Inschriftenkatalog: Rems-Murr-Kreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 37: Rems-Murr-Kreis (1994)
Nr. 70 Backnang, ev. Stiftskirche St. Pankratius E. 15. Jh.
Beschreibung
Grabplatte eines Priesters Heinrich. Außen am nördlichen Seitenschiff aufgerichtet; bis 1895 umgekehrt im Boden des nördlichen Seitenschiffs1. Zwischen Rahmenlinien an den beiden Längsseiten eine gleichlaufend zum rechten Rand ausgerichtete Inschrift, Kopfleiste frei, Fußleiste zerstört; im Mittelfeld ein tatzenendiges Hochkreuz in Ritzzeichnung, rechts daneben ein Kelch mit Hostie. Grauer Sandstein, stark verwittert und in Schichten abblätternd, unteres Drittel und große Teile der Inschrift zerstört. Schrift mit rechtwinkliger Flachnute eingehauen und mit dunkler Füllmasse ausgegossen, davon geringe Reste erhalten.
Maße: H. 180, B. 83, Bu. 5 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel.
[. . . . . . . . . .] · ex[. . . .]ea) · hainricus · [. . .]eb) · mor[. . // . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .]ọṛ · memorie
Textkritischer Apparat
- Nach ex drei gleiche Hasten im mittleren Schriftband (m, in, iu, ni oder ui), danach d, o oder v, anschließend i oder l.
- Vor e vier Hasten, die erste ohne Oberlänge, die übrigen im oberen Bereich zerstört, vielleicht uite?
Anmerkungen
- Zusammen mit einer ähnlichen Platte ohne Inschrift, die ebenfalls gehoben und daneben aufgestellt wurde.
- Schahl (Kdm Rems-Murr 233) datiert ins frühe 16. Jahrhundert.
Nachweise
- Klemm, Weitere Funde 112.
- Kdm Rems-Murr 233.
Zitierhinweis:
DI 37, Rems-Murr-Kreis, Nr. 70 (Harald Drös, Gerhard Fritz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di037h011k0007003.
Kommentar
Klemm hat 1895 die schon damals weitgehend zerstörte Inschrift gelesen als: hic · jacet · ex morte · hainricus · . . . .e m(a)g(iste)r · / . . . / . . . . m(a)g(iste)r · . . . . . .rus und leitete daraus ab, es handele sich um den gemeinsamen Grabstein zweier „Magister, deren einer Heinrich hieß, vermutlich Stiftsherren“. Die Lesung wird aber duch den Befund eindeutig widerlegt. Auffällig ist, daß die Inschrift nicht auf die Mitte hin orientiert ist, sondern daß beide Zeilen in derselben Richtung verlaufen. Einer daher denkbaren ursprünglichen Anbringung an einer Wand widerspricht freilich die hochformatige Kreuzdarstellung im Feld. Das Kelchsymbol deutet darauf hin, daß der Verstorbene Priester war. Die Machart des Steins erinnert an die Murrhardter Mönchsgrabplatten von 1474 und 1484 (nrr. 49, 52), was für eine Datierung in die letzten Jahre des 15. Jahrhunderts sprechen könnte2.