Inschriftenkatalog: Rems-Murr-Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 37: Rems-Murr-Kreis (1994)

Nr. 218 Waiblingen, ev. Stadtkirche St. Michael 1597

Beschreibung

Grabplatte des Geistlichen Verwalters Johann Karl König. Außen am Westende der Nordwand; ursprünglich vermutlich in oder an einer um 1833 abgebrochenen Kapelle südlich der Michaelskirche1. Zwei breit gerahmte hochrechteckige Felder: oben in ovaler Kartusche zwei Allianzwappen unter einem Helm und in den Ecken vier Ahnenwappen; unten elfzeilige Grabschrift (B). Graugrüner Sandstein, stark verwittert, Oberfläche in Schichten abblätternd, ein Wappen ganz weggebrochen. „Über dem Wappen“ soll eine weitere Inschrift (A) angebracht gewesen sein; die genaue Plazierung ist unklar, da keinerlei Schriftreste mehr festzustellen sind, obwohl sie trotz der erheblichen Verwitterungsschäden noch erkennbar sein müßten.

Inschrift (A) nach Reyhing.

Maße: H. 178, B. 78, Bu. 3,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis (B).

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. A

    Ich liege und schlafe ganz mit Frieden, denn allein du Herr, hilfst mir, daß ich sicher wohne2).

  2. B

    VF DEN. XXII. APRILL / ANNO M. D. XCVII / STARB DER EHRNVE=/ST FIRNEM JOHANN / CARLE KÖNIG GAIST=/LICHER VERWALTER / ZV WAIBLINGEN GOT / VERLEIHE IME EIN / FRELICHE VFER/[ST]EVNG / [A]MEN

Wappen:
König3, Thomas4;
König[Riepp]5
ThomasHerbst6.

Kommentar

Der Steinmetz war sichtlich bemüht, eine klassische Kapitalis zu hauen. Vom klassischen Vorbild abweichende Formen sind E und F mit sehr kurzem Mittelbalken, G mit geknickter Cauda, M mit kurzem Mittelteil, ovales O und R mit gewellter Cauda.

Hans Karl König ist um 1562 als Sohn des Tübinger Universitätssyndikus Johann König und der Regina Riepp geboren, seine Frau Eleonore (heir. 1586) war die Tochter des Kammerrats Christoph Thomas d. Ä. und der Anna Guta Herbst. König war von 1586 bis 1591 Oberratsschreiber in Stuttgart, ab dann Geistlicher Verwalter zu Waiblingen7. – Die Anordnung der Ahnenwappen (die des Mannes oben, die der Frau unten) ist ungewöhnlich.

Anmerkungen

  1. Glässner, Ergänzungen 67f.
  2. Ps 4, 9.
  3. Schräglinks gelegtes Szepter, begleitet von zwei schräggelegten, mit den Spitzen gegeneinandergekehrten Lindenblättern; Helmzier: wachsender Mann mit Szepter in der augestreckten Rechten (völlig zerstört). Statt der Lindenblätter gewöhnlich Grabscheite, vgl. Siebmacher WüA 218 Taf. 121.
  4. Zwei abgewendete Halbmonde. Dasselbe Wappen ist auf einem Siegel von Königs Schwager Johann Sebastian Thomas /Thumas von 1589 überliefert, vgl. Alberti 834 (s. v. Thumann).
  5. Beschreibung nach einem Foto von etwa 1982: liegender gesichteter Halbmond auf einem Dreiberg, überhöht von einer Rübe. Stark verwittert; aber deutlich zu erkennen auf dem Epitaph für Ludwig und Burkhard Jakob Ehinger (1627) in der ev. Pfarrkirche Herrenberg (LKr. Böblingen).
  6. Gespalten, vorn eine Weinranke, hinten dreimal geteilt.
  7. Bernhardt 435, 672; vgl. auch Pfeilsticker § 3018.

Nachweise

  1. Reyhing, Epitaphe 65.
  2. Ein halbes Jahrtausend 62, 59 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 37, Rems-Murr-Kreis, Nr. 218 (Harald Drös, Gerhard Fritz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di037h011k0021803.