Inschriftenkatalog: Rems-Murr-Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 37: Rems-Murr-Kreis (1994)

Nr. 206 Winnenden, ev. Schloßkirche St. Jakobus 1592

Beschreibung

Epitaph des Kindes Hans Wolf Breuning. Innen an der Chor-Nordwand, zweiter Stein von Osten. Hochrechteckige Platte, oben in vertieftem Feld Relief des laufenden Kleinkinds im Hemdchen und mit zum Gebet zusammengelegten Händen unter einer Arkade, über dem Kind ein Vollwappen; im unteren Drittel der Platte neunzeilige Grabschrift. Graugelber Sandstein.

Maße: H. 106, B. 56, Bu. 3 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. Anno D(omi)ni 1.5.92. Den 3 Octo=/bris starb Jn Christo seelig=/lich Hans Wolff Brev̈ning / Des Edlen vnd Veste(n) hans / Jacob Brev̈ning vo(n) vnd zv / Bvochenbach sönlin seines alt/ers 10 woche(n) Gott Wöll im an / Jene(m) Grossen tag ein frölliche vhr/ständ Verleyhe(n) Amen

Wappen:
Breuning1.

Kommentar

Die Fraktur ist sorgfältig stilisiert, wirkt aber durch die engen Zeilenabstände und die reich verzierten Versalien etwas unruhig. Neben einzelnen charakteristischen Versalien (A, E, V, W) können unter anderen als „Kennbuchstaben“ des Steinmetzen gelten: h mit gebrochenem, weit unter die Zeile zurückschwingendem Bogen, auf der Grundlinie stehendes langes s aus der gotischen Minuskel, schleifenförmiges sehr breites Schluß-s sowie das ins mittlere Schriftband eingepaßte t mit sehr niedrigem Balken und mit Zierschnörkel am oberen Hastenende.

Der Vater des verstorbenen Knaben, Hans Jakob Breuning (1552–1617), entstammt einem Tübinger Patriziergeschlecht. Er stand ab 1584 in württembergischen Diensten, war 1587 Obervogt zu Backnang, Waiblingen und Winnenden, dann 1596–98 Oberhofmeister am Tübinger Collegium illustre und 1613–17 erneut Obervogt in Waiblingen und Winnenden2. Das Rittergut Buchenbach3 hat er 1587 von Melchior Jäger von Gärtringen erstanden. Hans Wolf ist ein Kind aus Breunings zweiter Ehe mit Anna Susanna von Nerven (vgl. nrr. 211, 212).

Das Epitaph wurde von derselben Werkstatt hergestellt, die auch die übrigen Breuning-Epitaphien in der Schloßkirche (nrr. 210, 211) gefertigt hat. Möglicherweise ist das Epitaph für Hans Wolf erst zusammen mit denen seines Bruders und seiner Mutter 1594 entstanden. Nach der plastischen Gestaltung des Reliefs, nach der Form von Wappen und Helmdecken und vor allem nach der charakteristischen Ausformung der Frakturschrift ist eine sichere Zuweisung an die Werkstatt Christoph Jelins in Tübingen möglich4.

Anmerkungen

  1. Alberti 89.
  2. Pfeilsticker §§ 2918, 3009. Zur Person ausführlich: Lang, Hans Jakob Breuning 33–44; Max Miller, Art. „Breuning“, in: NDB 2, 608.
  3. Buchenbachhof: Birkmannsweiler, Stadt Winnenden.
  4. Zu Jelin vgl. Fleischhauer, Renaissance 144–147. Die in Kdm Rems-Murr 1546f. erwogene Zuweisung an Leonhard Baumhauer ist zu revidieren.

Zitierhinweis:
DI 37, Rems-Murr-Kreis, Nr. 206 (Harald Drös, Gerhard Fritz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di037h011k0020603.