Inschriftenkatalog: Rems-Murr-Kreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 37: Rems-Murr-Kreis (1994)
Nr. 238 Stetten (Gde. Kernen i.R.), ev. Pfarrkirche St. Maria und St. Veit 1601
Beschreibung
Grabplatte des Konrad Ludwig Thumb von Neuburg. Innen in der Ostwand der Turmhalle eingelassen; zuvor an der Nordwand des Schiffs1. Umschrift (A) zwischen breiten Rahmenleisten, im Mittelfeld oben Bibelspruch und Devise (B), darunter Vollwappen in Relief, unten Versinschrift (C). Grauer Sandstein; im oberen Drittel gebrochen, die Bruchkante mit Zementmörtel geflickt, dadurch am linken Rand geringer Schriftverlust.
Maße: H. 188, B. 92, Bu. 3,7 (A), 4,3 (B), 2,8 cm (C).
Schriftart(en): Kapitalis.
- A
ANNO. DO(MIN)I. M. DCI. DEN. Ia). TAG. MARTII b). VMB. / IVa)· VHR. NACH. MITTAG. STAR[B]c). DER. EDEL. VND. VEST. CONRAD. LVDWIG. THVM. VON. / VND. ZV. NEWBVRG. IN STETTEN. / FV̈RSTLICHER. WIRTEMBERGISCHERd). ERBMARSCHALCK SEI[NE]S ALTERS IM ·23· IAHRe)
- B
APOCAL: XIIII / SELIG. SEIN.D DI.E TODTENf). / DIE. IN. DEM. HERRN. STERBEN. / VON. NVN. AN2). /SIMBOLVM. DEFVNCTI· / FIDE. SED. CVI. FIDAS. VIDE.
- C
QVI. PLACIDE. VIXIT. PLACIDE. SIC. MORTVVS. / IDEM. THVMMVS. EXIGVO. HOC. CON=/TEGIT. OSSAg) SOLO.OSSAg). QVID.EMf). ASTh). ANIMAM. SVPERVSi). SIBI. / AD. ASTRAh) VOCAVITk)ATQ(VE)1). IBI. PERPETVA. / LAETITAm). ADFICIET.. / HIC. IGITVR. SI. QVIS. CONSISTIT. / FORTE. VIATOR.DICAT. IN. AETERNA. / GAVDEAT. ILLE. DOMO.
Übersetzung:
Devise des Verstorbenen: Trau, schau wem. – Wer ruhig gelebt hat, der ruht auch im Tode sanft. Thumb hat seine Gebeine mit dieser nichtigen Erde bedeckt. Freilich nur die Gebeine; die Seele jedoch hat Gott zu sich in den Himmel gerufen, und dort wird er ihr ewige Freude bereiten. Falls also ein Wanderer hier zufällig stehenbleibt, so sage er: Möge jener sich freuen in seinem ewigen Zuhause!
Textkritischer Apparat
- Das Zahlzeichen überstrichen.
- II-Ligatur in Form eines Y mit Trema.
- Bruchstelle jetzt falsch ergänzt: STARIS.
- Sic!
- Danach eine Zierschleife.
- Falsche Worttrennung.
- Unteres Bogenende des zweiten S durchschneidet den unteren Bogen des ersten.
- S verkleinert um den Schaft des T gelegt.
- Schluß-S verkleinert um die rechte Schräghaste des V gelegt.
- O und C verschränkt.
- Kürzung durch wellenförmigen Strich durch die Cauda des Q, darüber ein Punkt.
- So statt LAETITIA.
Anmerkungen
- Vgl. Kaufmann, Geschichte von Stetten 49. Die Bestattung war zwischen Altar und Taufstein.
- Offb. 14, 13.
- Zur Besitzgeschichte von Stetten vgl. Hermann/Kaufmann 26-46.
- Pfeilsticker § 1494.
Nachweise
- Schahl, Kunsttopographischer Teil 151.
- Kdm Rems-Murr 447.
Zitierhinweis:
DI 37, Rems-Murr-Kreis, Nr. 238 (Harald Drös, Gerhard Fritz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di037h011k0023805.
Kommentar
Thumb von Neuburg (vermehrtes Erbmarschallwappen).
Versmaß: Elegische Distichen (C).
Die Schrift ist insgesamt sehr sorgfältig und recht gleichmäßig gearbeitet. Die Worttrenner in Form von Dreieckpunkten auf der Grundlinie wurden offenbar zum Teil erst nachträglich und nicht immer an der richtigen Stelle eingehauen: die engen Buchstabenzwischenräume zwangen den Steinmetzen mehrfach, die Punkte unter die Grundlinie zu setzen. Bemerkenswert sind der sehr kurze Mittelbalken des E und einige Buchstabenverschränkungen (OC, SS, ST, VS).
Die aus Oberschwaben stammenden Thumb von Neuburg waren seit 1507 Erbmarschälle des Herzogtums Württemberg. Der erste Erbmarschall, Konrad Thumb († 1525), erwarb 1507/08 den gesamten Besitz der ausgestorbenen Herren von Stetten und Yburg, 1511 verlieh ihm der Kaiser den Blutbann für die Herrschaft Stetten3. Sein Urenkel Konrad Ludwig ist 1597 als Zweirösser genannt4; er war verheiratet mit Margarethe Anna von Degenfeld. Für Konrad Ludwig ist auch ein Holzepitaph erhalten (vgl. nr. 239).