Inschriftenkatalog: Rems-Murr-Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 37: Rems-Murr-Kreis (1994)

Nr. 133 Waiblingen, ev. Stadtkirche St. Michael 1526

Beschreibung

Grabplatte des Waiblinger Untervogts Thomas Kühorn. Außen an der Südseite des Langhauses, im dritten Joch von Osten. Graugrüner Sandstein, verwittert; schemenhaft erkennbar eine Ritterfigur im Profil nach links (Kniestück), unten eine Art Brüstung mit zwei Wappenschilden. Rest einer Umschrift zwischen Linien. Rekonstruktion nach Zeichnung von 19261.

Maße: H. 169, B. 73, Bu. 8 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. [Anno · dom(in)i · 1526 · an / sant bartholomeus abent starb der ernhafft . . . . . / Thomas Kühorn / dem gott gnadig und barmhertzig sei]n · welle · [A]men

Datum: 23. August.

Wappen:
[Kühorn], [Gaisberg oder Kühorn].

Kommentar

Der Name des Verstorbenen war schon 1926 nicht mehr lesbar, die Lesung insgesamt unsicher2. Trotzdem ist die Identifizierung des Verstorbenen mit Thomas Kühorn, Richter, Bürgermeister und württembergischem Untervogt zu Waiblingen von 1503 bis 15143, durch Walther Ludwig überzeugend4. Thomas entstammte dem in Neuhausen auf den Fildern (LKr. Esslingen) ansässigen Geschlecht der Kuhorn; ihr Wappen – ein Horn mit drei Sternen – hier angeblich auf dem heraldisch linken Schild. Auf dem rechten Schild soll sich ein zweites Kuhorn-Wappen befunden haben, das als Schildbild 2 senkrecht gestellte eingebogene Fische im mit (6) Kreuzchen bestreuten Feld zeigte, – eine Form, die weitgehend mit dem Wappen- und Adelsbrief übereinstimmt, welcher 1502 an den kurpfälzischen Kanzler Dr. Jakob Kuhorn († 1502) verliehen worden ist5. Jakob Kuhorn war ein Vetter des Verstorbenen. Die Kombination zweier verschiedener Wappen derselben Familie auf einem Grabstein wäre äußerst ungewöhnlich. Viel eher zeigte wohl das hintere Wappen das Bockshorn der Gaisberg: Thomas Kühorn war mit Margarethe Gaisberg aus Schorndorf verheiratet6. Die völlige Verwitterung des Steins und die unsichere Überlieferungslage lassen freilich keine eindeutige Entscheidung mehr zu.

Anmerkungen

  1. Postkarte der Druckerei Eisele nach Zeichnung von Friedrich Beyer (1926): Abb. bei Reyhing, Epitaphe 60.
  2. Zweifelhaft auch bartholomeus abent.
  3. Pfeilsticker §§ 1440, 3012, 3013.
  4. Ludwig, Neuhausen 279f.
  5. Ebd. 277.
  6. Vgl. die genealogischen Angaben ebd. 289; danach war der Verstorbene ein Sohn des Jakob Walther gen. Kuhorn, Handelsmann zu Stuttgart († 1503).

Nachweise

  1. Reyhing, Epitaphe 59–61.
  2. Kdm Rems-Murr 1154.
  3. Ludwig, Der „Ehrbare Kühorn“.
  4. Ders., Neuhausen 279f.

Zitierhinweis:
DI 37, Rems-Murr-Kreis, Nr. 133 (Harald Drös, Gerhard Fritz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di037h011k0013305.