Inschriftenkatalog: Rems-Murr-Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 37: Rems-Murr-Kreis (1994)

Nr. 232† Murrhardt, ev. Stadtkirche St. Januarius 1599

Beschreibung

Grabmal des ev. Abtes Felix Gastbar († 1595). Standort und Gestaltung nicht bekannt.

Wortlaut nach dem Roten Buch des Klosters Murrhardt.

  1. Reverendus, litteratissimus, humanissimus Vir in Christo obdormivit in thermis Weltzensibus1) V° die Juny, qui fuit dies Veneris post festum Pentecostes Anno Christi 1595 Et postea die Solis Dominica trinitatis mox, maximo cum luctu Murrharti in templo sepultus est. CarmenHic jacet in tumulo Gastbarus Nomine Felix,Murrhardti qui pro tempore praesul eratMenses vix quatuor, te Abbatem (heu)a) turba videbat,Et Mors tutam jussit abire viam.Magister Alexander Lucius Gener Eius pietatis Ergo 22 Octobris Anno Christi 99

Übersetzung:

Der ehrwürdige, hochgelehrte und höchst gebildete Mann ist in Christo verstorben im Welzheimer Bad am 5. Juni, dem Freitag nach dem Pfingstfest, im Jahre Christi 1595. Und bald danach ist er am Sonntag Trinitatis (15. Juni) unter größter Trauer in der Kirche von Murrhardt beigesetzt worden. – Gedicht: Hier ruht in seinem Grab Felix Gastbar, der seinerzeit Vorsteher von Murrhardt war. Kaum vier Monate – ach! – sah dich die Schar als Abt, da hat dir der Tod befohlen, den sicheren Weg zu verlassen. – Magister Alexander Lutz, sein Schwiegersohn, aus Liebe zu ihm.

Versmaß: Zwei elegische Distichen2.

Kommentar

Es ist auffällig, daß in dem Prosateil der Inschrift der Name des Verstorbenen fehlt. Dem üblichen Formular entsprechend müßte man Namen und Titel nach Vir erwarten. Die Datierung ist nicht in Ordnung: der Freitag nach Pfingsten 1595 war nach dem Alten Stil der 13., nicht der 5. Juni.

Nikolaus Felix Gastbar (Caspar, Gaspar) wurde um 1539 in Lorenzenzimmern (Großaltdorf, Stadt Vellberg, LKr. Schwäbisch Hall) geboren. Er studierte in Tübingen und heiratete 1561 in Stuttgart Katharina, die Tochter des Stuttgarter Propstes Matthäus Aulber3. Gastbars Nachfolger als Abt von Murrhardt war Johann Hummel, der Verfasser des Roten Buchs. Dies erklärt, warum seine kurze Amtszeit und seine Grabschrift in der Aufzeichnung so ausführlich beschrieben werden.

Textkritischer Apparat

  1. Runde Klammern im Text.

Anmerkungen

  1. Es muß sich hier um das 1487 erstmals bezeugte „Tierbad“ südlich von Welzheim handeln, das Mitte des 18. Jahrhunderts seinen Betrieb einstellte; vgl. LdBW III 569.
  2. Im zweiten Pentameter fehlt ein Halbfuß vor oder nach Mors; zu ergänzen etwa: tunc.
  3. Pfeilsticker § 3475.

Nachweise

  1. Rotes Buch des Klosters Murrhardt (HStA Stuttgart, A 508 Bü. 13) Bl. 39v.

Zitierhinweis:
DI 37, Rems-Murr-Kreis, Nr. 232† (Harald Drös, Gerhard Fritz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di037h011k0023203.