Inschriftenkatalog: Rems-Murr-Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 37: Rems-Murr-Kreis (1994)

Nr. 67 Winterbach, ehem. Jagdschloß Engelberg 1496

Beschreibung

Fragment der Grabplatte eines Unbekannten. Außen an der Südostseite neben dem Kellertor unter einem Fenster eingemauert. Rechteckige Platte mit eingehauener Umschrift zwischen Linien, im Mittelfeld Ritzzeichnung eines Mannes mit runder, eng anliegender Haube (oder Kapuze?). Weißer Sandstein, erhalten ist nur der obere Teil der Platte – schätzungsweise ein Sechstel der Gesamtlänge – mit dem Kopf des Verstorbenen und mit Anfang und Ende der Umschrift; Kopfleiste ca. 3,5 cm breit beschnitten; oben und unten gerade Schnittkanten; im Mittelfeld oben drei quadratische Bohrlöcher, jetzt mit Zementmörtel geflickt. Das Fragment dürfte in Zweitverwendung als Fensterbank o.ä. gedient haben, die Bohrlöcher deuten auf eingesetzte Gitterstäbe hin.

Maße: H. (Rest) 33, B. 97, Bu. 6,0–6,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien in Gotischer Majuskel.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

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Kommentar

Auf dem Engelberg hatte Graf Ulrich von Württemberg 1466 ein Ausgustinereremitenkloster gegründet, das aber die Zerstörung im Bauernkrieg 1525 nicht überlebte. 1538 erst übergab der letzte Prior, Johannes Bentz, dann das Kloster an Württemberg1. Die Steine wurden zum Festungsbau nach Schorndorf verbracht; 1602 wurde auf der Anlage das herzogliche Jagdschloß errichtet.

Woher das Grabplatten-Fragment stammt, ist ungewiß. Fraglich ist auch, ob der abgebildete Mann mit der merkwürdigen Kopftracht einen Mönch des Konvents darstellt oder ob es sich um einen Laien handelt2.

Textkritischer Apparat

  1. Buchstabe mit deutlicher Oberlänge, vielleicht auch d mit irrtümlicher Brechung des rechten Schaftes auf der Grundlinie.

Anmerkungen

  1. Vgl. Heinrich Reiser, Vom Augustinerkloster zum Jagdschloß Engelberg, in: Heimatbuch für Schorndorf und Umgebung I (1950) 48–57, bes. 50f.; ferner: Kdm Rems-Murr 1600f.
  2. Reinhard (wie unt.) sieht in dem Fragment „mit großer Sicherheit de(n) Grabstein des Priors Schrötter…“, freilich ohne diese Identifizierung zu belegen. Johannes Schrötter war der erste Prior des Konvents.

Nachweise

  1. Reichert nr. 19.
  2. Kdm Rems-Murr 1602.
  3. Lothar Reinhard, Manolzweiler und Engelberg. Die Ausbausiedlungen um Winterbach (Winterbacher Heimat I), Remshalden-Buoch 1992, 62 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 37, Rems-Murr-Kreis, Nr. 67 (Harald Drös, Gerhard Fritz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di037h011k0006706.