Inschriftenkatalog: Rems-Murr-Kreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 37: Rems-Murr-Kreis (1994)
Nr. 100 Oberurbach (Gde. Urbach), ev. Pfarrkirche St. Afra 1509
Beschreibung
Grundstein. Außen an der Nordwestecke des Kirchturms, 50 cm über dem Boden. Weißer Sandsteinquader, an der Nordseite vierzeilige Inschrift. Stark verwittert, Beschädigung durch Bohrlöcher.
Maße: H. 49, B. 115,5, Bu. 8 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal in gotischer Majuskel.
An(n)o · d(omi)ni · Ma) · ccccc · ix · ii · non(as) · / mar(tis) · posit(us) · est · prim(us) · lapis · / angularis · quem · posuit · geori(us) / gaisberg · tu(n)c · p(rae)fect(us) · in · schor(n)do(r)ffb)
Übersetzung:
Im Jahr des Herrn 1509 am Tag vor den Nonen des März (6. März) ist der erste Eckstein gesetzt worden, ihn hat gesetzt Georg Gaisberg, seinerzeit Vogt in Schorndorf.
Textkritischer Apparat
- „Gotisches“ oben gerundetes M mit 2 offenen symmetrisch zum Schaft angeordneten Bögen.
- Kleiner Haken als r-Kürzel über o? Nicht mehr deutlich lesbar.
Anmerkungen
- Vgl. künftig: DI LKr. Göppingen (in Vorb.).
- Vgl. v.Gaisberg-Schöckingen, Stammbaum Gaisberg 6; Pfeilsticker § 2769.
Nachweise
- Pfarrbeschreibung von der Parochie Ober-Urbach, 1827 (LKA, A29, 3372) 19.
- OAB Schorndorf 167.
- Hartlieb, Pfarrbeschreibung für die Pfarrei Oberurbach 1905 (LKA, A29, 3372) 169.
- Böhringer, Kirche von Oberurbach 3f. (Abb.).
- Ders., Oberurbachs alte Kirche 27.
- Reichert nr. 35.
- 800 Jahre Urbach 67 (Abb.), 200 Anm. 5.
- Kdm Rems-Murr 1096.
Zitierhinweis:
DI 37, Rems-Murr-Kreis, Nr. 100 (Harald Drös, Gerhard Fritz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di037h011k0010006.
Kommentar
Als Worttrenner sind große Quadrangeln auf Mitte gesetzt. Die Schrift ist sehr gleichmäßig gehauen. Der geringere Abstand zwischen den beiden letzten Zeilen und der Platzmangel am Ende der Inschrift deuten allerdings darauf hin, daß der Steinmetz ohne Vorzeichnung arbeitete. Vielleicht handelt es sich um denselben Meister, der die Bauinschrift von 1500 (?) an der nahegelegenen Adelberger Ulrichskapelle angefertigt hat, die Schriftformen sind identisch1.
Das Afra-Patrozinium weist auf die Zugehörigkeit der 1225 erstmals bezeugten Kirche zur Diözese Augsburg hin. Urbach war Besitz des Klosters Elchingen, 1325 wurde die Pfarrei dem Kloster inkorporiert. Bemerkenswert ist, daß kein Repräsentant der Abtei die Grundsteinlegung für den Neubau vornahm, sondern der württembergische Vogt zu Schorndorf. Georg I. Gaisberg, der Stifter des Schnaiter Zweigs der Familie, war 1506–34 Schorndorfer (Unter-)Vogt2.