Inschriftenkatalog: Rems-Murr-Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 37: Rems-Murr-Kreis (1994)

Nr. 117† Backnang, ev. Stiftskirche St. Pankratius (1515)

Beschreibung

Metallauflagen für die Grabplatte der Judith, Tochter des Markgrafen Hermann II. von Baden. Wappen- und Schrifttafel wie nrr. 115, 116. Schrifttafel zuletzt im Fußboden des Chors, 1817 entwendet; Wappentafel bis 1895 ebenfalls im Fußboden, dann an der Chor-Ostwand befestigt, seit 1929 an der Nordwand der Krypta: wappenhaltender Engel, Platte nach flachgeschnitztem Holzmodell gegossen. Grabplatte aus weißem Sandstein verloren1, der Sarkophag 1929 erhoben und in der Krypta aufgestellt.

Wortlaut nach Wolleber.

Maße: H. (Schriftplatte) 19,5, B. 75 cm.2

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. FILIA FVNDANTIS IACET HACa) IVDINTA SVB VRNAVIRGO FERENS NOMEN MATRIS VT ANTE FVIT E TVMVLO HOC QVONDAM SVAVES EXISTIS ODORESVT PIA PLEBS SANCTAM PRAEDICET ATQVE PVTET

Übersetzung:

Des Gründers Tochter Judinta liegt unter dieser Urne, die Jungfrau, die den (gleichen) Namen trägt, wie ihn zuvor ihre Mutter hatte. Aus diesem Grab seid ihr einst hervorgekommen, ihr süßen Düfte, so daß das fromme Volk sie als Heilige preist und achtet.

Versmaß: Elegische Distichen.

Wappen:
Baden.

Kommentar

Die dem Grab entströmenden süßen Düfte als Zeichen der Heiligkeit des Toten sind ein beliebter Topos der Hagiographie3. – Zu Judith ist sonst nichts bekannt (vgl. nr. 110).

Textkritischer Apparat

  1. HAC Wolleber, Crusius; HIC Sachs, Herr (HfK Hs. 510, IX).

Anmerkungen

  1. Maße nach Herr (GLA Karlsruhe, HfK Hs. 510, IX) 25r: H. 237, B. 120 cm.
  2. Maße nach der Bodenvertiefung, in die die Platte eingelassen war; vgl. ebd. 25v.
  3. Vgl. dazu grundlegend: Ernst Lohmeyer, Vom göttlichen Wohlgeruch (= SB der Heidelberger Akad. d. Wiss., Phil.-hist. Kl., Jg. 1919, IX), Heidelberg 1919, bes. 44-50; ferner: E. A. Stückelberg, Der „Geruch“ der Heiligkeit, in: Schweizerisches Archiv für Volkskunde 22 (1918) 203-205.

Nachweise

  1. Wolleber, Chor. Würt. (Mh6) 439 (112 neu); (J1 Nr. 24) 556.
  2. Crusius, Ann. Suev. II 351 (nur die ersten 2 Verse).
  3. Gabelkover (HStA Stuttgart, J1 Nr. 136 I) Backnang 30.
  4. Besold 9.
  5. Sachs I 287.
  6. Herbster, Kollektaneen 3 (GLA Karlsruhe 65/779) 105 (Aufzeichnung des Backnanger Stadtpfarrers Joh. Philipp Bauder).
  7. Herr (GLA Karlsruhe, HfK Hs. 510, IX) 25v (Protokoll 1826), 10v (Reinschrift 1827).
  8. Ders. (65/1086) 3v u. 62 (als Gewährsmann wird genannt: P. Jacobus Tchulein S. J., 1640–63 im Collegium zu Baden).
  9. OAB Backnang 128.
  10. Klemm, Erzplatten 110.
  11. Wunder, Zur Geschichte der älteren Markgrafen 15.
  12. Kdm Rems-Murr 231.
  13. Wunder, Die ältesten Markgrafen 104.

Zitierhinweis:
DI 37, Rems-Murr-Kreis, Nr. 117† (Harald Drös, Gerhard Fritz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di037h011k0011701.