Inschriftenkatalog: Rems-Murr-Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 37: Rems-Murr-Kreis (1994)

Nr. 157† Murrhardt, ev. Stadtkirche St. Januarius 1548

Beschreibung

Grabschrift des Abtes Martin Mörlin. Standort und Ausführung unbekannt.

Wortlaut nach Crusius.

  1. Habes, viator, in hoca) conditorio ossa pijssimi praeclarique viri, Martini, Abbatis Monasterij Murrhart: qui strenue summa animi fortitudine constantiaque vitam duxit: qui etiam miseris succurrere didicit. Iam vero in communem abijt locum, Christianissime atque catholice. Cuius anima Deo viuat. Vixit annis 58. et anno a Christo nato 1548. die 13. Iunij emigrauit.

Übersetzung:

In diesem Grab, Wanderer, hast du die Gebeine des frömmsten und höchst ausgezeichneten Mannes: Martins, Abtes des Klosters Murrhardt, der wacker und mit größter Charakterstärke und Beharrlichkeit seinen Lebensweg verfolgt hat, der auch gelernt hat, den Armen zu helfen. Nun aber ist er dahingegangen ins Reich der Toten als guter Christ und Katholik. Seine Seele lebe in Gott! Er lebte 58 Jahre und ist im Jahr 1548 nach Christi Geburt am 13. Juni gestorben.

Kommentar

Martin Mörlin wurde 1511 dem Murrhardter Abt Oswald Binder als Großkeller (Finanzverwalter) beigeordnet. Nach Binders Tod wählte der Murrhardter Konvent Mörlin am 3. Januar 1528 zu dessen Nachfolger1.

Die Inschrift spielt auf Mörlins schweres Schicksal an: 1536 reformierte Herzog Ulrich von Württemberg das Januariuskloster trotz heftigen Widerstands des Abtes, ließ diesen aber wegen seiner ansonsten allzeit loyalen Haltung zusammen mit dem Prior Carlin gnadenhalber als Verwalter weiter in Murrhardt leben. Abt und Prior traten nicht zum neuen Glauben über, Carlin dürfte der Verfasser der Grabschrift sein.

Textkritischer Apparat

  1. Emend.; hac Crusius.

Anmerkungen

  1. Vgl. Fritz, Murrhardt im Spätmittelalter 348f.

Nachweise

  1. Crusius, Ann. Suev. II 23; III 670.
  2. Chronicon Murrhardtense 341v.
  3. Fritz, Murrhardt im Spätmittelalter 348.

Zitierhinweis:
DI 37, Rems-Murr-Kreis, Nr. 157† (Harald Drös, Gerhard Fritz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di037h011k0015705.