Inschriftenkatalog: Rems-Murr-Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 37: Rems-Murr-Kreis (1994)

Nr. 86 Oppenweiler, ev. Pfarrkirche St. Jakobus A. 16. Jh.

Beschreibung

Grabdenkmal des Burkhard Sturmfeder († 1534). Innen an der Westwand des Schiffs, nördlich des Hauptportals; bis zur Kirchenrenovierung 1975 an der Südostwand des Chors. Oben und an den Längsseiten umlaufende Inschrift zwischen Linien; im Mittelfeld fast vollrunde Figur des Ritters in voller Rüstung auf einem Löwen stehend, die Hände zum Gebet zusammengelegt, Schwert an der linken Seite, Hellebarde zur Rechten; in Hüfthöhe beiderseits je ein in die Umschriftenleiste ragendes Vollwappen, in den Ecken vier Ahnenwappen, ebenfalls den Schriftrahmen überdeckend. Grauer Sandstein.

Maße: H. 217, B. 110, Bu. 8 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien aus einem Mischalphabet.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. An(n)o · d(omi)ni · M ccccc · / 〈. . . . . . . . . . . . . . . .〉// der · Edel · vn(d) · vest · // 〈. . . .〉bvrckhart // sturmfeder · de(m) · got · g(nedig) · s(ei) ·

Wappen:
Sturmfeder, Vetzer von Geispitzheim;
SturmfederHornstein
Hohen-LandenbergHeinriet1.

Kommentar

Die Minuskel wirkt zwar insgesamt etwas unregelmäßig, ist aber in den Details sorgfältig stilisiert, auslaufende Zierlinien und -bögen sind haarfein ausgebildet und leicht eingerollt. Als Worttrenner stehen Quadrangeln, die zu Beginn der Umschrift paragraphenförmig ausgezogen sind.

Burkhard Sturmfeder war der Sohn Friedrichs († 1471, vgl. nr. 46) und der Lucia von Hornstein. Das zweite Vollwappen ist das seiner Frau Anna Vetzerin von Geispitzheim2. Burkhard begegnet 1498 bis 1500 als Vogt oder Amtmann zu Besigheim3.

Das Grabmal wurde noch zu Lebzeiten Burkhards angefertigt. Ob die auffällig große Lücke vor dem Namen für eine spätere Ergänzung frei blieb, ist unklar. Die bereits eingefügten Teile des – später nicht komplettierten –Todesdatums weisen eindeutig darauf hin, daß das Grabmal erst nach der Jahrhundertwende entstanden sein kann. Die Form der Rüstung paßt am ehesten in die ersten Jahre des 16. Jahrhunderts. Dazu fügt sich, daß genau dieselbe Schrift mit denselben Zierformen und vor allem mit den gleichen charakteristischen Versalien A, M und E auf dem Grabmal der Anastasia von Rietheim von 1500 in der Göppinger Oberhofenkirche4 begegnet. Derselben Werkstatt ist nach den Schrifteigentümlichkeiten ferner die Grabplatte des Murrhardter Abtes Gaul von 1508 (nr. 99) zuzuweisen.

Anmerkungen

  1. Die beiden unteren Ahnenwappen sind vertauscht.
  2. Gestorben 1505; Eltern: Eberhard Vetzer und Elisabeth von Ingelheim, vgl. Schön 94; Humbracht Taf. 84.
  3. Pfeilsticker § 2189.
  4. Abb. in Kdm Göppingen 43.

Nachweise

  1. OAB Backnang 273.
  2. Bertsch 226.
  3. Der Dt. Herold 44 (1913) 196 (Abb.).
  4. Halbey nr. 81.
  5. Kdm Rems-Murr 691f. (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 37, Rems-Murr-Kreis, Nr. 86 (Harald Drös, Gerhard Fritz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di037h011k0008601.