechtingen. Die Familie der Anna Dorothea war in Heubach (Ostalbkreis) und Schorndorf ansässig1.